Heidelberger Stückemarkt

"Dieser Erfolg macht Mut für die Zukunft"

Der Heidelberger Stückemarkt ging am Sonntagabend mit der Preisverleihung zu Ende. Rund 3800 virtuelle Besucher waren dieses Jahr insgesamt bei dem "Online-Festival" dabei.

09.05.2021 UPDATE: 10.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten
Voller Dynamik auf der Treppe: Szene aus der Schweizer Wedekind-Adaption „Frühlings Erwachen“. Sie wurde mit dem Jugendstückepreis ausgezeichnet. Der Titel wird durchgestrichen, weil die Produktion nur noch ganz vage an das Original angelehnt ist. Foto: Zoé Aubry

Von Volker Oesterreich

Heidelberg. Die Klickzahlen des am gestrigen Sonntagabend zu Ende gegangenen 38. Heidelberger Stückemarkts haben alle Erwartungen übertroffen: "So viele Zuschauerinnen und Zuschauer hätten definitiv nicht ins Theater gepasst", sagte Heidelbergs Intendant Holger Schultze nach dem zehntägigen Online-Festival für neue Dramatik. Gut 3800 Festival-Besucher wurden gezählt, viele davon bei mehreren Veranstaltungen: "Dieser Erfolg macht Mut für die Zukunft. Sicher werden einige digitale Optionen erhalten bleiben." Schultze setzt darauf, dass die Wettbewerbs-Lesungen künftig parallel zum Live-Erlebnis gestreamt werden, die Erfahrungen aus diesem Jahr seien sehr bereichernd. "Natürlich hoffen wir aber, beim Stückemarkt im nächsten Jahr wieder live vor Publikum spielen zu können."

Fünf deutschsprachige Autorinnen, ein Autor sowie drei Gäste aus Litauen stellten sich mit ihren neuen Theatertexten der Jury. Außerdem gab’s noch eine Reihe weiterer Preise zu gewinnen.

> Autorenpreis: Der mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis wird von der fünfköpfigen Jury an Svenja Viola Bungarten für ihre feministische Grusel-Erzählung "Maria Magda" vergeben. Patriarchale und koloniale Strukturen, das Thema Vergewaltigung, aber auch die Hexenverbrennungen des Mittelalters bilden den Bezugsrahmen dieses sehr intensiven Theatertextes. Spielort ist ein Internat für verhaltensauffällige Schülerinnen. Gestiftet hat das Preisgeld die Manfred-Lautenschläger-Stiftung.

Gabrielé Labanauskaité. Foto: Penkute

> Internationaler Autorenpreis: Freuen über diese Auszeichnung kann sich die litauische Autorin Gabrielé Labanauskaité, sie machte mit ihrem "Immobiliendrama" das Rennen. Dessen Protagonistin ist nach der Trennung von ihrem Partner auf der verzweifelten Suche nach einer Wohnung. Dabei lernt sie die ganze Härte des Immobilienmarktes kennen. Der Wert des Lebens und die eigene Kreditwürdigkeit führen sie in einen Strudel sozialer und finanzieller Abhängigkeiten. Vorbild für die Struktur des Stücks waren antike Dramen. Das Preisgeld beträgt 5000 Euro, gestiftet wird es vom Land Baden-Württemberg.

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> Nachspielpreis: Es wird viel fürs Theater geschrieben, sehr viel sogar. Der Nachspielpreis soll dafür sorgen, dass neue Stücke nach der Uraufführung nicht in Vergessenheit geraten. Ein Beitrag zur Nachhaltigkeit der Bühnenliteratur. Gewonnen hat ihn Sapir Hellers Inszenierung von Laura Naumanns "Das hässliche Universum" aus dem Volkstheater München. Der Nachspielpreis ist verbunden mit einer Einladung zu den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin.

> Jugendstückepreis: Von den drei vorgestellten Inszenierungen setzte sich die Wedekind-Adaption "Frühlings Erwachen" von Suna Gürler und Lucien Haug aus dem Schauspielhaus Zürich durch. Die Gewinner erhalten 6000 Euro, gestiftet vom Heidelberger Unternehmer-Ehepaar Bettina Schies und Klaus Korte, außerdem wird die Produktion zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen.

Anna Gschnitzer.Foto: Baumann

> Publikumspreis: Anna Gschnitzer wird für ihr Stück "Einfache Leute" geehrt. Das Preisgeld in Höhe von 2500 Euro stiftet der Freundeskreis des Heidelberger Theaters. Die erste Fassung ihres Stücks sei im vergangenen Sommer kurz vor der Geburt ihrer Tochter entstanden, sagte die Autorin im Gespräch mit der RNZ. "Einfache Leute" handelt davon, was passiert, wenn die Grenzen sozialer Klassen überwunden werden. Am 21. Mai wird das Stück im Staatstheater Mainz uraufgeführt.

> SWR2-Hörspielpreis: Eine Auszeichnung, die in diesem Jahr neu dazugekommen ist. Verbunden ist sie mit einer Hörspielproduktion und einem Honorar von 5000 Euro für die im nächsten Frühjahr geplante Ursendung. Ausgewählt wurde Patty Kim Hamilton mit ihrem Stück "Peeling Oranges". Im Mittelpunkt stehen drei Frauen mit koreanischen Wurzeln in Amerika.

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