Heidelberg

Auch die Volksbank zieht hinter den Hauptbahnhof

So wird sie wieder zum Nachbarn der Sparkasse - Am Alt-Standort Kurfürstenanlage ist dann Platz für den großen städtebaulichen Wurf

30.10.2020 UPDATE: 31.10.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
So sieht der Europaplatz am Südausgang des Hauptbahnhofs künftig aus: In das Gebäude direkt vor dem Hochhaus-Hotel zieht die Volksbank, in das große Gebäude rechts vom Hotel die Sparkasse. Am rechten unteren Bildrand entsteht das Konferenzzentrum. Animation: pr

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. Die Heidelberger Volksbank zieht um: Voraussichtlich im dritten Quartal 2022 soll die neue Hauptstelle am Europaplatz – zwischen Hauptbahnhof und Bahnstadt – bezogen werden. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange. Die Volksbank folgt damit der Sparkasse, die den Umzug aus der Kurfürsten-Anlage bereits im November 2019 angekündigt hatte. Man werde also auch zukünftig Nachbarn sein, erklärte der Volksbank-Vorstand in einem Pressegespräch mit der RNZ.

"Am Europaplatz schließt sich der Kreis", sagt Toralf Weimer, Vorstand der Bank. 1847 wurde die Volksbank Heidelberg mit der Hauptstelle in der Schiffgasse in der Altstadt gegründet – und blieb dort über 100 Jahre bis 1960. Nachdem der Hauptbahnhof 1955 von dem Areal zwischen der heutigen Poststraße und Kurfürsten-Anlage an seinen heutigen Standort verlegt wurde, entstanden an dieser Stelle unter anderem der Menglerbau und die neue Sparkassen- und Volksbankzentrale. Doch musste die Volksbank damals erst in ihr neues Domizil hineinwachsen: Anfangs nutzte man nur rund ein Viertel des Gebäudes selbst und vermietete den Rest – doch bald wurde die Bank selbst zum Mieter. Obwohl man vor 21 Jahren noch eine Etage auf das Gebäude gesetzt und die Kuppel eingebaut hatte, mietet die Volksbank inzwischen 800 Quadratmeter Bürofläche im Carré nebenan dazu.

"Eine Weltstadt-Straße steckt noch in den Kinderschuhen", schrieb die RNZ am 15. Dezember 1960 über die damals neue Kurfürsten-Anlage. Und nun, 60 Jahre später, steht diese große innerstädtische Verkehrsader wieder vor einem riesigen Umbruch: Denn zahlreiche Gebäude dort stehen leer oder sollen abgerissen werden.

Menglerbau und Carré gehören dem Freiburger Projektentwickler Unmüssig, der den Abriss beider Bauten plant. Die Zukunft der alten Haupthäuser von Sparkasse und Volksbank ist offen. "Das Gebäude ist verbraucht, es ist abgewirtschaftet", sagt Weimer über die alte Hauptstelle. Es sei mit den vielen Verkehrsflächen ineffizient gebaut und entspreche energetisch nicht mehr den heutigen Standards. "Mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft werden jetzt ganz andere Anforderungen gestellt." Das neue Gebäude wird im Passivhausstandard errichtet. Weimer: "Nachhaltigkeit ist für uns ein wichtiges Thema." Am Altstandort bleibt die Volksbank Eigentümer des Grundstücks – ist aber offen für Neues. "Eine städtebauliche Entwicklung bietet sich hier schon an", erklärt Weimer. Man werde mit "den direkten Nachbarn" zusammen arbeiten.

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Auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die zur Weststadt gehört, steht vieles leer: Das Hotel Crowne Plaza schloss am 31. Juli von einem Tag auf den anderen, der Baumarkt ein paar Meter weiter hat im November 2019 geschlossen, ein Statiker verhängte ein Betretungsverbot für den gesamten Komplex. Der Eigentümer Diringer und Scheidel, ein Mannheimer Baukonzern, hatte angekündigt, alles abzureißen.

Für den Europaplatz, den neuen Bahnhofsvorplatz-Süd, zeichnet die Gustav-Zech-Stiftung verantwortlich. "Da fühlen wir uns gut aufgehoben", sagt Weimer. Das Gebäude soll fünf Ober- und drei Untergeschosse bekommen, insgesamt 9000 Quadratmeter bieten, aber nicht komplett von der Bank genutzt werden. "Wir werden die Hälfte brauchen", sagt Weimer. Den Rest wolle man vermieten und sich so die Möglichkeit offen lassen, weiter zu wachsen.

Als die Bank 1960 in die Kurfürsten-Anlage zog, hatte sie 67 Mitarbeiter, eine Bilanzsumme von 39 Millionen Mark und einen Gewinn von 192.000 Mark. Allein seit der Finanzkrise 2008/2009 hat sich das Kundenvolumen der Bank mehr als verdoppelt. 170 Menschen arbeiten heute für die Heidelberger Volksbank.

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