Weinheim

Weil jedes Kind einen Kita-Platz braucht

Sieben Maßnahmen sollen Bedarf und Kapazitäten in Einklang bringen - Lange Debatte im Rat - Keine Entscheidung zu Rippenweier

12.12.2019 UPDATE: 13.12.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
Auch in Zukunft dürfte es eng zugehen an den Garderoben in Weinheims Kindertagesstätten. Weil die Zahl der Kinder in den kommenden Jahren „relativ stark und kontinuierlich“ steigt, wollen OB Manuel Just und die Fraktionen zusätzliche Plätze schaffen. Foto: Dorn

Von Günther Grosch

Weinheim. Gabriele Lohrbächer-Gérard, rechte Hand von Oberbürgermeister Manuel Just, hatte im Verlauf der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung des Jahres noch einmal viel zu tippen. Beim Tagesordnungspunkt "Bedarfsplanung Kindertagesstätten" wurden die Beschlussanträge und der Maßnahmenkatalog der Verwaltung noch mal an mehreren Stellen geändert. Es galt, auf unterschiedliche Wünsche, Anregungen und Verbesserungsvorschläge der Ratsmitglieder zu reagieren, die Tischvorlage noch um einen siebten Punkt zu ergänzen, einen Satz zu streichen und wieder an anderer Stelle ein "besseres Wort" einzufügen. Am Ende zeigten sich Verwaltungsspitze und Gemeinderat mit dem Gesamtpaket zufrieden und verabschiedeten alle Punkte jeweils einstimmig.

Bedarfszahlen im Rathaus und vor Ort verschieden?

"Die Kinderzahlen in Weinheim und seinen Stadtteilen steigen weiter relativ stark und kontinuierlich an. Wie reagieren wir darauf?", lautete die von OB Just in den Raum gestellte Frage. Dass es in den Kindertagesstätten und Krippen "auch wegen unserer familienfreundlichen Baugebiete eng wird", wisse man schon seit längerem, brachte es Cornelia Münch-Schröder (GAL) auf den Punkt. Trotzdem sei man von der Sicherstellung des seit 2013 bestehenden Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz für jedes Kind noch weit entfernt. Abhilfe könne die Weiternutzung der Gebäude der Albert-Schweitzer- und der Johann-Sebastian-Bach-Schule schaffen, die ab dem Schuljahr 2021/22 in das im Bau befindliche Schulzentrum West umziehen.

Nicht zu leugnen sind gleichfalls Platz-Probleme und eine damit verbundene angespannte Betreuungslage in Sulzbach und vor allem in Rippenweier, "wo eigentlich schon in diesem Sommer ein Waldkindergarten eingerichtet werden sollte", wie Monika Springer (Freie Wähler) sagte. Auf jeden Fall gelte es, in diesen wie in anderen Fällen über einen "Plan B" nachzudenken: "Hohensachsen hat nicht für alle Platz." Als "seltsam" bezeichnete Heiko Fändrich (CDU), dass aus der Verwaltung andere Bedarfszahlen kämen als aus den Ortsteilen. Was Carmen Harmand vom Städtischen Amt für Bildung und Sport mit der großen Schwankungsbreite bei Zu- und Wegzügen von Bürgern begründete. Auf der anderen Seite, so noch einmal Fändrich, brauche die Stadt die Einnahmen aus dem Verkauf der Bach- und der Schweitzer-Schule, um den Haushalt in der Balance zu halten.

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Die Kommunen müssten andauernd finanzielle Aufgaben übernehmen, die ihnen von der Bundes- und Landespolitik übertragen werden, kritisierte Stella Kirgiane-Efremidou. Eine "Schnapsidee" der Landesregierung sei es, so die Fraktionssprecherin der SPD, die Einschulungstage zeitlich verschieben zu wollen. Benötigt würden sowohl eine Kita auf der Waid, an deren Trägerschaft das "Pilgerhaus" Interesse zeigt, wie auch im Neubaugebiet Allmendäcker. Und auch die Verlängerung des Weiterbetriebs der Sport-Kindertagesstätte in "Seppl’s Herberge" bis mindestens ins Kindergartenjahr 2027/28 ist wohl unausweichlich.

Je früher der Nachwuchs gefordert und gefördert wird, desto leichter falle den Kindern der Wechsel in die Grundschule und später die weiterführenden Schulen, so Günter Deckert (DL). Dass die Kinderbetreuung zu den kommunalen Pflichtaufgaben zählt, sei eine Binsenwahrheit. Diskussions- und zusätzlichen Abstimmungsbedarf rief ein Antrag von Carsten Labudda (Die Linke) hervor. Er wollte festgeschrieben haben, dass die Immobilie Johann-Sebastian-Bach-Schule nicht veräußert wird. Sein Antrag fand lediglich fünf Befürworter, drei Stadträte enthielten sich ihrer Stimme. Karl Bär (FDP) unterbreitete den Vorschlag, der Gemeinderat möge sich doch einmal das aus Containern gebildete Kinderareal in Rimbach anschauen. Eine solche Lösung hält er auch in Rippenweier für möglich.

Weil Rippenweiers Ortsvorsteherin Anja Blänsdorf aktuell keine konkreten Zahlen über die angespannte Betreuungslage vor Ort vorlegen konnte, will Just sich erst einmal einen Überblick verschaffen und belastbares Zahlenmaterial beschaffen. Die Verwaltung soll aber prüfen, ob ein Bauwagen oder ein Container zusätzliche Kapazitäten schaffen kann.

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