Heidelberger Klimaschutz-Aktionsplan

Mit dem Pendler-Schnellbus direkt in die Stadt?

Neue Linien, mehr Straßenbahnen, dichtere Taktung: Klimaschutzaktionsplan soll Nahverkehr attraktiver machen

13.01.2020 UPDATE: 14.01.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Archiv-Foto: Popanda

Von Denis Schnur

Heidelberg. Die Klimaschutz-Maßnahmen der Stadt werden – wenn sie konsequent umgesetzt werden – weitreichende Konsequenzen für Heidelberger, Gäste und Beschäftigte in der Stadt haben. Welche das sind beziehungsweise sein könnten, zeigt die RNZ in ihrer Reihe zum Aktionsplan. Während sich Teil eins damit befasste, wie der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) günstiger werden soll, geht es heute darum, wie er besser werden kann – durch neue Linien, neue Haltestellen und eine dichtere Taktung.

Schnellbusse für Pendler: Heidelbergs Verkehrsprobleme sind vor allem auf die vielen Menschen aus dem Umland zurückzuführen, die täglich mit dem Pkw ins Zentrum und ins Neuenheimer Feld fahren. "Die Heidelberger erreichen wir schon, aber wir müssen auch die Einpendler erreichen", erklärt Alexander Thewalt, Leiter des Amtes für Verkehrsmanagement. Und dafür will die Stadt neue Wege gehen und mindestens vier Sonderbuslinien für Einpendler einrichten: "Normalerweise endet die Finanzierung an der Gemarkungsgrenze", so Thewalt. "Wir sehen diese Leistung jedoch stark in unserer Verantwortung." Deshalb sei man bereit, den Großteil der Kosten zu tragen – auch für Wege außerhalb der Stadt. Sobald die Kosten feststehen, muss der Gemeinderat zu den einzelnen Linien seine Zustimmung geben.

Hintergrund

Pendlerbusse überzeugen die Nachbarn in Neckargemünd, Dossenheim und Schwetzingen nicht.

Heidelberg will der Einpendler Herr werden. Und bei ihren Überlegungen im Zuge des Klimaschutz-Aktionsplans merkt die Universitätsstadt: Ohne die Region geht es

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Pendlerbusse überzeugen die Nachbarn in Neckargemünd, Dossenheim und Schwetzingen nicht.

Heidelberg will der Einpendler Herr werden. Und bei ihren Überlegungen im Zuge des Klimaschutz-Aktionsplans merkt die Universitätsstadt: Ohne die Region geht es nicht. Im Heidelberger Rathaus sind unter anderem "Park and Ride"-Anlagen in Neckargemünd, Sandhausen und Schwetzingen im Gespräch in Verbindung mit neuen Pendler-Buslinien.

> In Neckargemünd steht man dem Ansinnen prinzipiell positiv gegenüber. Allerdings verfolgt man einen anderen Ansatz: "Für uns ist wichtig, dass die S-Bahnen mehr Kapazität bekommen", sagt Stadtsprecherin Petra Polte. Erst wenn auf der Schiene ein dichterer Takt herrsche und längere Züge fahren würden, könne man sich in einem zweiten Schritt über mehr Parkraum Gedanken machen. Als "idealen" Standort für solch einen Pendlerparkplatz bezeichnet Polte das Areal beim Freibad. Von dort könnten die Pendler über die Eisenbahnbrücke zum S-Bahnhof laufen. Selbst mit diesem Spaziergang würden die Pendler noch "Zeit, Stress und Kosten", sparen. "Der Platz beim Schwimmbad ist aber nur eine Idee und noch keine feste Variante", betont die Stadtsprecherin. Denn ohnehin sei das ganze Thema bislang nur eine Idee. "Es ist bei Weitem noch nichts in trockenen Tüchern", so Polte. "Das ist keine Sache, die in einem Jahr realisiert wird." Es gebe aber Gespräche zwischen dem Neckargemünder Bürgermeister Frank Volk und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner. Denn das Pendler-Thema gehe auch Neckargemünd etwas an: "Eine Entlastung für Kleingemünd würde auch uns etwas bringen."

