Billigheim

Das neue Ärztehaus wird deutlich teurer als geplant

Die absehbare Kostensteigerung sorgte für Diskussionen im Gemeinderat. Zeitliche Vorgaben beim Förderbescheid drängen jedoch zum Weiterbau.

03.08.2021 UPDATE: 04.08.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Der Spatenstich für das „Ärztehaus Billigheim“ Anfang Juli 2021. Foto: Peter Lahr

Billigheim. (nak) Die Baubranche boomt, und die Kosten für Baumaterial sind auf einem Höchststand. Das führt dazu, dass Bauprojekte landauf landab derzeit um einiges teuerer werden als geplant. Mit einer Preissteigerung von rund 30 bis 35 Prozent müsse man rechnen, meinte Gemeinderat Ingbert Haaf (SPD) in der Diskussion um die Vergabe der Holzbauarbeiten für das Billigheimer Ärztehaus.

Eigentlich sollte das Gremium nur darüber entscheiden, ob der Technische Ausschuss ermächtigt wird, die Entscheidung über die Vergabe der Holzbauarbeiten für das Ärztehaus zu treffen. Hintergrund ist, dass die Submission auf die Kalenderwoche 30 festgelegt war, der Gemeinderat sich jetzt aber in der Sommerpause befindet. Um sicherzustellen, dass der Auftrag fristgerecht an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben werden kann, sollte der Technische Ausschuss die Vergabe beschließen. Da dieser aber nur Projekte bis zu einer Vergabegrenze von 50.000 Euro beschließen darf, musste der Gemeinderat die Entscheidungsgewalt an den Ausschuss übertragen.

Markus Scheurig (FW) wollte vor der Abstimmung allerdings noch wissen, wie der Stand in Sachen Leader-Förderung ist. Besonders, ob es Zusagen zur geplanten Förderung gebe und ob die Förderung an die Preissteigerungen angepasst würde. Dagegen, dass der Technische Ausschuss über den Auftrag entscheide, hatte er keine Einwände. Eine Zusage zur Förderung gebe es nicht, erklärte Bürgermeister Martin Diblik. Vielmehr sei man im Dialog. Dass die Gemeinde eine Förderzusage ohne genaue Zahlen (die erst mit der Abrechnung der Baumaßnahme vorliegen) erhält, hielt er für unwahrscheinlich. "Die Signale sind jedoch nicht negativ", so Diblik.

Eine Aussage, die Scheurig Bauchschmerzen bereitete. Mit der Vergabe der Holzarbeiten, die immerhin auf 280.000 Euro geschätzt werden, gehe man ein "hohes Risiko" ein. Am Ende könnte es sein, dass man sich über gestiegene Baukosten ärgere und keinen Zuschuss erhalte. Der im Raum stehende Zuschuss beläuft sich immerhin auf 200.000 Euro. Die Gesamtkosten sind mit 700.000 veranschlagt. "Das stimmt in gewisser Weise", räumte der Bürgermeister ein. Aber man habe sich aufgrund der Sinnhaftigkeit für das Projekt Ärztehaus entschieden und nicht wegen etwaiger Fördergelder. "Was würden wir tun, wenn wir die Förderung nicht bekämen? Alles umschmeißen?"

Auch andere Gemeinderäte waren der Meinung, dass es ein Zurück nun nicht mehr geben könne. Gemeinderat Daniel Fichter (CDU) konnte die Sorgen seines Kollegen allerdings mit Blick auf andere Bauprojekte verstehen. "Mir wird Angst und Bange, wenn ich an das Feuerwehrgerätehaus denke. Da sind Mehrkosten von 30 bis 35 Prozent deutlich heftiger!"

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Die Möglichkeit, die Ausschreibung des Gewerks zurückzuziehen und einige Monate abzuwarten, brachte Rolf Nohe (SPD) ins Spiel. Dann hätte sich der Markt vielleicht wieder etwas beruhigt. "Ein richtiger Gedanke, da die Märkte rückläufig sind", meinte Diblik. Auch die Verwaltung habe dies überlegt. Allerdings lege der Förderbescheid einen zeitlichen Rahmen fest, der dann nicht eingehalten werden könne. Im Klartext: Wenn die Gemeinde abwartet, verfällt der Förderbescheid. "Daher ist das keine Lösung für Billigheim", meinte der Bürgermeister.

Die Frage, ob es vielleicht sinnvoller sei, auf den Zuschuss zu verzichten, wenn man zu einem späteren Bauzeitpunkt deutlich mehr einspart, gleicht dem Blick in die Glaskugel. "So viel billiger wird es nicht", meinte Siegfried Keller (CDU) hierzu.

Das Thema, ob die späteren Mieter bereits über die Preissteigerung informiert und mit ihnen über höhere Mieten gesprochen wurde, musste Diblik verneinen. Die Vorfinanzierung des Ärztehauses, das später über die Mieten refinanziert werden soll, sei bisher allein Sache der Gemeinde. "Lassen Sie uns das Ding erst mal bauen", so Diblik.

Mit zwölf Ja- und zwei Nein-Stimmen wurde die Entscheidung über die Vergabe der Holzbauarbeiten an den Technischen Ausschuss übertragen.

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