Menglerbau-Mieter haben nur noch Verträge bis Ende 2021
Konkrete Planungen gibt es noch nicht. Dem Unternehmen zufolge könnte erst in fünf Jahren etwas passieren.

Das einzige Hochhaus in der Heidelberger Innenstadt könnte bald Geschichte sein: Der Projektentwickler Unmüssig will an dieser Stelle langfristig etwas Neues bauen. Foto: Rothe
Von Timo Teufert
Heidelberg. Seitdem der Freiburger Projektentwickler Unmüssig 2016 den Menglerbau am Adenauerplatz übernommen hat, ist in Heidelberg immer wieder die Rede davon, dass der neue Eigentümer den Komplex abreißen und einen Neubau errichten will. Tatsächlich hat der Projektentwickler diese Perspektive in die neuen Mietverträge geschrieben, die alle Mieter mit der Übernahme erhalten haben.
Alle neuen Verträge sind bis Ende 2021 befristet, was danach mit dem markanten Hochhaus und der Ladengalerie "Das Carré" – die sich mittlerweile zu einem "Food Court" gewandelt hat – passiert, ist allerdings ungewiss: Konkrete Planungen hat das Unternehmen bei der Stadt noch nicht vorgelegt. Nach Angaben von Hans-Peter Unmüssig, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens, könnte erst in fünf Jahren am Adenauerplatz etwas passieren.
Wie die anderen Mieter auch, musste das Zimmertheater 2017 einen neuen Mietvertrag für die 21 Quadratmeter große Wohnung unterschreiben, die das kleine Theater im Hochhaus unterhält. Dort werden Schauspieler während ihrer Zeit in Heidelberg untergebracht. "Der Vertrag ist bis 31. Dezember 2021 befristet", erklärt Franz Thüringer, beim Zimmertheater für Verwaltung und Finanzen zuständig.
Im Vertrag heißt es außerdem: "Das Carré stammt aus den 1960er Jahren. Der Vermieter plant, das Carré aufgrund seines baulichen Zustands, insbesondere aber aufgrund seines energetischen Zustands durch einen Neubau zu ersetzen." Und weiter heißt es: "Der Vermieter hat dem Mieter seine Absicht mitgeteilt, das Carré zu beseitigen." Ähnliches hört man auch aus dem gewerblichen Bereich. Ein Mieter dort sagt: "Meines Wissens wurden nur noch Mietverträge bis Ende 2021 abgeschlossen."
Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck bestätigt, dass es Gespräche mit Unmüssig über die Vorstellungen und Ideen, die das Unternehmen für den Komplex entwickelte, gegeben hat. "Wir hatten Herrn Unmüssig einen Wettbewerb für das Areal vorgeschlagen, den Herr Unmüssig auch durchführen wollte", sagt Odszuck auf Nachfrage. Doch in dem großen Komplex seien offenbar viele Nutzerfragen zu klären und es gebe verschiedene Miet- und Pachtverhältnisse. "Derzeit ist das Thema jedenfalls nicht mehr aktuell. In den letzten ein bis eineinhalb Jahren gab es keine Aktivitäten", so Odszuck.
Das bestätigt auch Hans-Peter Unmüssig: "Wir haben das Carré stabilisiert und vermietet. Auf lange Sicht haben wir aber immer eine Projektentwicklung im Blick." Die Pläne für das Carré wolle man vorantreiben, wenn die Zeit dafür reif sei. Langfristig soll an der Stelle "etwas Schönes" entstehen. Unmüssig verspricht: "Bei der Stadtentwicklung wollen wir uns einbringen und mit der Stadt zusammenarbeiten." Bis dahin gelte: "Wir wollen versuchen, unsere Mieter glücklich zu machen."
Der Menglerbau wurde am 6. Oktober 1961 eingeweiht und steht auf der Fläche des 1955 aufgegebenen Hauptbahnhofs. Entworfen wurde er vom Darmstädter Architekten Jakob Mengler, von dem auch der Name stammt. Mengler wollte das Hochhaus mit 16 Etagen errichten, doch nach heftiger Debatte bestand die Kommunalpolitik auf 14 Stockwerken (Höhe: 47,80 Meter). Wichtigste Mieter waren damals Foto-Radio Kaiser und das Textilgeschäft Hettlage. 1978 verkaufte Mengler den Komplex an die Allianz-Versicherung, 1989 wurde das Hochhaus saniert und bekam eine neue Fassade, 1993/94 folgte dann die Ladengalerie, die seither "Das Carré" heißt.
Ab 2002 übernahm IFM Immobilien nach und nach den Wohnturm und die Ladenpassage, weil sich das Unternehmen aber vom Projektentwickler zum Verwalter von Bestandsimmobilien wandelte, verkaufte IFM den Menglerbau an Unmüssig, der in der Bahnstadt das Stadttor-West gebaut hat und dort derzeit das Nahversorgungszentrum "Westarkaden" errichtet.