IHK-Analyse

Sorge um Handel in Heidelberg

Während der Corona-Pandemie gelingt es der Innenstadt immer schlechter, Kaufkraft zu binden.

03.11.2020 UPDATE: 04.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden
Heidelberger Hauptstraße im März: Wegen Corona bleiben die Menschen zu Hause. Foto: Rothe

Von Matthias Kros

Mannheim/Heidelberg. Nach Jahren mit positiver Entwicklung drückt die Corona-Pandemie 2020 auf die Kaufkraft und die Einzelhandelsumsätze in der Region. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Kaufkraftanalyse der IHK Rhein-Neckar hervor. "Die coronabedingten Beschränkungen für den stationären Einzelhandel hinterlassen spürbare Bremsspuren", kommentierte IHK-Präsident Manfred Schnabel. Dennoch gehöre der IHK-Bezirk bundesweit weiterhin zu den attraktivsten Einzelhandelsregionen Deutschlands.

Wichtigste Einkaufsstädte der Region bleiben Mannheim und Heidelberg. "Allein auf Mannheim entfallen mehr als ein Drittel der gesamten Einzelhandelsumsätze im IHK-Bezirk", so Schnabel. Heidelberg steuert etwa 15 Prozent bei. Allerdings belegt die Universitätsstadt hinsichtlich ihrer Attraktivität als Einzelhandelsstandort im bundesweiten Vergleich der Städte mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern lediglich einen Mittelfeldplatz (Rang 21 von 41).

Mit besonderer Sorge blickt die IHK dabei auf die sogenannte Kaufkraftbindungsquote: Mit einem Wert von rund 100 Prozent schaffe es Heidelberg rechnerisch gerade noch so, die einzelhandelsrelevante Kaufkraft vor Ort zu binden, heißt es in den Ergebnissen. Zum Vergleich: Mannheim kommt bei der Kaufkraftbindung auf einen Wert von 125 Prozent. "Hier schlägt die Corona-Krise voll durch, die zu einem Einbruch im Tourismus geführt hat. Das ist in Heidelberg eine wichtige Kundengruppe", sagt Schnabel. Damit verstärke die Krise einen Effekt, der schon seit Jahren zu beobachten sei: Der Heidelberger Innenstadt gelinge es immer schlechter, Kaufkraft zu binden.

In Mannheim sind es deutlich anders aus: Beim deutschlandweiten Vergleich der Kaufkraftbindung aller Großstädte mit mehr als 200.000 Einwohnern steht die Quadratestadt sogar an der Spitze. Die Innenstadt Mannheims gehört trotz sinkender Kaufkraftkennzahlen zu den zehn umsatzstärksten Standorten Deutschlands. Dabei sei offensichtlich, dass die Mannheimer Innenstadt auf Kundschaft von außerhalb angewiesen sei, so Schnabel: "Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, muss der Erreichbarkeit Mannheims daher höchste Priorität gelten", appelliert der IHK-Präsident an Politik und Verwaltung.

Auch interessant
Heidelberg: Gastro-Schließungen belasten viele kleine Zuliefer-Betriebe
Corona-Krise: Die Heidelberger Kinos bangen um ihre Existenz
Heidelberg: Verkaufsoffene Sonntage statt Online-Marktplatz?
Heidelberg: "Verödung der Innenstadt nicht zu befürchten"

Swen Rubel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nordbaden, wundert sich über diese Entwicklung nicht. Heidelberg sei durch das Fernbleiben vieler Touristen aus dem In- und Ausland wesentlich stärker von der Pandemie betroffen als Mannheim, das sich "stärker als Einkaufsstadt positioniert" habe. Rubel warnte noch einmal vor den Folgen der jüngsten Corona-Beschränkungen. Auch wenn diese hauptsächlich die Gastronomie träfen, leide auch der Handel. Denn ein Gastronomiebesuch sei einer der wichtigsten Gründe für einen Besuch von Innenstädten.

Eine weiterhin außerordentlich hohe überörtliche Kaufkraftbindung erzielen übrigens Schwetzingen, Walldorf und Mosbach. Deren Werte von um die 150 Prozent verdeutlichen, dass die Region auch im Bereich der Mittelzentren über wettbewerbsfähige Handelsstandorte verfügt. "Die beiden Standorte im Rhein-Neckar-Kreis profitieren von ihrem Angebot im Bereich Möbel und Heimwerken außerhalb der Innenstadt, Mosbach insgesamt von seiner hohen Anziehungskraft als Einzelhandelsstandort für ein großes Einzugsgebiet im ländlichen Raum", erklärt der IHK-Präsident.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.