Bluttest-Skandal Heidelberg

Uniklinikum zieht erste personelle Konsequenzen

Geschäftsführer der Ausgründungsfirma TTH muss gehen – Markus Jones mit sofortiger Wirkung freigestellt – Aufsichtsrat greift durch

19.05.2019 UPDATE: 20.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Markus Jones. Foto: pr

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Es ist nicht ganz das, was Beobachter erwartet hatten - aber immerhin ein erster Schritt. Im Zuge der Aufklärung des Bluttest-Skandals am Uniklinikum wurde am Freitag der Geschäftsführer der Ausgründungsfirma Technology Transfer Heidelberg (TTH), Markus Jones, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Die TTH ist verantwortlich für sämtliche Ausgründungen des Uniklinikums und spielte auch bei der Entstehung der Heiscreen-Firma, die den Bluttest vermarktet, eine wichtige Rolle. Zeitweise war Jones auch Geschäftsführer von Heiscreen. Er gilt als Vertrauter der Kaufmännischen Direktorin des Klinikums, Irmtraut Gürkan.

Unklar ist, weshalb Jones gehen muss. Die Entscheidung geht auf eine Telefonkonferenz des Aufsichtsrates vom Donnerstagabend zurück, die Entlassung selbst nahm der Vorstand vor, dem auch Gürkan angehört. Nach RNZ-Informationen geht es nicht alleine um Jones’ Wirken in Sachen Heiscreen. Die Vorwürfe berührten den Bereich des Strafrechtlichen. Fakt ist, dass sowohl die Innenrevision des Klinikums als auch Mitarbeiter des Wissenschaftsministeriums von Theresia Bauer (Grüne) in den letzten Wochen intensiv Akten wälzten. Dabei sollen sie auf Ungereimtheiten gestoßen sein, die auf Jones zurückzuführen seien.

In der Bluttest-Affäre war Jones, ebenso wie der Klinikumsvorstand und die Pressestelle des Klinikums, eng eingebunden und auch über viele einzelne Schritte der umstrittenen PR-Kampagne informiert. Jones galt als Schnittstelle zwischen Heiscreen und dem Klinikum. Auch nahm er - zumindest formal - die Abberufung der ersten Bluttest-Erfinderin Rongxi Yang als Projektleiterin vor. Schon früh gab es Hinweise aus dem Umfeld des Ministeriums an die RNZ, Jones sei eine Schlüsselfigur in der Affäre.

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Fraglich ist jedoch, ob der Bluttest-Skandal mit dieser Personalentscheidung ausgestanden ist. Denn die PR und damit die in der Öffentlichkeit erzeugten übertriebenen Erwartungen an einen "Meilenstein" in der Brustkrebsforschung gehen nach RNZ-Informationen eher auf den Vorstand zurück als auf den TTH-Geschäftsführer.

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Der Aufsichtsrat plant nun eine weitere außerordentliche Sitzung noch im Mai. Dabei steht das weitere Vorgehen im Mittelpunkt: Müssen noch andere ihren Hut nehmen? Nutzt der Aufsichtsrat die Gelegenheit und löst die TTH auf, die ja nicht zum ersten Mal in der Kritik steht - denn immer wieder melden sich Erfinder, die sich in der kleinen Firma mit ihren Belangen nicht gut aufgehoben fühlten. Und welche neue Struktur erhält dann der Bereich Ausgründungen am Uniklinikum?

Die Antworten auf diese Fragen entscheiden auch darüber, welches Lager sich innerhalb des Vorstandes durchsetzen kann. Da ist zum einen die Ärztliche Direktorin, Prof. Annette Grüters-Kieslich, die schon lange die TTH im Visier haben soll. Ihr sind die Ausgründungsstrukturen am Klinikum nicht modern genug. Dem steht die Kaufmännische Direktorin Gürkan gegenüber, die bisher großes Vertrauen in Jones zeigte, deren Position aufgrund der negativen wirtschaftlichen Entwicklung am Klinikum derzeit aber etwas weniger stabil ist als die letzten 16 Jahre. Somit kann der Bluttest-Skandal am Ende viel größere Auswirkungen zeigen, als eine einfache Schuldzuweisung, wer da aus welchen Gründen hoffnungslos übertrieben hat.

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