Dossenheimer ließen Hans Lorenz hochleben (plus Fotogalerie)
Hunderte Dossenheimer kamen in die geschmückte Jahnhalle. Zum Abschied erhielt Lorenz auch die Ehrenbürgerwürde von Le Grau du Roi.

Von Doris Weber
Dossenheim. Will man die Stimmung in der Jahnhalle beschreiben, fallen nur zwei Worte ein: aufrichtige Dankbarkeit. Die Verabschiedung von Bürgermeister Hans Lorenz war eine gelungene Feier mit mehreren hundert Gästen darunter zahlreiche Ehrengäste aus dem öffentlichen Leben der Gemeinde sowie aus der regionalen wie Landes- und Bundespolitik. Das Lorenz’sche Credo vom gegenseitigen Respekt wurde spürbar, auf Sentimentalitäten wurde verzichtet. Die Feier am Freitagabend war wie seine Amtsführung in 24 Jahren: klar und geradlinig. Sie endete mit minutenlangen Standing Ovations. In den Dank war stets seine Familie, insbesondere sein Frau Ursel eingeschlossen.
Das Programm war ein Wechsel von musikalischen Beiträgen und Grußworten. Julia Philippi hielt als Bürgermeister-Stellvertreterin die Ansprache zur Verabschiedung. Sie hatte die Gäste auch begrüßt. Weggefährte Günther Oettinger, heute Kommissar für Finanzplanung und Haushalt in der Europäischen Union, überraschte seinen Freund Hans Lorenz mit einer Videobotschaft aus Brüssel. Die zweite Überraschung bereiteten ihm ehemalige Sängerinnen des Schülerchors der Neubergschule: Amy Kuch und Arpa Abrahamian wurden bei ihren starken Songs von Janina Ranzenberger am Keyboard begleitet.
Seit Freitagabend ist Hans Lorenz mit der Bürgermedaille der Gemeinde dekoriert. Im Beisein der Sprecher aller Gemeinderatsfraktionen überreichte ihm Philippi das kommunale Ehrenabzeichen für sein "vorbildliches Engagement". Seit Freitagabend ist er überdies Ehrenbürger der französischen Partnergemeinde Le Grau du Roi. Bürgermeister Robert Crauste überreichte ihm die "Medaille de la ville". Das Rathausteam zeichnete den scheidenden Chef ebenfalls aus. Das sonst an die Eltern von Neugeborenen vergebene T-Shirt "Ich bin ein Dossenheimer" würde zu seinem neuen Dresscode werden.
Ein Team von Rathausmitarbeitern um Petra Gramlich, die Sekretärin von Lorenz, hatte die Sporthalle in einen repräsentativen Saal verwandelt. Die Bühne war aufwendig mit Blumen, Gemüse, Porphyrsteinen und einem Abbild des Leuchtturms in Le Grau du Roi geschmückt. Alles stand für Person und Engagement des scheidenden Bürgermeisters. Der Bühne gegenüber hing die Europaflagge, auch das ein Bekenntnis. In seinen Dank an Gramlich schloss Lorenz ihre Vorgängerinnen Ingrid Herr und Renate Winterhalter ein. Blumen und Umarmung gab’s für eine souveräne Unterstützung im Vorzimmer des Rathauschefs. Die Landfrauen kümmerten sich während der mehr als dreistündigen Veranstaltung um den Service an den Tischen. Im Anschluss gab es Leckereien aus der örtlichen Gastronomie.
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Der evangelische Posaunenchor, der Musikverein sowie die Musikkapelle der katholischen Pfarrgemeinde hatten unter der Leitung von Robin Pfeifer mit einem ruhigen Stück das Programm eröffnet. Die Trachtengruppe präsentierte ihren legendären Bogentanz mit symbolisierter Krone. Der katholische und der evangelische Kirchenchor sangen unter der wechselnden Leitung ihrer Dirigentinnen Carola Steinmaier und Manuela Weiss. "Lebe dein Leben" ratschlagte der Männergesangverein "Freundschaft" unter der Leitung von Kurt Arras. Ihr Vorsitzender Bernhard Willwert sprach stellvertretend für alle Vereine. Der Jugendgemeinderat dankte mit einem auf die Badnerlied-Melodie getexteten Song.
Die Redner nannten Charaktereigenschaften und -stärken von Hans Lorenz (vgl. Artikel links), deren Gleichzeitigkeit ihn aus der Masse vieler Politiker heraushebt: gelebte Bürgernähe, Respekt, Toleranz, lobenswert und bemerkenswert, kompetent und zuverlässig, pragmatisch, heimatverbunden und weltoffen, Leidenschaft für Dossenheim und seine Menschen, Achtung, Teamwork, Kreativität, Überzeugen durch Argumente, Freundschaft, gute, konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit, Geduld und Interesse, unkompliziert.
Und Lorenz selbst? Mit Lob sei der Mensch unbegrenzt belastbar, meinte er launig und weiter, das gelte auch für ihn. Froh und traurig – beides treffe auf sein Ausscheiden zu. Seine Bekenntnis aus Tagen, als er noch Landtagsabgeordneter war – "Wenn ich die Chance habe, in Dossenheim Bürgermeister zu werden, bin ich weg" –, wurde mit Applaus bedacht. Ebenso seine Aussage, wie er die Amtsübergabe an seinen Nachfolger David Faulhaber gestalte, nämlich in "Freundschaft und Kollegialität". Die Jumelage mit Le Grau du Roi sei ihm eine "Chose du cœur", also eine Herzensangelegenheit. Während seiner Amtszeit habe er viel Schönes und einige schwierige Momente erlebt. Er erinnerte an die Kerwe nach dem Terroranschlag am 11. September, an Flugzeugabstürze, Hochwasser und Feuerwehreinsätze. Er dankte insbesondere der Feuerwehr. Und sein Humor blitze auf, als er vom Freitag als dem "Weltwassertag" sprach. Damit spielte er zum Schmunzeln der Gästeschar auf die Schlagzeilen an, die nicht nur Dossenheim in Atem gehalten haben: den Wasserschaden im Hallenbadkeller, das Abkochgebot nach einem kapitalen Rohrbruch und nicht zuletzt auf den Katastrophenalarm wegen der blauen, letztendlich harmlosen Trinkwasserfärbung.
Info: Eine Bildergalerie der Verabschiedung von Hans Lorenz gibt es im Internet unter www.rnz.de