"Hier entsteht Zukunft für die Gemeinde"
Spatenstich für das neue Ärztehaus in Billigheim. Gesamtkosten knapp 700.000 Euro. Leader-Förderung von 200.000 Euro.

Von Peter Lahr
Billigheim. "Heilung bedeutet, dass der Mensch erfährt, was ihn trägt, wenn alles andere aufhört, ihn zu tragen." Bis zu Wolfram von Eschenbachs Ritter-Epos "Parzival" ging Pfarrer Oliver Schüle am Dienstagmittag beim Spatenstich für das neue Billigheimer Ärztehaus zurück. Das Mittelalter ist ja auch nur wenige Steinwürfe entfernt bis heute präsent. Bildete doch die heutige Kirche St. Michael den Ursprung eines Zisterzienserklosters mit Kreuzgang. Nun soll neben der Hausarzt-Praxis von Dr. Eberhard Gesche ein 694.000 Euro teurer Neubau entstehen. "Ein mutiger und ebenso richtiger Schritt", lobten alle Redner den einstimmigen Gemeinderatsbeschluss, dem nun (endlich) Taten folgen. Ans Mikrofon traten neben Bürgermeister Martin Diblik auch Landrat Dr. Achim Brötel, Architekt Arno Seeber, Dr. Andreas Harsch sowie Leader-Geschäftsführer Martin Säurle, dessen Institution das Bauvorhaben mit 200.000 Euro unterstützt.
"Alle, die sie hier versammelt sind, tragen zum Gelingen dieses Vorhabens wesentlich bei", begrüßte der Rathauschef die Anwesenden. Nicht erst seit der Coronapandemie sei das Thema Gesundheit in aller Munde. Um die bislang "traditionell sehr gute" hausärztliche Versorgung auch künftig so gewährleisten zu können, habe sich die Gemeinde für den Neubau eines Ärztehaus entschieden. Den Aufbau und Zuschnitt habe man gemeinsam mit Dr. Ralf Stuck, Dr. Friederike Lagler und Dr. Andreas Harsch geplant. Diblik sah in dem Projekt "einen wesentlichen Meilenstein für unsere Gemeinde, der ganz erheblich zur Sicherung der Lebens- und Wohnqualität beiträgt".
Als "beispielhaft und gerne zur Nachahmung durch andere empfohlen" charakterisierte Achim Brötel die Investition. "Was nicht zur Tat wird, hat keinen Sinn", zitierte der Landrat den Reutlinger Pfarrer Gustav Werner, den Begründer des Reutlinger Bruderhauses. Der Neubau sei "ein mutiger und absolut richtiger Schritt für die gemeinsame Zukunft", auch wenn die Vorüberlegungen etwas länger gedauert hätten. Als flankierende Maßnahmen beschrieb der Redner die Arbeit der Stabsstelle Kreisentwicklung. Dort engagiere sich Lisa Marie Bundschuh tatkräftig für das Mediziner-Netzwerk inklusive Landarzt-Stipendium. In Billigheim fänden junge Mediziner künftig ideale Voraussetzungen vor: "Hier entsteht Zukunft für Ihre Gemeinde."
Die erste Antragstellung erfolgte bereits im Juni 2018, beschrieb Martin Säurle die Vorgeschichte. Für Verzögerungen sorgten offene Frage im Zusammenhang mit den Planungen für ein neues Feuerwehrgerätehaus. Dieses soll nun neben dem Neubau entstehen. Der Praxis-Neubau werde mindestens drei Ärzten Raum geben. Zu den Sprech- und Behandlungszimmern kommen ein Labor und Sozialraum, ein Technikraum und ein Büro. Weitere Details nannte Architekt Arno Seeber. "Vom ersten Tag an war die Frage im Raum gestanden: ‚Wie geht es weiter?‘", erinnerte sich der Mediziner Andreas Harsch, der vor vier Jahren in der Praxis Stuck zu arbeiten begann. Er freute sich darüber, dass die Zusammenarbeit so konstruktiv gelaufen sei.
"Pfarrer und Landärzte haben das gleiche Schicksal – sie gehören zu einer aussterbenden Rasse", scherzte Oliver Schüle. Ein kurzes Segensgebet sprach Pater Bernard Goworek, der Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Billigheim-Neudenau-Schefflenz.