Julia Häusermanns "Ich bin’s, Frank" beim Stückemarkt
Der andere Blick

Von Elisabeth Maier
Zwischen Felsbrocken steht die Performerin und Schauspielerin Julia Häusermann und träumt sich in eine schillernde Medienwelt hinein. Eine Discokugel schleudert Lichtflecke in den Bühnenraum. In der Stückentwicklung "Ich bin’s, Frank” tanzt die Schauspielerin ausgelassen.
Die Frau mit Trisomie 21 lässt Rollenklischees hinter sich. Mal eignet sie sich die weibliche, mal die männliche Seite an. Ihre Bühnenfigur ist Frank Levinsky, einer Figur aus der Serie "Verbotene Liebe”. Die Produktion der Kammerspiele München war nun beim digitalen Heidelberger Stückemarkt zu sehen.
Mit einem Kollektiv von Autorinnen und Autoren zeigt die Schauspielerin, die zum Ensemble des Theaters Hora in Zürich gehört, die Geschichte einer Identitätssuche. Sabina Winkler hat einen offenen Bühnenraum geschaffen, der ihr Halt gibt. Aus der Geborgenheit der Felswand bewegt sich Häusermann ins Scheinwerferlicht, das für sie Freiheit bedeutet.
Die geistig behinderte Künstlerin lacht, wenn sie von ihren Schwächen spricht. Selbstbewusst macht die Schauspielerin deutlich, dass sie ihre Kunst aus einer anderen Perspektive entwickelt - für ihre herausragende Leistung wurde sie 2013 beim Theatertreffen in Berlin mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet.
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Mit starken Gefühlen konfrontiert sie das Publikum bei "Ich bin’s, Frank”. Und obwohl sie für den Livestream beim Stückemarkt nur vor dem eigenen Produktionsteam spielen durfte, springt bei der digitalen Produktion ein Funke über. Regisseurin Nele Jahnke schafft der Schauspielerin Räume, in denen sie sich entfalten kann. Auch die Serienfigur Frank war ein Außenseiter, konnte kaum lesen und schreiben. Häusermann findet schnell einen Draht zum Publikum. Sie nimmt die Welt anders wahr. Das zeigt sie mit ansteckender Energie.
Selbstvergessen lacht sie, wenn Popmusik aus dem Lautsprecher dröhnt. Ein Strahlen gleitet über ihr Gesicht, wenn sie Wasser aus dem Hahn in der Felswand in den Becher lässt. Die Spontaneität, mit der Häusermann Situationen erfasst, verlieht dem Abend eine ansteckende Leichtigkeit. Das Projekt geht weit über eine inklusive Stückentwicklung hinaus. Mit den Mitteln der Kunst ebnet "Ich bin’s, Frank" den Weg für ein gegenseitiges Verstehen.