Seit Mitternacht hat Dossenheim einen neuen Bürgermeister
Bereits vor seinem Amtsantritt am heutigen Montag wurde David Faulhaber verpflichtet

Hans Lorenz (links) nahm die Amtskette ab und hängte sie David Faulhaber um den Hals. Fotos: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Das ist natürlich kein Scherz - auch wenn heute der 1. April ist: Dossenheim hat seit 0 Uhr einen neuen Bürgermeister. David Faulhaber (CDU) nimmt am heutigen Montag auf dem Chefsessel im Rathaus der 12.000- Seelen-Gemeinde an der Bergstraße Platz. Der 42-jährige bisherige Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Mannheimer Polizeipräsidiums hatte sich bekanntlich Anfang Februar mit 50,8 Prozent der Stimmen gleich im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt. Nun, knapp zwei Monate später, tritt er die Nachfolge von Bürgermeister Hans Lorenz (CDU) an, der nicht mehr kandidiert hatte. Bereits am Freitagabend wurde Faulhaber verpflichtet.

Die Sitzplätze im Saal des Martin-Luther-Hauses reichten nicht aus. Fotos: Alex
Singen ist bei Sitzungen unüblich. Am Ende dieser Sondersitzung des Gemeinderates - das war die Amtseinführung nämlich formal - wurde aber das "Dossenheimer Lied" gesungen. Anders als beim Badnerlied erhoben sich hierzu alle Besucher, die im Saal des Martin-Luther-Hauses einen Sitzplatz gefunden hatten. Zahlreiche Vertreter aus regionaler wie Landes- sowie Bundespolitik und aus dem öffentlichen Leben waren gekommen. Das Polizeimusikkorps Mannheim unter der Leitung von Wolfgang Rothenheber gab dem Akt besonderen musikalischen Glanz. Sein Auftritt war eine Überraschung für den aus dem Polizeidienst scheidenden Faulhaber.
Bei aller Feierlichkeit wurde die Sondersitzung dank viel Humor gleichwohl zum überaus vergnüglichen Fest. Für die gelungene Organisation dankte der scheidende Bürgermeister Hans Lorenz seiner Sekretärin Petra Gramlich sowie den Fachbereichsleitern Thomas Schiller und Frank Röger. Faulhaber dankte allen Mitarbeitern für die Geduld in den vergangenen Monaten, in denen sie "eineinhalb Bürgermeister an der Backe hatten".

Blumen von Stefan Dallinger gab’s für Stefanie Faulhaber. Fotos: Alex
"Das ist etwas Amtliches, da muss man sich auch an die Regeln halten" - mit diesen Worten hatte Hans Lorenz die Sitzung zunächst eröffnet. Üblicherweise erfolge die Verpflichtung nach Amtsantritt, erklärte er. Vor 24 Jahren sei es aber bei ihm schon anders gehandhabt worden. In der Zeitung sei damals die Rede von einer "ungewohnten, aber sympathischen Variante" gewesen. Diese Tradition wolle man in Absprache mit dem Kommunalrechtsamt beibehalten.
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Um 19.20 Uhr war es dann so weit. David Faulhaber setzte seine Unterschrift unter die Urkunde, nachdem er mit klarer Stimme die Verpflichtungsformel nachgesprochen hatte. Die Anwesenden applaudierten lange. Dann nahm Lorenz die Amtskette ab. Mit lauten, schmerzlich artikulierten "Oh"-Rufen machten die Gäste das Bewegende dieses Augenblicks hörbar. Dann legte Lorenz die Kette seinem Nachfolger um - begleitet von Scherzen wie "Jetzt zeigt es sich, ob er einen Dickkopf hat" und "Sie wird bestimmt nicht in den Haaren hängen bleiben". Nochmals wurde lange applaudiert. Der Amtswechsel war somit auch formal vollzogen.
Inhaltlich hatte Lorenz seinen Nachfolger nach dessen Wahlsieg schon seit Wochen vorbereitet. Diese Form der Amtsübergabe wurde insbesondere von den Bürgermeisterkollegen ausdrücklich gelobt. Faulhaber selbst dankte für die "optimale Vorbereitung". Er sprach von vielen Gesprächen, gemeinsam besuchten Veranstaltungen sowie der "freundschaftlichen Art und Weise". Diese zeichne Hans Lorenz als Mensch mit einem tadellosen Charakter aus. Ob der großen Fußstapfen hätten seine Kinder Flossen als Schuhwerk vorgeschlagen, so Faulhaber.
Es folgten ausgesprochen launige Grußworte, mit denen Faulhaber im Amt begrüßt wurde. Überhaupt herrschte im Saal eine überaus freudige und fröhliche Stimmung. Auch Geschenke wurden verteilt. Während Landrat Stefan Dallinger Faulhabers Frau Stefanie Blumen überreichte, sagte er: "Ihr Mann kriegt noch nichts, der muss es sich als Bürgermeister erst mal erarbeiten." Es wurde herzlich gelacht. Auch das Grußwort des evangelischen Pfarrers Matthias Weber zeichnete sich durch Originalität aus. Er überreichte nämlich einen Besen, mit dem er vieles verband, was wichtig sei: Der Besen symbolisiere die Balance zwischen Geradlinigkeit und Flexibilität. Kehren helfe auf der Suche nach der besten Lösung.
Alt-Bürgermeister Peter Denger listete einen Katalog von Kenntnissen und zum Teil widersprüchlichen Eigenschaften auf, die von einem Bürgermeister erwartet würden. Und die Personalratsvorsitzende Melanie Stauch überreichte ein "Rathaus-Starter-Kit" mit einem besonderen Inhalt in Erinnerung an den Trinkwasser-Alarm im Februar: "Badekristalle - falls Sie in Brühl mal Lust auf blaues Wasser haben."