Kindergarten "Am Sonnenberg" um zwei Gruppen erweitert
Die Kinderbetreuung ist im Umbruch – Die Kosten belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro

Der Kindergarten "Dorfmitte" soll perspektivisch zu einer reinen Kinderkrippe umgebaut werden. An die beiden Kindergartengruppen wurden im Jahr 2011 bereits zwei Krippengruppen für Kinder ab einem Jahr angebaut. Foto: Ralf März
Von Ralf März
Angelbachtal. Richtungsweisende und millionenschwere Entscheidungen zur Verbesserung der Krippen- und Kindergartensituation in der Gemeinde hat der Gemeinderat getroffen: Der Kindergarten "Am Sonnenberg" wird generalsaniert und um zwei Kindergartengruppen erweitert, der Kindergarten "Dorfmitte" soll mittelfristig zur reinen Kinderkrippe werden.
Von einer Umbruchsituation in den Kindergärten sprach Hauptamtsleiter Diethelm Brecht, als er die Bedarfsplanung vorstellte. Untersucht hatte er neben den bereits vorliegenden Anmeldungen und den Neugeborenenzahlen vier Schwerpunkte mit teils gegenläufigen Ergebnissen: Die neu erschlossenen Baugebiete werden über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren statistisch für einen Zuwachs von etwa 80 Kindern zwischen null und sechs Jahren sorgen. Gleichzeitig sei, auch hier aus der Erfahrung der letzten Jahre, statistisch mit einem Rückgang von 1,5 Kindern pro Jahr zu rechnen. Einfluss nehmen auch die Flüchtlinge, die der Gemeinde in den letzten Jahren zugewiesen wurden, aktuell elf Kindergartenkinder.
Den letzten Schwerpunkt bilde die gesellschaftliche Entwicklung: Wurden im Jahr 2013 noch 73 Prozent der Kinder erst mit drei Jahren in den Kindergarten gegeben, so sind es im Jahr 2017 nur noch rund 37 Prozent. Über 60 Prozent der Kinder besuchen also bereits ab dem Alter von einem oder zwei Jahren die Krippe oder eine altersgemischte Gruppe. Dieser Trend werde sich fortsetzen. Bis zum Jahr 2021 rechnet Brecht, dass 83 Prozent der Kinder vor ihrem dritten Geburtstag eine Betreuungseinrichtung besuchen werden. Die Folge: Durch die längere Verweildauer im Kindergarten werden mehr Plätze benötigt. Konkret nannte der Hauptamtsleiter einen Bedarf von 48 Plätzen für Kinder unter drei Jahren bis zum Jahr 2020, vorhanden seien aktuell 31.
Dass es sich hier nicht um ein langfristiges Zukunftsthema handelt, sondern die Plätze bereits jetzt weitestgehend belegt sind, zeigt sich im evangelischen Kindergarten Michelfeld, in dem zum April kurzfristig eine dritte Gruppe für zwölf Kinder eingerichtet wurde, so Bürgermeister Frank Werner.
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Welche Möglichkeiten es zur Schaffung neuer Betreuungsplätze gibt, erläuterten Bürgermeister und Hauptamtsleiter ausführlich. Untersucht worden waren sieben Varianten, darunter Anbauten beim Kindergarten "Dorfmitte", wo es hohe Kosten gebe und eine schwierige Gebäudesituation vorherrsche. Geprüft wurden auch der evangelische Kindergarten Eichtersheim, dessen Gelände der Kirchengemeinde gehört, und selbst die Einrichtung einer Kinderkrippe in einem gemeindeeigenen Wohnhaus neben dem evangelischen Kindergarten Michelfeld.
Kapazität, zügige Realisierbarkeit, Anbindung in das Mittagessensangebot und Kosten waren die Gründe, warum sich der Gemeinderat einstimmig entschied, den Kindergarten "Am Sonnenberg" im Untergeschoss der Sonnenbergschule um zwei Gruppen zu erweitern. Einen Planentwurf hatte hierzu bereits das Stuttgarter Planungsbüro "Schlude, Ströhle, Richter" erarbeitet, das auch die Sonnenberghalle geplant hat.
Wie Architekt Karl Ströhle erläuterte, sollen die heutige Lehrküche der Schule in Kindergartenräume umgebaut und das Gebäude um einige Meter in Richtung Sonnenberghalle erweitert werden. Dabei sollen der Eingang verlegt und auch die bestehenden, nach rund 25 Jahren renovierungsbedürftigen Räume umgebaut werden. Aus dem Kindergarten "Dorfmitte" werde in diesem Zusammenhang eine reine Kinderkrippe entstehen, was auch Umbaukosten erzeuge. Ersten Schätzungen zufolge, müsse mit Gesamtkosten von etwa 1,5 Millionen Euro gerechnet werden.
In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass die favorisierte Lösung auch Schattenseiten hat. So bemerkte Anne Gmelin, dass übergreifendes Lernen von Krippen- und Kindergartenkindern dann nicht mehr möglich sei. Hinterfragt wurde auch das Außengelände beim Sonnenberg. Ursel Balheim sprach von einer innovativen Lösung und gab gleichzeitig zu bedenken, dass das Bestmögliche für die Kinder getan werden müsste, die den ganzen Tag in der Einrichtung verbringen. Auch die renovierungsbedürftige Schulküche wurde hinterfragt: Sie soll in einen anderen freien Raum verlegt werden. Die Kosten dafür, nämlich 70.000 Euro, wurden bereits im Haushaltsplan vorgesehen. Als "alternativlos" bezeichnete Jürgen Lutz letztendlich die favorisierte Lösung für die Kindergärten.
Nach der "richtungsweisenden Entscheidung", von der Bürgermeister Frank Werner spricht, soll nun das Planungsbüro in die Detailplanung einsteigen. Gleichzeitig werden die Zuschusssituation ermittelt und entsprechende Anträge gestellt.