Diese Gänse lieben die Neckarwiese
Vier Arten halten sich regelmäßig am Neckarufer auf - Zwei davon leben dauerhaft in der Stadt - Die anderen sind "Touristen"

Die Populationen steigen und steigen: Auf der Neckarwiese finden es längst nicht mehr nur Nilgänse, sondern auch Höcker- und Kanadagänse schön. Für Unmut sorgen insbesondere deren Hinterlassenschaften. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die Heidelberger und die Gänse: Es ist eine Leidensgeschichte. Jahr für Jahr sorgen die vielen Tiere und ihre Hinterlassenschaften auf der Neckarwiese für Ärger in der Stadtgesellschaft. Und auch in der Redaktion kämpfen die Redakteure mit den Gänsen - beziehungsweise deren genauen Bezeichnungen. Ist das jetzt eine Nil-, eine Kanada- oder eine Schwanengans auf dem Foto? Wenigstens ein Mal im Jahr passiert ein Fehler. Das soll jetzt ein Ende haben - dank dieser genauen Auflistung der Gänse am Heidelberger Neckarufer.

Schwanengänse. Foto: Rothe
Die Schwanengans: Seit über 30 Jahren leben die Schwanengänse schon auf der Neckarwiese. "Sie sind echte Heidelberger", sagt der Biologe Wink. Ursprünglich komme diese Art aus China, wurde hier aber domestiziert. Eine Form, die sich daraus entwickelte, ist die Höckergans. Ob auf der Neckarwiese noch die quasi ursprünglichen Schwanen- oder die Höckergänse leben, "da sind wir uns nicht ganz einig", so Wink. Rund 80 Tiere dieser Art gebe es am Neckarufer. "Letztes Jahr gab es fast 30 Junge", weiß der Experte.

Kurzschnabelgans. Fotos: dpa
Die Kurzschnabelgans: Vermutlich die unscheinbarste unter den Heidelberger Neckarwiesengänsen ist die Kurzschnabelgans. Nur zwölf Tiere leben am Neckarufer, sagt Wink. "Im letzten Jahr gab es vier Junge", erklärt der Biologe. Gemeinsam mit den Schwanengänsen bilden die Kurzschnabelgänse die beiden heimischen Arten, die hier vorkommen - und auch vom Jagdrecht ausgenommen sind.

Nilgänse. Foto: Rothe
Die Nilgans: Charakteristisch ist der rötliche Kreis um ihre Augen, die Färbung des Schnabels variiert von blass- bis dunkelrot: Die Nilgänse sind wohl die auffälligsten unter den Gänsearten auf der Neckarwiese. Nur: "Sie kommen erst im Juni und Juli", weiß Wink. Dann aber in Massen. 200 bis 300 Tiere, so schätzt der Experte, verbringen dann den Sommer in der Stadt. Teilweise legen diese Tiere weite Strecken zurück. Aktuell seien es fünf Paare, die bereits am Neckarufer zu sehen sind - mit Jungen.
Auch interessant

Kanadagans. Foto: dpa
Die Kanadagans: Deutlich zu erkennen an ihrem langen, schwarzen Hals sind die Kanadagänse. Auch sie "fliegen wie die Nilgänse ein", erklärt Wink, bleiben also nicht stationär in Heidelberg. "Sie sind quasi Touristen", so der Experte. Einmal gesichtet, könne es sein, dass sie am nächsten Tag schon wieder weitergezogen sind. Beide Arten - Nil- wie Kanadagänse - dürften laut Jagdrecht geschossen werden, was aber im Stadtgebiet durchaus problematisch ist.
Ein unbedeutende Anzahl an Grau- und Nonnengänsen lebe zudem noch in der Stadt. "Das sind aber nur Einzeltiere", sagt Wink.
Auch der Experte will die Anti-Küken-Pille
Man kann sie nicht jagen, man kann sie nicht fangen und in Zoos bringen, man wird sie schlicht nicht los: Die vielen Gänse auf der Neckarwiese – insbesondere ihre Hinterlassenschaften – sorgen Jahr für Jahr für Ärger in der Heidelberger Stadtgesellschaft. Für den Biologen Michael Wink liegt die Lösung des Problems auf der Hand: die Anti-Küken-Pille. Es handle sich laut Wink dabei um ein Hormonpräparat, mit dem die Tiere an der Fortpflanzung gehindert werden könnten. Dieses komme aber nur für die heimischen Arten infrage. "Bei den anderen bringt es nichts", sagt er, da diese ohnehin immer wieder kämen.
Schon in der letzten Sitzung des Gemeinderats hat Oberbürgermeister Eckart Würzner diese Pille ins Spiel gebracht – und sprach dabei auch von "Genveränderungen innerhalb der Population", die aus tierschutzrechtlichen Gründen bedenklich seien. Der Experte Wink hat davon aber noch nichts mitbekommen. Es könne bei den Gänsen zwar zu Inzucht kommen, "aber darauf haben wir keine Hinweise", sagt er.