> Dossenheim wird zwar nicht explizit von der Heidelberger Stadtverwaltung genannt. Doch es ist ein alter Hut, dass die Pendlerströme aus dem Norden auf dem Weg nach Heidelberg durch die 12.500-Einwohner-Gemeinde rollen. Ein Pendlerparkplatz zwischen Dossenheim und Heidelberg war schon einmal im Gespräch. "Über das Thema Shuttle-Parkplatz/L 531 wurde mit mir beziehungsweise der Gemeinde Dossenheim nicht nochmals gesprochen", meint jedoch Dossenheims Bürgermeister David Faulhaber. Er halte es für die Situation aus dem Norden ohnehin für zu kurz gedacht, sich lediglich auf Shuttlebusse zu konzentrieren, "Auch weil ich keine deutliche Situationsverbesserung darin für Dossenheim erkenne", so Faulhaber. Grundsätzlich stehe er aber mit den Nachbarkommunen und auch Heidelberg in engem Austausch – "auch und gerade bei Verkehrsthemen", so der Rathauschef.

> In Schwetzingen ist man alles andere als abgeneigt. "Jede Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs nach Heidelberg wird begrüßt", erklärt ein Stadtsprecher. "Wir sind gespannt auf die Pläne." Für die Schnellbuslinie über Patrick Henry Village nach Schwetzingen hat Heidelberg bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Verbindung soll als Vorlauf für eine mögliche Straßenbahnlinie dienen. (aham/man) 

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Die Busse sollen auf direktem Weg – möglichst über Busspuren und mit wenigen Halten – zum Hauptbahnhof, zum Betriebshof und ins Neuenheimer Feld fahren. "Das Angebot muss schnell und attraktiv sein, damit Menschen umsteigen", so Thewalt. Wo die Busse starten, ist aber noch unklar: "Der Verkehrsverbund prüft das und macht dann Vorschläge", erklärt der Amtsleiter. Eine Linie von Schwetzingen über Patrick Henry Village ist jedoch bereits konkret in Prüfung, diese soll als Vorlauf für die Straßenbahn dienen. Oberbürgermeister Eckart Würzner hat zudem Sandhausen und Walldorf als mögliche Ausgangsorte genannt. Und im Osten bietet sich Neckargemünd als Standort für eine "Park-and-Ride"-Anlage an. Denn den Planern ist klar, dass auch die neuen Linien nicht dafür sorgen, dass Einpendler aus kleineren Dörfern komplett auf das Auto verzichten können. Deshalb sei das Ziel vielmehr, sie möglichst früh zum Umstieg auf den ÖPNV zu bewegen. Dabei sollen "Docking-Stations" im Umland oder am Stadtrand helfen. Zu deren Umsetzung sei man mit zwei Umlandgemeinden in Gesprächen. Aber auch eine Beteiligung von Firmen sei denkbar – schließlich sollen dort keine reinen Parkplätze entstehen. "Da könnten sich auch ein Kiosk, ein Bäcker oder anderer Einzelhandel ansiedeln." An Stromanschlüssen könnten zudem E-Fahrzeuge geladen werden.

Bessere Taktungen: Auch wenn außer den Bussen im 30-Punkte-Plan nicht viel über den ÖPNV-Ausbau steht, macht Thewalt klar: "Da kommt noch mehr." Denn: "Wenn man Menschen zum Umstieg bewegen möchte, braucht man ein verdammt gutes Angebot." Deshalb soll auch der Takt verdichtet werden, in dem Busse und Bahnen fahren: "Gegebenenfalls machen wir das generell, aber auf jeden Fall für einzelne Linien und am späten Abend", so Thewalt. Das hänge einerseits von der Finanzierung ab, andererseits von der Kapazität. Denn für engere Taktungen und neue Linien braucht man mehr Fahrzeuge, mehr Fahrer und zum Teil größere Haltestellen.

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Neue Linien: Nicht nur vom Umland aus, auch innerhalb der Stadt soll das ÖPNV-Netz mittelfristig ausgebaut werden, zusätzliche Linien für umsteigefreie Verbindungen werden geprüft. Klar ist schon jetzt, dass die ehemaligen Armeeflächen mit Bussen und einer neuen Bahnlinie angebunden werden. "Aber auch darüber hinaus müssen wir uns mit der RNV Gedanken machen, wo wir das Angebot verbessern können", so Thewalt. Zumal Bund und Land derzeit ehrgeizige Förderprogramme für den ÖPNV-Ausbau auflegen.

Neue S-Bahn-Haltepunkte: Für viele Einpendler ist schon jetzt die S-Bahn das wichtigste Verkehrsmittel. Auch sie soll weiter ausgebaut werden. So wird derzeit etwa die Einrichtung zweier neuer Haltepunkte in der Südstadt und in Rohrbach Süd geprüft. "Die Strecke nach Süden ist aber leider völlig ausgelastet", bremst Thewalt die Euphorie. Deshalb sei noch unklar, ob die Züge dort halten: "Weitere Stationen könnten ein drittes Gleis nötig machen."

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