Es könnte bald vier neue Baugebiete geben
Gemeinderat fasste kurz vor Fristende Aufstellungsbeschlüsse - Es ist allerdings fraglich, ob sich tatsächlich Bauflächen realisieren lassen

Von Ralf März
Angelbachtal. Gleich vier Aufstellungsbeschlüsse für neue Baugebiete am Ortsrand fasste der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung. Kräftig diskutiert wurde bereits beim vorhergehenden Tagesordnungspunkt, als es um die Einwohnerentwicklung ging. Vor einem "sterbenden Ort" warnte dabei Bürgermeister Frank Werner, als er auf die Folgen von fehlendem Zuzug junger Familien mit Kindern einging.
Auch das Thema Flächenverbrauch spielte schon in dieser Diskussion eine große Rolle: Entstanden waren die großen Neubaugebiete in Angelbachtal allerdings bereits nach dem Krieg und in den 1970er-Jahren. Die letzten Neubaugebiete waren flächenmäßig deutlich kleiner, wie die Statistik von Hauptamtsleiter Diethelm Brecht zeigte.
Bei den jetzt gestarteten Bebauungsplanverfahren ging es um vier Flächen, die nach der Vorstellung der Verwaltung im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13b des Baugesetzbuchs "zur Sicherung der Gemeindeentwicklung" umgesetzt werden sollen.
Doch dass damit 7,5 Hektar neues Bauland am Ortsrand entstehen, wie es Gemeinderat Jürgen Fels zusammenfasste und dabei auch das beschleunigte Verfahren ohne Umweltverträglichkeitsprüfung kritisierte, wollte der Bürgermeister so nicht stehen lassen: Fraglich sei für ihn, ob aus den vier Vorhaben überhaupt eines realisiert werden könne. Vieles hänge von der Mitwirkungsbereitschaft der Grundstückseigentümer ab, und auch die Machbarkeit sei im weiteren Verfahren zu prüfen.
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Gemeinderat Karl Kern machte deutlich, dass es ohne Flächenentwicklung nicht gehen werde, blickte aber kritisch auf die "ökologisch wertvolle Wiese" am Sonnenberg, die als eine der Neubauflächen vorgesehen ist. Auch Frank Reinbold hatte zuvor erklärt, dass Flächenverbrauch nicht die Zukunft sein könne, stellte aber auch die Frage, wo die Leute dann hinzögen, wenn keine Bauflächen in Angelbachtal entstünden.
Heimo Linse machte den Vorschlag, die Entscheidung bis nach der Bürgerversammlung im Januar zu vertagen. Dann wäre das beschleunigte Bebauungsplanverfahren aber nicht mehr möglich, die Regelungen dazu laufen zum Jahresende aus.
Mit großen Mehrheiten wurden die Bebauungsplanverfahren dann auf den Weg gebracht: Eine Fläche von 2,7 Hektar umfasst der Bereich "Sauäcker" in der Verlängerung der Brunnenstraße und der oberen Brunnenstraße (zwei Gegenstimmen). Die kleinste Fläche ist der Bereich "Unterer Eichenweg" mit 0,8 Hektar (eine Gegenstimme).
Das einzige derzeit nicht landwirtschaftlich genutzte Gelände ist die Wiese im Bereich "Am Sonnenberg" hinter der Sonnenbergschule mit 1,2 Hektar (zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung). 2,6 Hektar umfasst die Ackerfläche im Bereich "Wanne", die an den Reitersberg und die Wannenstraße anschließt (zwei Gegenstimmen).
Drei dieser Gebiete seien seit Jahrzehnten mit einem "roten B" in der Flächennutzungsplanung markiert gewesen und somit für eine zukünftige Nutzung als Wohnbaufläche vorgesehen, erklärte Werner. Er verwies auch darauf, dass es sich jeweils um ergebnisoffene Verfahren handle, in die – wie bei bisherigen Bebauungsplänen – die Öffentlichkeit und die Bevölkerung einbezogen würden. Bis zum Jahresende 2021 bliebe im beschleunigten Bebauungsplanverfahren Zeit, um rechtskräftige Satzungen zu erlassen.
Direkt beschlossen wurden von den Bürgervertretern vier Satzungen, die der Gemeinde für die betroffenen Gebiete ein besonderes Vorkaufsrecht einräumt. Werde dort jetzt ein Grundstück verkauft, könne die Gemeinde zu den zwischen Verkäufer und Käufer ausgehandelten Konditionen in den Vertrag eintreten, erklärte Werner. Damit solle vor allem der Spekulation vorgebeugt werden.