Hirschberg

So war der Start für den neuen Bürgermeister

Bürgermeister Ralf Gänshirt ist 100 Tage im Amt - Im RNZ-Gespräch zieht er Bilanz und blickt voraus

20.11.2019 UPDATE: 27.11.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 59 Sekunden
Bürgermeister Ralf Gänshirt.  Archivfoto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg. Zweimal hat Bürgermeister Ralf Gänshirt seit seiner Wahl am 4. August den falschen Weg im Rathaus eingeschlagen. Jahrelang saß er schließlich im Hauptamtsleiter-Zimmer. Auch sonst muss sich der 52-Jährige, der am 20. August sein Amt angetreten hat, bei einigen Dingen umgewöhnen und lernen. Vielleicht nicht bei ganz so vielen, wie es ein "Fachfremder" müsste, doch es sind immer noch zahlreiche Themen, in die er nun neue Einblicke gewinnt. Darüber und über seine ersten 100 Tage im Amt hat er mit der RNZ gesprochen.

"Es ist ein wirklich breites Portfolio an Themen, mit dem ich mich jeden Tag befasse", sagt Gänshirt. "Aber es macht unheimlich viel Spaß", schwärmt er. Dass der Kontakt zu den Hirschbergern nun viel intensiver sei, falle ihm auf. Er sei nun mehr im Ort unterwegs als noch in seiner Zeit als Hauptamtsleiter.

"Ich werde oft angesprochen und stehe viel mehr im Fokus", schildert Gänshirt seine Eindrücke. Auch wenn die Themen manchmal kritisch sind: Die Begegnungen seien stets angenehm. Was den einen oder anderen ob seiner manchmal etwas zurückhaltenden Art dann doch überraschen dürfte: "Der direkte Kontakt zu den Bürgern ist das, was mir richtig viel Freude bereitet." Für ihn seien die Begegnungen mit Menschen das Highlight in den ersten 100 Tagen gewesen.

Was für den Neu-Bürgermeister auch wichtig war und ist: die Gemeinde wieder in ruhiges Fahrwasser steuern. "Hirschberg hat ein schweres, kompliziertes Jahr durchlebt", findet Gänshirt. Er erinnert an den verzögerten Weggang von Manuel Just nach Weinheim. So konnte der damalige Bürgermeister aufgrund der Wahlanfechtungsklage von Fridi Miller sein Amt als Oberbürgermeister von Weinheim erst elf Monate später antreten.

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Die Verwaltung habe in dieser Zeit im Vier- bis Sechs-Wochen-Rhythmus geplant, erzählt Gänshirt. Denn keiner wusste, wann die Gerichte nun entscheiden und Just tatsächlich weg ist.

"Da konnte man keine großen Räder drehen", gibt er unumwunden hinzu. "Und da ist auch einiges liegen geblieben." Zudem habe im Mai die Gemeinderatswahl stattgefunden. Auch an die Haushaltssperre, durch die einige Projekte zwischenzeitlich auf Eis lagen, erinnert der Bürgermeister.

Jetzt müsse man sich dringend um die kommunalen Liegenschaften kümmern. "Da haben wir einen Sanierungsstau, der sich gewaschen hat", sagt Gänshirt. Konkrete Gebäude will er nicht nennen, betont aber, es seien einige. Der Gemeinderat werde hierfür eine Prioritätenliste erarbeiten müssen.

Dringend sanierungsbedürftig sind auch die Sporthallen. Eine Hallenkommission wird sich damit und mit einem eventuellen Neubau befassen. Laut Gänshirt wird sie Anfang Dezember erstmals tagen. Angesichts der Finanzlage der Gemeinde macht er aber wenig Hoffnung: "Es kann keiner erwarten, dass wir in zwei, drei Jahren eine Halle bauen." Er habe schon im Wahlkampf gesagt, dass er keine Projekte einfach versprechen würde.

Zwar sei die Haushaltslage auch zu Beginn der "Ära Hirschberg" – also zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses von Leutershausen und Großsachsen 1975 – eine ähnliche gewesen. Aber die derzeit hohe Schuldentilgung schränke doch ganz schön in der Handlungsfähigkeit ein.

Jetzt gelte es erst einmal, den Neubau des evangelischen Kindergartens in Leutershausen voranzubringen. "Ich werde oft angesprochen, wann denn endlich die Bautätigkeit beginnt", erzählt Gänshirt. "Ich gehe davon aus, dass es im März oder April losgehen wird", kann der Bürgermeister nun sagen. Dass es so lange gedauert hat, lag auch daran, dass wohl viele dachten, direkt nach dem Abbruch geht es los. "Aber wir haben recht schnell abbrechen müssen, weil wir hier auch vom Landessanierungsprogramm profitiert haben, das an Fristen geknüpft war." Als dann die Haushaltssperre kam, war ohnehin erst mal Stillstand angesagt.

Wie hoch nun die Kosten ausfallen, dürfte spannend werden. So stammt eine Schätzung mit sechs Millionen Euro aus dem Jahr 2017. "Man geht derzeit von einer Baukostensteigerung von fünf bis zehn Prozent jährlich aus", meint Gänshirt. Da dürfte jedem klar sein, dass die Zeit der großen Investitionen in Hirschberg erst mal vorbei ist. Dennoch ist man in der Gemeinde nicht untätig. Derzeit überprüft die Gemeinde zusammen mit der Klimaschutz- und Energieberatungsagentur die kommunalen Gebäude.

Auch sonst habe man sich intern mit Klimaschutz befasst – und mit Mobilität. "Wir haben ein Fahrzeug abgeschafft und werden ein Elektrofahrzeug anschaffen", erzählt Gänshirt. Außerdem gebe es erste Überlegungen zu einer E-Tankstelle am Rathaus und im öffentlichen Bereich.

Überhaupt soll Hirschberger grüner und die Ortseingänge schöner gestaltet werden. Gänshirt freut sich zudem, dass der Sozialbericht Auswirkungen hat: So befasste sich der Gemeinderat am Dienstagabend mit einer "offenen Zukunftswerkstatt".

Über die Zusammenarbeit mit dem Gremium sagt er: "Ich denke, es läuft nicht schlecht. Zumindest habe ich noch kein negatives Feedback bekommen." Auch sonst fühlt er sich wohl im Umgang mit den Menschen. Zwar lebt Gänshirt nun in Lützelsachsen, er sei aber "Hirschberger durch und durch". Und die Hirschberger seien einfach tolle Menschen.

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