Stadt kann gegen Gänse auf der Neckarwiese nichts tun
Wenn die Bedürfnisse dieser unterschiedlichen Neckarwiesen-Nutzer zusammenfallen, gibt es Probleme

Teilen sich einen Lebensraum: Menschen und Schwanengänse auf der Neckarwiese. Mit gut 200 Tieren stellen die Nilgänse die mit Abstand größte Population. Foto: Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Sie kommen in Schwärmen - und vermutlich werden sie erst einmal bleiben. "Die Nilgänse finden an der Neckarwiese ideale Lebensbedingungen vor - sie haben dort alles, was sie brauchen", weiß Ernst Baader, der Leiter des städtischen Landschafts- und Forstamtes. Doch auf der Neckarwiese gibt es einen Interessenskonflikt: Denn dort trifft der Mensch auf die Nilgans. Und immer wieder gibt es Beschwerden über den unappetitlichen Gänsekot überall auf der Neckarwiese - besonders im Frühjahr und jetzt im Sommer.
Baader drückt es so aus: "Wo menschliche und tierische Bedürfnisse zusammenfallen, wo sie sich um einen Lebensraum streiten, treten die Probleme auf." Und das sei nicht nur in Heidelberg so: In Ladenburg oder in Mannheim hätten die Stadtverwaltungen mit ähnlichen Situationen zu kämpfen, auch in München habe Baader die Nilgans schon einmal gesichtet. Die Bedingungen sind überall die gleichen: Der Fluss ist in nächster Nähe, das Gras saftig und stets gemäht - "dort lässt es sich also wunderbar abgrasen", sagt Baader.
Auch natürliche Feinde hat die Nilgans keine. Zudem füttern auch immer wieder Menschen die Tiere auf der Neckarwiese, was laut Baader "natürlich ein kontraproduktives Verhalten ist". Und dazu kommt: Die Tiere sind extrem fruchtbar. In der Stadt schätzt Baader die Population vorsichtig auf gut 200 Tiere - "die Zahl genau zu erfassen, ist aber sehr schwierig". Schließlich sei es ganz unterschiedlich, wie viele Nilgans-Pulks sich am Neckarvorland aufhalten. Mal sei es nur einer, manchmal aber auch zwei oder drei. "Die Tiere sind nicht lokal festgelegt", erklärt Baader. Auch die Brutstellen ließen sich nicht eindeutig bestimmen. Die hohe Zahl bereitet der Stadt zwar Kummer, doch tun kann sie im Großen und Ganzen nichts.
Als das Landschafts- und Forstamt im Jahr 2012 noch eine andere Vogelart - nämlich die Schwanengans - bekämpfte, war das anders. Damals fing man einige Tiere in zwei konzertierten Aktionen ein - und übergab sie an Tierparks. "Dadurch sind wir einige Dutzend losgeworden", erinnert sich Baader. Doch er sagt auch: "Heute ist das nicht mehr möglich." Der Grund: die Vogelgrippe. "Keiner nimmt einem mehr Tiere ab, deren Herkunft er nicht eindeutig bestimmen kann", weiß der Experte.
Auch interessant
Doch eine Hoffnung bleibt: die Jagdpächter. "Sie wissen um unser Problem", so Baader. Denn die Jäger sind die einzigen, die die Tiere legal schießen dürfen - außerhalb der Zeit, in der sie ihre Jungen aufziehen. "Aber natürlich nicht auf der Neckarwiese", sagt der Amtsleiter.
Denn Schießen im innerstädtischen Gebiet ist natürlich verboten. Dafür stellen wohl einige Pächter der umliegenden Feldjagden den Tieren nach. Dazu zählt etwa das Handschuhsheimer oder Neuenheimer Feld, aber auch Gebiete in Kirchheim oder im Pfaffengrund. Baader selbst hat einmal einen großen Pulk von Nilgänsen auf einem Feld am Schwabenheimer Hof bei Dossenheim gesichtet.
Auch dort dürfe man schießen. Von einigen Jägern habe Baader auch schon gehört, dass die Nilgänse durchaus schmackhaft seien. Und für den alltäglichen Gänsekot auf der Neckarwiese hat die Stadt auch noch ein As im Ärmel: die Saug-Multifunktionsmaschine "Trilo SG 300".