Bluttest-Skandal

Der Druck auf den Klinik-Vorstand wächst

Chefärzte fordern den Rücktritt der Vorstandsvorsitzenden Grüters-Kieslich - Die will nicht weichen - Krisensitzungen

10.05.2019 UPDATE: 11.05.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Annette Grüters-Kieslich. Foto: Rothe

Von Klaus Welzel

Heidelberg. Offene Revolte am Universitätsklinikum: Wegen der Bluttest-Affäre fordern Chefärzte den Rücktritt der Vorstandsvorsitzenden Prof. Annette Grüters-Kieslich. Die Ordinarien warfen der Ärztlichen Direktorin vor, sie hätte das Klinikum besser schützen müssen. Hintergrund: Grüters-Kieslich war in die gescheiterte PR-Kampagne rund um den Bluttest zur Brustkrebsfrüherkennung mit eingebunden gewesen. Auch las sie vorab ein Interview gegen, das den Bluttest als "Weltsensation" anpries.

Dass sie vor zwei Wochen im RNZ-Interview erklärte hatte, das Ausmaß der PR-Kampagne sei von der Bluttestvermarkter-Firma Heiscreen quasi verschleiert worden, genügte den Chefärzten als Erklärung nicht.

Die Ärztliche Direktorin lehnt einen Rücktritt jedoch ab. Nach Teilnehmerangaben einer chefärztlichen Krisenrunde am vergangenen Montag soll Grüters-Kieslich darauf gepocht haben, den Bluttest-Skandal erst vollständig aufklären zu lassen, bevor personelle Konsequenzen gezogen würden.

Hintergrund
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In der Runde gab es auch harsche Kritik am "Erfinder des Tests", Prof. Christof Sohn. Dabei zeigte sich deutlich, dass das Gremium der Chefärzte in zwei Lager geteilt ist. Das stellte sich bei einer außerordentlichen Sitzung des Medizinischen Fakultätsrates am Freitag vor einer Woche noch anders dar. Damals plädierten die Meisten dafür, die Krise zu nutzen, um auch die internen Kommunikationswege zu verbessern. Ein gegenseitiges Zerfleischen bringe nichts.

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Unklar ist, wie es nun weitergeht. Dem regulären Fahrplan nach liefert die Unabhängige Kommission bis Mitte Juli ihren ersten Zwischenbericht beim Aufsichtsrat des Uniklinikums ab. Bis dahin sollen allerdings noch keine Zeugen vernommen werden. Deshalb dürfte die Aussagekraft dieses Berichts eher gering sein. Ihr abschließendes Votum samt Empfehlungen für den zukünftigen Umgang mit Klinikumsausgründungen will die Kommission unter Leitung von Prof. Mathias Kleiner, dem Präsidenten der Leibniz-Gesellschaft, aber erst bis Jahresende übermitteln. Zu spät - befürchten einige der Ordinarien. Zumal nach RNZ-Informationen bereits erste Spender ankündigten, von weiteren Gaben an das Klinikum zunächst abzusehen.

Parallel dazu ermittelt die Mannheimer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in der Bluttest-Affäre. Auf RNZ-Nachfrage heißt es immer wieder, die Nachforschungen seien so komplex, dass es wohl noch mehrere Wochen dauern werde, bis auch nur erste Ergebnisse präsentiert werden können. Besonders schwierig: die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insiderhandel an einer chinesischen Börse.

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