Darum wurde TTH-Chef Markus Jones freigestellt
... und andere nicht - Aufsichtsrat unterscheidet offenbar fein in der Verantwortlichkeit für den Bluttestskandal

Markus Jones. Foto: pr
Von Klaus Welzel
Heidelberg. Große Aufregung am Heidelberger Uniklinikum, nachdem die RNZ über die Umstände berichtete, unter denen der Klinikjustiziar, Markus Jones, freigestellt wurde. Denn diese Freistellung wurde dem Betroffenen ohne weitere Begründung zugestellt. Nach RNZ-Informationen fragte Jones, der zugleich stellvertretender Kaufmännischer Direktor am Klinikum und Geschäftsführer der Ausgründungfirma TTH ist, nach dem Wieso. Vergebens.
Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium benannte nun gegenüber der RNZ die Gründe. Und die haben weder etwas mit angeblichen Vetterleswirtschaftsvorwürfen zu tun noch mit seiner Strafanzeige in Sachen Bluttestskandal gegen Unbekannt.
>>>Hier können Sie den kompletten Ablauf des Skandals nachverfolgen<<<
In einer Stellungnahme der Ministerialdirektorin Simone Schwanitz, die zugleich Vorsitzende des Aufsichtsrates am Uniklinikum ist, heißt es stattdessen: "Der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums hat dem Vorstand empfohlen, Herrn Jones von seiner Tätigkeit freizustellen, weil er in verschiedenen Funktionen, die er im Kontext Bluttest Heiscreen wahrnimmt oder wahrgenommen hat, in vielfacher Weise in die aktuelle Aufklärung der Sachverhalte verwoben ist und daher Interessenskonflikte bestehen können. Dieser Schritt dient der Aufklärung und ist keine Vorfestlegung."
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Diese Begründung, so das Ministerium, sei Jones schriftlich zugestellt worden. Auf die Nachfrage, weshalb nach demselben Prinzip nicht auch die Vorstände freigestellt würden, die maßgeblich an der PR-Kampagne beteiligt waren, heißt es, es gehe eben um mehr, als "um die Frage der Verantwortung für die PR-Kampagne im Februar". Jones sei "in seiner Funktion unmittelbar an der Aufklärung des Sachverhalts beteiligt. Als Geschäftsbereichsleiter Recht und Drittmittelmanagement ist er auch für Compliance-Fragen zuständig".
Zuständig für die Aufklärung ist aber etwa auch die Vorstandsvorsitzende, Prof. Annette Grüters-Kieslich. Sie war es, die Jones die Freistellung mitteilte, erfuhr die RNZ aus Klinikumskreisen. Anders als Jones nahm Grüters-Kieslich auch mehrfach eine gewisse Schuld auf sich, weil sie die 80.000 Euro teure Kampagne für den Bluttest nicht gestoppt hatte, die der Bluttestvermarkter, die Firma Heiscreen, in Auftrag gegeben hatte. Dazu gehörte auch eine Pressekonferenz, die am selben Tag stattfand, an dem in der "Bild"-Zeitung ein großes Interview mit dem "Bluttest-Erfinder", Prof. Christof Sohn, stand. Rückblickend sagt Grüters-Kieslich, sie hätte auch die Pressekonferenz verhindern müssen.
Ist das Reue genug, damit der Aufsichtsrat ein Auge zudrückt? Dieser, so das Wissenschaftsministerium, "unterstützt weiterhin nach Kräften die umfassende Aufklärung des Sachverhalts". Er zog ja auch die Unabhängige Kommission an sich.
Aufklärerisch möchte auch die FDP im baden-württembergischen Landtag wirken. Deren Hochschulexperte Nico Weinmann will das Thema bei der nächsten Sitzung des Wissenschaftsausschusses erörtern. Tenor: Bei den Entscheidungsträgern an der Uniklinik sei der Interessenkonflikt zwischen akademischem Anspruch und finanziellen Erwartungen nicht mehr von der Hand zu weisen.
Noch ein Aufreger am Klinikum: Eine Zeitung meldete am Dienstag, der Bluttest sei nach einer internen Studie nichts wert, existiere quasi gar nicht. Wie die RNZ erfuhr, wurde hier aber ein Zitat stark verkürzt wiedergegeben. Es bleibe vielmehr dabei, dass der Test in groben Zügen existiere, aber noch lange nicht marktreif sei.