Heidelberger Neckarwiese

Gänse-Situation spaltet die RNZ-Leserschaft

Rege Diskussion auf Facebook - "Als Nils Holgersson verkleidet nach Lappland locken"

27.03.2019 UPDATE: 27.03.2019 09:28 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde

Die Populationen steigen und steigen: Auf der Neckarwiese finden es längst nicht mehr nur Nilgänse, sondern auch Höcker- und Kanadagänse schön. Für Unmut sorgen insbesondere deren Hinterlassenschaften. Foto: Philipp Rothe

Heidelberg. (mare) Problemgänse? Oder doch eher Problemmensch? Die Situation um die Gänse auf der Heidelberger Neckarwiese treibt die Menschen um. Und spaltet sie, wie die zahlreichen Kommentare auf der Facebook-Seite der RNZ zeigen. Ein Überblick über die Leser-Reaktionen:

"Geht aber auch gar nicht. Überall Natur. Der Ast, der in Nachbars Garten hängt - weg damit. Der Wolf, der tatsächlich ein Schaf reißt, statt Erdbeeren zu pflücken - weg damit. Gänse, die die Frechheit besitzen, auf den Rasen zu kacken, auf dem Senioren flanieren wollen - weg damit." Vielleicht - so die Vermutung des Users - liege es aber auch an den knapp acht Milliarden Problemmenschen. Damit ist die eine Seite der Medaille ausgesprochen.

Dem folgt eine andere Facebook-Nutzerin: "Es gibt keine Problemgänse ... nur Problemmensch."

Ähnlich lauten weitere Meinungen: "Die Gänse holen sich nur ihren Lebensraum zurück, den wir Menschen meinen unser Eigentum zu nennen. Lasst die Tiere in Ruhe." Unisono eine weitere Meinung: "Ist doch echt unmöglich, was Mensch sich rausnimmt. Manch Mensch sollte gejagt werden und nicht die Tiere. Anderen Platz zum Spazieren suchen! Fertig!"

"Ja, ja, verjagt nur alles", tippt eine Leserin - beim Gassigehen. "Bin gerade mit den Hunden unterwegs, es ist erschreckend und traurig, man hört nur noch vereinzelt einen Vogel zwitschern, wo vor Jahren noch das tollste Frühjahrskonzert war. Oder Bienen etc., die um die Baumblüten kreisen. Null, null, nix", schreibt sie.

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"Ich finde es schrecklich, allein darüber nachzudenken, die armen Tiere erschießen zu lassen!", sagt eine andere Leserin. "Leben und leben lassen heißt die Devise! Die Gänse haben ein Anrecht darauf, am Neckarufer frei herumzulaufen. Das bisschen Gänsekot kann man zu Hause von den Schuhen abmachen."

Ein anderer Knackpunkt: Sind die Gänse hier wirklich heimisch? "Angesichts der Nomenklatur frage ich mich: Ist die Neckarwiese das natürliche Habitat der Nil- und Kanadagänse?", fragt ein User. Antworten darauf bringen den Klimawandel ins Spiel: "Die wandern ein."

Ob sie aber ins hiesige Ökosystem passen? Das fragt ein Leser. Eine Antwort darauf: "Der Mensch passt auch nicht in das dortige Ökosystem. Siehe zum Beispiel Abiparties!" Ohnehin sehen viele den Menschen als Problem. "Man sollte lieber die ganzen Chaoten von der Wiese jagen! Lasst die Tiere in Ruhe!", schreibt ein User. "Der größte Vermüller ist immer noch der Mensch!", lautet eine weitere Meinung.

So viel zum Problemmenschen. Aber es gibt auch etliche RNZ-Leser, die hier tatsächlich ein Gänse-Problem sehen: "Man sollte sich mal langfristig Gedanken machen, wie man dem Thema Herr wird", gibt ein User vor. "Brot füttern ist schädlich, aber Selfies sind ganz wichtig. Die Hinterlassenschaften der Gänse sind unhygienisch. Insbesondere von Gänsen. Diese Überzahl ist schädlich für das natürliche Gleichgewicht mit anderen Tierarten und daher ist Dezimierung das einzig Richtige."

Eine Anwohnerin kommentiert: "Noch eine Nebenerscheinung: In der Nähe der Neckarwiese sitzen die Gänse jeden Morgen ab Sonnenaufgang zu mehreren auf den Hausdächern und schreien so laut, dass an Schlafen nicht mehr zu denken ist." Sie betont aber: "Dies ist nur als Anmerkung gedacht, weil wir das momentan noch mit Humor nehmen und einfach früher aufstehen."

Wie könnte man der Sache Herr werden? Auch dazu gibt es - manch eine augenzwinkernd - Meinungen. "Als Nils Holgersson verkleidet die Gänse nach Lappland locken", schreibt ein Leser. "Schmecken die?", lautet ein weiterer kurzer Kommentar. "Könnte man die Gänse mit Raubtier-Attrappen von der Wiese fernhalten?", bringt ein anderer Nutzer ins Spiel.

Eine weitere Stimme geht auf die frühere Debatte ein: "Hatte man nicht probiert, der Population Herr zu werden, indem man etliche frisch gelegte Eier in den Nestern auf der Neckarinsel entnahm? Dort brütet doch ein Großteil der Population schon seit Jahrzehnten?" "Kann man denen nicht die Antibabypille verabreichen?", schmunzelt eine Userin.

"Vielleicht sollte man Gänse-WCs einführen damit die Wiese sauber bleibt und die armen Menschen spazieren können, ist ja wichtiger als irgendein Ökosystem", sinniert ein Leser mit einem Augenzwinkern.

Der radikale Gegenentwurf: "Jeder, der will, darf sich eine Gans schnappen, nach Hause bringen und grillen. Das ist erlaubt und keine Wilderei. Um eine Gans zu fangen hat man seit Jahrhunderten keine Waffe benötigt. Hat man schon einen Bauer gesehen, der seine Gänse erschießt?"

Eine ähnliche Ansicht auf Facebook: "Knallt die Hälfte ab und verkauft die Kadaver zum Spottpreis, Problem gelöst." Darauf folgt aber wieder eine Replik, die das Thema Problemmensch aufgreift: "Abknallen. Des Menschen Lieblingslösung für alles. Mein Nachbar passt mir nicht - abknallen. Mein Hund passt mir nicht - abknallen. Mein Lieblingsverein hat verloren - abknallen. Die Wildschweine sind zu viel - abknallen. Der Wolf kommt ins Dorf - abknallen. Die Wellensittiche am Hauptbahnhof stören - abknallen.  Der Bär stört - abknallen."

Das zeigt die Extreme, zwischen denen sich die Positionen bewegen. Und wie gespalten und ergebnisoffen dieses Thema für die RNZ-Leser ist.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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