"Seppl’s Herberge" weicht für Kita

Traditionslokal in Weinheim schließt Ende des Monats

Räume sollen für zwei Gruppen einer Sport-Kindertagesstätte umgebaut werden

13.01.2019 UPDATE: 14.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

"Seppl’s Herberge" am Sonntag: Wo jahrelang Mannschaftsbesprechungen, Familienfeiern und Vereinstreffen stattfanden, sollen ab August 35 Kinder betreut werden. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Ein gutes Stück Weststadt-Tradition steht vor dem Ende: Das Weinheimer Stadion-Restaurant "Seppl’s Herberge" schließt zum 31. Januar. Der derzeitige Pächter will die Gastronomie nicht weiterführen. Während die TSG Weinheim in ihrem Stadion auf andere Bewirtungsangebote wie etwa den "Harder-Treff" zurückgreifen kann, verlieren kleinere Vereine und Familien aus dem Stadtteil einen Treffpunkt. Das klingt deprimierend. Doch TSG und Stadt wittern eine Chance: Angesichts der extrem engen Betreuungssituation im Kita-Bereich soll die eigentlich erst für das das Kindergartenjahr 2021/22 geplante Sport-Kindertagesstätte der TSG nun schon in diesem Sommer in Betrieb gehen - peu à peu und in den Räumen von "Seppl’s Herberge".

Der Kinder- und Jugendbeirat soll bereits am Mittwoch Nägel mit Köpfen machen. Wenn es nach dem Willen der Verwaltung geht, wird der Beirat einer Aufnahme der Sportkita "Seppl’s Kinderherberge" in die örtliche Bedarfsplanung sowie einer 85-prozentigen Bezuschussung der Betriebskosten zustimmen. Zustimmungspflichtig ist auch eine Abweichung vom Erbbauvertrag zwischen Stadt und TSG - der Vertrag sieht ausdrücklich eine gastronomische Nutzung vor - sowie ein Investitionskostenzuschuss in Höhe von 79.210 Euro. Letzterer dient der Anschaffung von Kita-Möbeln. Die endgültige Entscheidung soll der Gemeinderat einen Tag vor Schließung der Gaststätte fällen: am Mittwoch, 30. Januar.

Dann könnte es Schlag auf Schlag gehen: Sobald die TSG den Umbau der heutigen Gaststättenräume für geschätzte 252.160 Euro hinter sich hat, sollen hier 35 Kinder unterkommen. 20 der Plätze sind für eine Ganztagsgruppe vorgesehen, die restlichen 15 für eine Gruppe mit Verlängerter Öffnungszeit. Für die charakteristischen Sportangebote der Kita soll das Hector-Sport-Centrum zur Verfügung stehen. Die Familien müssen dafür allerdings bis zu 100 Euro zusätzlich zahlen. Ob dieser Beitrag an die Einkommen der Eltern angepasst wird, ist noch offen.

Trotz dieser ziemlich detaillierten Planungen wird "Seppl’s Kinderherberge" ein reines Provisorium. Die Kinderherberge soll es nur so lange geben, bis das schon seit längerer Zeit geplante Gebäude für eine Sport-Kita auf dem Gelände des Sepp-Herberger-Stadions fertig ist. Laut aktueller Planung wäre dies mit Beginn des Kindergartenjahrs 2021/22 der Fall. Es handelt sich jedoch nicht nur um ein kurzlebiges, sondern auch um ein teures Provisorium. Denn die TSG holt sich einen Teil ihrer Umbaukosten zurück. "Als Kompensation berechnet der Verein eine kalkulatorische Miete, die zusätzlich in die Betriebskosten einfließt", teilt die Verwaltung in der Beschlussvorlage mit.

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Darin gehen die Verantwortlichen unter Führung von Bürgermeister Torsten Fetzner auf die hohen Kosten für Verein und Stadt ein. Demnach würden sich die Betriebskosten für die beiden Kita-Gruppen auf rund 344.500 Euro im Jahr belaufen. Der Zuschuss der Stadt läge bei 292.830 Euro pro (Betriebs-)Jahr, wobei die Bezuschussung erst mit dem Start der Kita beginnt. Der ebenfalls 85-prozentige Zuschuss zur kalkulatorischen Miete ist da noch nicht eingerechnet. Hier ergibt sich eine Gesamtförderung von geschätzten 112.020 Euro.

Die TSG muss dabei nicht nur einen Teil des anstehenden Umbaus tragen, sondern womöglich auch weitere Rück- oder Umbauarbeiten. Denn was nach 2021 aus den heutigen Räumen von "Seppl’s Herberge" wird, ist noch nicht geklärt.

Die Stadt rechnet allerdings damit, dass der Andrang auf Kinderbetreuungseinrichtungen zunimmt, bedingt durch Zuzüge und neue Wohnungen. Würden die 35 zusätzlichen Plätze nicht zur Verfügung stehen, könnte die Stadt die Rechtsansprüche der Familien nur bedingt oder verzögert erfüllen, so die Verwaltungsspitze. Weitere Argumente pro Kinderherberge: Die TSG muss 2021 keinen Kaltstart mit einer dann wesentlich größeren Einrichtung hinlegen, auch was das Personal betrifft. Und das Mobiliar könnte 2021 gleich in den Neubau wechseln.

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