Neckargemünd

Mit Abstand und Plastiktüten: So läuft eine "Pandemie-Sitzung"

Neckargemünder Gemeinderat tagte unter besonderen Bedingungen - Lüften sorgte für frostige Halle

13.11.2020 UPDATE: 14.11.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Zuschauer blickten von der Empore auf Verwaltung und Stadträte, die zum Sprechen eine Plastiktüte übers Mikrofon ziehen mussten und mit frischer Luft versorgt wurden. Fotos: Moll

Von Christoph Moll

Neckargemünd-Mückenloch. Sich bei der öffentlichen Sitzung des Neckargemünder Gemeinderates im Stadtteil Mückenloch mit dem Coronavirus zu infizieren, war so unwahrscheinlich wie ein würdevoller Abgang von US-Präsident Donald Trump. Ja, auch in diesen Zeiten dürfen die Gemeinderäte in der Region tagen – unter strengen Hygienevorkehrungen, wie sich in Mückenloch zeigte.

Schon bei der Ankunft an der Kirchberghalle wurde dies deutlich: Wer dachte, dass er einen der beiden Eingänge frei wählen konnte, irrte sich. So gab es einen separaten Eingang für die Vertreter der Stadtverwaltung und die Stadträte. Der Hintergrund: Dass sie an der Sitzung teilnehmen, war bekannt. Anders bei den Besuchern: Sie wurden an einem anderen Eingang von Vertretern der Stadtverwaltung empfangen und mussten auf einem Formular ihre Kontaktdaten mit frisch desinfizierten Kugelschreibern angeben. Das sollte im Fall einer Infektion die Nachverfolgung ermöglichen.

Da nicht klar war, ob auf der Empore genügend Platz für Besucher ist, hatte die Stadt im Foyer einen großen Fernseher aufgestellt, auf dem die Präsentationen übertragen wurden. Auch hier hätten Bürger die Sitzung verfolgen können – so groß war der Andrang aber doch nicht.

Bürgermeister Frank Volk sprach von einer "Sitzung unter Pandemie-Bedingungen", die ein besonderes Hygienekonzept erfordere. So gab es auch getrennte Toiletten für Räte und Besucher. Mitarbeiter der Stadt achteten zudem darauf, dass sich darin nicht mehr als eine Person aufhielt. Volk wies darauf hin, dass regelmäßig Pausen gemacht werden, um alle Fenster zum Lüften zu öffnen.

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Zuschauer blickten von der Empore auf Verwaltung und Stadträte, die zum Sprechen eine Plastiktüte übers Mikrofon ziehen mussten und mit frischer Luft versorgt wurden. Fotos: Moll

Wohl als Reaktion auf die schlechte Akustik bei der vorangegangen Sitzung in der Aula des Schulzentrums hatte die Stadt eine Mikrofonanlage beschafft. Allerdings gab es für die Räte nur ein Mikrofon, zu dem diese laufen mussten – was natürlich immer etwas dauerte und ein "Fitnessprogramm" sei, wie Volk augenzwinkernd anmerkte. An ihren Plätzen fanden die Räte kleine Plastiktüten, die sie über das Mikrofon ziehen und nach dem Sprechen wieder abziehen mussten – natürlich mit entsprechendem Krach. Zum Sprechen konnten sie – so wie an ihren Einzeltischen – die Maske abnehmen. "Damit sparen wir uns das Desinfizieren", erklärte Volk. Immer wieder vergaßen aber Stadträte die Tüte, was für Schmunzeln sorgte. "Ich kann laut genug reden", meinte hingegen Petra Groesser (Grüne) und verzichtete auf den Gang zum Mikrofon, was Joachim Bergsträsser (SPD) "unmöglich" fand.

Es habe einer Pandemie bedurft, dass der Gemeinderat mal wieder in Mückenloch tagte, wurde kritisch angemerkt. Bürgermeister Volk verwies auf den "riesigen logistischen Aufwand, der fast nicht zu verantworten ist". So seien acht Mitarbeiter der Stadtverwaltung zur Einhaltung des Hygienekonzepts vor Ort.

Als Petra Groesser nach – in normalen Zeiten stets vorhandenen – Getränken für die Räte fragte, entgegnete Volk: In der Einladung zur Sitzung sei darauf hingewiesen worden, dass diese mitgebracht werden müssen. Die meisten Räte hatten etwas Heißes dabei und trugen dicke Winterjacken. Was angesichts der Lüftungsorgien eine gute Idee war. Es war so frisch, dass manche wohl zwar kein Corona, aber eine Erkältung bekamen ...

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