Bluttest-Skandal Heidelberg

Forscherin bangt um Zukunft des Bluttests für Brustkrebs

Eine Forscherin hält den von ihr an der Uniklinik Heidelberg mitentwickelten Bluttest für Brustkrebs gefährdet. Sie selbst fühlt sich ausgebootet.

09.05.2019 UPDATE: 09.05.2019 08:05 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden
Der neue Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs entwickelte sich zum Skandal. Foto: Labor/Universitätsklinikum Heidelberg

Heidelberg. (dpa/lsw) Nach der umstrittenen PR-Kampagne sieht eine einst wesentlich an den Forschungen zu einem Bluttest für Brustkrebs beteiligte Wissenschaftlerin diese Methode diskreditiert und beschädigt. "Die PR-Maßnahme vor der wissenschaftlichen Veröffentlichung hat dem Test massiv geschadet, so dass dieser womöglich für die Zukunft verbrannt sein könnte", sagte Barbara Burwinkel, Professorin an der Uniklinik Heidelberg, unter deren Führung die Grundlagen für diesen Früherkennungstest über Jahre entwickelt worden waren. Bei möglichen Investoren und der Wissenschaftsgemeinde sei durch die Affäre die Glaubwürdigkeit des Ansatzes erschüttert worden, sagte die Molekularbiologin der Deutschen Presse-Agentur.

Der Chef der Heidelberger Frauenklinik, Christof Sohn, hatte den Test im Februar dieses Jahres öffentlich als fast marktreif gepriesen und die PR-Aktion initiiert. Nach Überzeugung Burwinkels dauert es aber noch mehrere Jahre bis der Test auf den Markt kommen kann. Weitere zeitaufwendige Studien seien unerlässlich.

Sie sei nach kritischen Fragen aus dem Projekt hinausgedrängt worden - mit dem aus ihrer Sicht fragwürdigen Argument, ihr Mitwirken an dem Test verstoße gegen das Anti-Korruptionsgesetz. Zugleich habe man die Herausgabe wichtiger Daten von ihr verlangt. Die Forscherin bezweifelt auch die Kompetenz der jetzt für den Bluttest Verantwortlichen. Denn Sohn und die von ihm eingesetzte Projektleiterin Sarah Schott hätten zu dem Thema nichts eigenständig publiziert.

Überdies befürchte sie, dass sie und ihre Kollegen als Erfinder der möglichen Früherkennungsmethode leer ausgehen. "Mein Team hat zwar Patente eingereicht, aber uns wurden nicht wie üblich Lizenzen, Optionen darauf oder Absprachen vorgelegt", sagte die Professorin.

Adressat der Beschwerde ist die Technologie Transfer Heidelberg GmbH, die zu 90 Prozent dem Klinikum gehört und selbst wiederum mit 48,63 Prozent an der Heiscreen GmbH beteiligt ist. Diese Klinikausgründung soll die Vermarktung des Bluttests übernehmen. Sie habe die Technologie Transfer Heidelberg zweimal um Informationen gebeten, zuletzt vor einem Monat. Bislang habe sie kein Gehör gefunden. Es bestehe die Gefahr, dass Wissenschaftlern Erfindervergütungen vorenthalten würden. Insider gehen davon aus, dass eine funktionsfähiger Brustkrebstest ein Milliardengeschäft sein könnte.

Auch interessant
Heidelberger Bluttest-Skandal: Externe Kommission soll Antworten liefern
Bluttest-Skandal: Heiscreen wehrt sich gegen Vorwürfe (Update)
Bluttest-Skandal Heidelberg: Sagt der Uniklinik-Vorstand die Wahrheit?
Bluttest-Skandal Heidelberg: Zukunft der Bluttest-Firma HeiScreen offen
Investoren, Konsequenzen, Ermittlungen: Das sagt der Uniklinik-Vorstand zum Heidelberger Bluttest-Skandal

Die Technology Transfer Heidelberg GmbH betonte, alle Erfinder erhielten aus den Erlösen, die durch ihre patentierten Erfindungen erzielt werden, 30 Prozent auf ihre Gehälter ausgezahlt.

Im Falle des in der Evaluierung befindlichen Bluttests seien bisher keine Erlöse oder Einnahmen entstanden. Somit gebe es auch nichts zu verteilen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.