1000 Bürger fordern Wald statt Fußballplätze
Eine Bürgerinitiative macht gegen den Bebauungsplan "Sportzentrum Süd" mobil - SV Sandhausen möchte dort erweitern

"Pro Waldschutz" nennt sich die Gruppe, die Unterschriften sammelt, um den Hardtwald zu erhalten. Foto: Alex
Von Anja Hammer
Sandhausen. Über 1000 Unterschriften innerhalb weniger Tage: Gegen die Erweiterungspläne des Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) weht zunehmend Gegenwind. In der 15.000- Einwohner-Gemeinde hat sich die Bürgerinitiative (BI) "Pro Waldschutz" gegründet. Diese stört sich daran, dass für die zwei neuen Trainingsplätze, die der SVS bauen will, Bäume im Waldschutzgebiet Schwetzinger Hardt fallen sollen.
Im Kern geht es um den Bebauungsplan "Sportzentrum Süd". Der dazugehörige Einleitungsbeschluss wurde bereits im April 2018 vom Sandhäuser Gemeinderat getroffen. Doch erst jetzt regt sich der Widerstand in der Bevölkerung. "Viele konnten sich damals nichts darunter vorstellen", sagt die Sprecherin der BI, Petra Weiß. Über ein Jahr später, bei einem Vortrag über Plastikmüll, sei man im Publikum eher zufällig auf die SVS-Erweiterung zu sprechen gekommen, berichtet die Sandhäuserin. Dabei habe sich eine kleine Gruppe zusammengefunden, die das Vorhaben kritisch beäugte. Und daraus ist die nun gegründete Bürgerinitiative geworden. Das Ziel: "Wir wollen unseren Wald erhalten", erklärt Weiß.
Hintergrund
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Die Erweiterung des SV Sandhausen (SVS) beruht auf Vorgaben der Deutschen Fußball Liga (DFL). Diese schreibt vor, dass Erst- und Zweitligisten ein Leistungszentrum haben müssen, um Nachwuchsspieler zu fördern. Für ein solches
Hintergrund
Die Erweiterung des SV Sandhausen (SVS) beruht auf Vorgaben der Deutschen Fußball Liga (DFL). Diese schreibt vor, dass Erst- und Zweitligisten ein Leistungszentrum haben müssen, um Nachwuchsspieler zu fördern. Für ein solches Leistungszentrum gibt es ganz konkrete Richtlinien, auch was das Trainingsgelände angeht: Für Zweitligisten gilt, dass sie dafür mindestens drei Plätze vorweisen müssen, davon mindestens einen Kunstrasenplatz. Die DFL-Lizenzierungsordnung von 2018 schreibt weiter vor, dass der Profimannschaft zusätzlich zum Stadion mindestens ein Trainingsplatz - übrigens mit beheizbarem Naturrasen - ganzjährig zur Verfügung stehen muss. Der SVS hat derzeit - neben dem Stadion - zwei Trainingsplätze. Zu wenig. Daher wandte sich der Verein mit seinem Erweiterungswunsch an die Gemeinde. Diese fasste mehrere Flächen ins Auge und schließlich entschied sich der Gemeinderat für das Areal südlich des SVS-Stadions. Dort sollen zwei Trainingsplätze und Parkplätze entstehen. Im April 2018 fasste der Gemeinderat den Einleitungsbeschluss für den Bebauungsplan "Sportzentrum Süd". Das Verfahren läuft noch. (aham)
Die 48-Jährige wohnt selbst nur einen Kilometer Luftlinie entfernt von dem ins Auge gefassten Waldstück, zweimal in der Woche geht sie dort joggen. "Der Wald ist gut, so wie er ist", findet Weiß. Sie und ihre Mitstreiter möchten nicht, dass in dem rund 2,5 Hektar großen Gebiet südlich des Stadions Bäume fallen müssen. Vor allem, da es Teil des regionalen Waldschutzgebietes Schwetzinger Hardt sei, das sich zwischen Sandhausen, Walldorf, Hockenheim und Oftersheim erstreckt. "In dem geplanten Gebiet leben mehrere streng geschützte Fledermaus-Arten und 28 Brutvogelarten", so Weiß. "Diese Fauna würde für die Trainingsplätze zerstört werden."
Das könne auch keine Wiederaufforstung ersetzen. Eine solche ist vorgeschrieben: Für jeden Hektar Wald, der gerodet wird, muss ein neuer Hektar Forst gepflanzt werden. Nur, so die BI, das sei in Sandhausen gar nicht so einfach. In den letzten Jahren seien die Setzlinge bei solchen Maßnahmen schon im ersten Jahr vertrocknet.
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Daher hat die BI eine Unterschriftenaktion zur Rettung des angedachten Waldstücks gestartet. Die Petition im Internet haben bereits über 1000 Menschen unterzeichnet, vor allem Sandhäuser, aber auch Leimener, Nußlocher und Walldorfer, berichtet Weiß.
Der BUND, der die BI wie der Naturschutzbund (Nabu) und die "Alternative Liste" unterstützt, bringt im Gespräch mit der RNZ noch weitere Bedenken vor. Etwa die Wasserschutzzone: Für diese würde es nicht reichen, einfach nur den Düngebereich zu beschränken. Auch aufgrund der Nähe von Fahrzeugen durch die geplanten - laut BUND unnötigen - Parkplätze gebe es eine Gefährdung für das Trinkwasser.
"Wir wollen politischen Druck erzeugen, damit der Gemeinderat umdenkt", erläutert die BI-Sprecherin. Denn noch sei der Bebauungsplan schließlich nicht durch. Weiter betont Weiß, dass sich die Aktion nicht gegen den SVS im Allgemeinen oder die Erweiterungspläne im Besonderen richte. Es gehe einzig um die Standortwahl. "Pro Waldschutz" hat daher schon eine Alternative im Blick: Die Bürgerinitiative schlägt die Fläche nördlich der beiden bestehenden SVS-Trainingsplätze vor. Neben den Tennisplätzen könnte ein drittes Spielfeld entstehen, ohne dass in das Waldschutzgebiet eingegriffen werden müsste. Außerdem seien bereits die Voraussetzungen für einen weiteren Platz im Gewann Schwammertswiesen bei der Hopfendemonstrationsanlage geschaffen worden. Besonders Letzterem widerspricht Bürgermeister Georg Kletti heftig.
Die Initiative will die Unterschriftenaktion jedenfalls noch bis 28. Juni laufen lassen. Dann endet auch die Auslegungsfrist des Bebauungsplans. Das heißt, bis dahin können die Pläne zur SVS-Erweiterung im Rathaus und im Internet eingesehen werden und die Bürger können ihre Einwendungen vorbringen.