Welche Städte der Region attraktiv zum Einkaufen sind
Die IHK Rhein-Neckar analysiert die Kaufkraftbindung der hiesigen Zentren. Es gibt Spitzenwerte für Mannheim, Walldorf und Mosbach.

Von Barbara Klauß
Mannheim/Rhein-Neckar. Das Geld, das den Menschen in der Region Rhein-Neckar zum Einkaufen zur Verfügung steht, landet zu einem großen Teil in den hiesigen Geschäften. Das geht aus der Kaufkraftanalyse hervor, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar am Mittwoch veröffentlicht hat. Demnach gelingt es den Händlern der Region im bundes- und landesweiten Vergleich besonders gut, die vorhandene Kaufkraft zu binden. Damit zähle die Region nach wie vor zu den attraktivsten Handelsregionen. "Das ist ermutigend in einer Zeit, in der immer noch viele Einzelhandelsunternehmen unter der Krise leiden", sagte IHK-Präsident Manfred Schnabel. Für die Analyse wurden alle 18 Ober-, Mittel- und Unterzentren im Kammerbezirk untersucht. "Der Blick in die einzelnen Kommunen ergibt wie gewohnt ein differenziertes Bild", heißt es in der Analyse.
> Mannheim: Die Quadratestadt wird ihrem Ruf als Einkaufsstadt auch bei dieser Analyse gerecht: So fließt jeder zehnte Euro, der in der Region im stationären Einzelhandel ausgegeben wird, dorthin. Zwar sei die Kaufkraft, die in Mannheim für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung steht, unterdurchschnittlich, so die IHK. Dennoch erreiche der Umsatz pro Kopf, der in den Mannheimer Geschäften generiert wird, im Vergleich mit ähnlich großen Städten in Deutschland einen Spitzenwert. "Das zeigt die hohe Attraktivität Mannheims für Kundschaft von außerhalb", erklärte der IHK-Präsident. "Umso wichtiger ist es, dass die Erreichbarkeit der Innenstadt trotz der aktuellen Herausforderungen gewährleistet werden muss", appellierte er mit Blick auf die Verkehrssituation in der Stadt.
> Heidelberg: In Heidelberg sieht die Lage anders aus. Hier fließen laut IHK – trotz eines gestiegenen verfügbaren Einkommens – verhältnismäßig weniger Ausgaben in den stationären Einzelhandel. Die Stadt könne ihre Kaufkraft nicht mehr vollständig vor Ort halten, folgert die Kammer. "Die Heidelberger Händler leiden unter den pandemie-bedingt ausbleibenden Einkäufen von Touristen und Studenten", so IHK-Präsident Schnabel.
> Walldorf, Mosbach, Schwetzingen: Eine gute Kaufkraftbindung sieht die Kammer auch in den Mittelzentren: "Vor allem Schwetzingen (156 Prozent), Walldorf (155 Prozent) und Mosbach (140 Prozent) erzielen hervorragende Ergebnisse bei der Bindung der eigenen und der Anziehung auswärtiger Kaufkraft." Dabei spielten auch Angebote außerhalb der Innenstadt eine große Rolle – in Walldorf etwa Möbel. "Mosbach profitiert von seiner Anziehungskraft als Einzelhandelsstandort für ein großes Einzugsgebiet im ländlichen Raum", erklärte der IHK-Präsident.
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> Weitere Zentren in der Region: Gut schlägt sich mit Blick auf die Kaufkraftbindung auch Sinsheim. Auf eine Quote von 94 Prozent kommt die IHK hier in ihrer Analyse. Demnach gelingt es dort, fast die gesamte vorhandene Kaufkraft in der Stadt zu halten. Buchen liegt sogar bei einer Kaufkraftbindungsquote von 108 Prozent, Weinheim bei 101 Prozent. Schlechter schneiden Eberbach (77 Prozent), Ladenburg (74 Prozent), Walldürn (79 Prozent) und Wiesloch (89 Prozent) ab.
> Leimen, Neckargemünd, Osterburken: Den drei Kommunen gelingt es in der Region besonders schlecht, die vorhandene Kaufkraft im Einzelhandel vor Ort zu binden (Leimen: 40 Prozent, Neckargemünd: 56 Prozent, Osterburken: 62 Prozent), ebenso wie Adelsheim (57 Prozent) und Hardheim (53 Prozent).
> Allgemeine Kaufkraft: Das allgemeine Kaufkraftvolumen im IHK-Bezirk ist nach Jahren kontinuierlichen Wachstums und einer pandemie-bedingten Delle im vergangenen Jahr der IHK zufolge wieder um 3,3 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro gestiegen. Beim durchschnittlichen Einkommen der Einwohner verzeichnen Neckargemünd und Osterburken demnach die größten Zugewinne.
Von dieser allgemeinen Kaufkraft stehen dem Einzelhandel, sowohl stationär als auch online, laut Kammer 27 Prozent zur Verfügung – pro Einwohner für das Jahr 2021 also 6851 Euro. Am höchsten liegt dieser Wert in Weinheim. "Mit einer Kaufkraft von 7454 Euro pro Kopf, die die Weinheimer im Einzelhandel ausgeben, haben in Baden-Württemberg nur acht von 42 vergleichbaren Gemeinden einen höheren Wert vorzuweisen", so Schnabel.
> Umsätze im Handel: Dennoch wies er darauf hin, dass es innerhalb des stationären Einzelhandels zu massiven Verschiebungen gekommen sei: "Es gibt Sortimente wie Lebensmittel sowie Bau- und Heimwerkerbedarf, die boomen. Auf der anderen Seite haben Sortimente wie Textil und Schuhe große Umsatzeinbußen erlitten." Insgesamt sanken die Einzelhandelsumsätze im Kammerbezirk ein weiteres Jahr in Folge. "Auch wenn der größte Umsatzanteil weiterhin auf den stationären Handel entfällt, stehen die Ladengeschäfte zunehmend unter dem Druck der Online-Konkurrenz", erklärte Schnabel. So sei der Anteil der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft, der im Kammerbezirk überwiegend in den Online-Handel fließt oder außerhalb der Region ausgegeben wird, um bis zu vier Prozentpunkte auf 15 Prozent gestiegen.