Castor-Bilanz

Atommüll-Fuhren nach Neckarwestheim waren "jederzeit sicher"

Bilanz bei der Sitzung der Informationskommission - Dauer der Lagerung noch ungewiss

22.11.2018 UPDATE: 23.11.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 44 Sekunden

Die Transportschiffe Edda (li.) und Ronja liegen am 25.06.2017 auf dem Neckar am Kernkraftwerk Neckarwestheim. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Von Hans Georg Frank

Neckarwestheim. Nach beinahe einem Jahr haben Umweltministerium und EnBW jetzt öffentlich eine Bilanz der umstrittenen Castor-Transporte von Obrigheim nach Neckarwestheim gezogen.

Bei der Sitzung der Informationskommission waren sich die Vertreter beider Seiten einig, dass dieser bislang einmalige Transfer von Atommüll auf einem deutschen Fluss "erfolgreich und ohne technische Probleme durchgeführt" worden sei. Es habe auch "keine Auffälligkeiten" bei den Messungen der radioaktiven Belastungen aller Beteiligten gegeben, hieß es übereinstimmend.

Hintergrund

Die Informationskommission zum Kernkraftwerk hat ihre Arbeit am 17. Juli 2012 aufgenommen. Dem Gremium gehören Bürgermeister, Landtagsabgeordnete und Vertreter von Umweltverbänden an. Unter Leitung des Heilbronner Landrats Detlef Piepenburg gab es bisher elf

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Die Informationskommission zum Kernkraftwerk hat ihre Arbeit am 17. Juli 2012 aufgenommen. Dem Gremium gehören Bürgermeister, Landtagsabgeordnete und Vertreter von Umweltverbänden an. Unter Leitung des Heilbronner Landrats Detlef Piepenburg gab es bisher elf Sitzungen in der Neckarwestheimer Reblandhalle. Die nächste Zusammenkunft könne wegen der Kommunal- und Europawahl am 26. Mai 2019 voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte sein, deutete Piepenburg an. (hgf)

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342 Brennelemente, verpackt in 15 Container des Typs Castor 440/84 mvK, sind bei fünf Fuhren mit einem Spezialschiff von Obrigheim ins rund 50 Kilometer entfernte Zwischenlager von Neckarwestheim gekarrt worden. Bei der ersten Fahrt am 28. Juni 2017 rückte die Polizei mit einem Großaufgebot von "deutlich über tausend Einsatzkräften" an, erklärte der für den Strahlenschutz zuständige Experte im Umweltministerium, Herbert Pohl. Das Präsidium Einsatz in Göppingen habe sich dabei Verstärkung aus Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen geholt.

Die Eskorte sei mit Pferden, Fahrrädern, Hubschraubern und Motorrädern zu Wasser, zu Lande und in der Luft unterwegs gewesen; auch Hunde seien zur Begleitung des Schubschiffes abgeordnet worden. Nach den Erfahrungen der Premiere sei die Mannschaftsstärke bei den vier Fortsetzungen "deutlich gesenkt" worden, sagte Pohl: "Es war maximal die Hälfte im Einsatz, keine Kräfte mehr aus anderen Bundesländern."

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Die brisante Fracht schwamm am 6. September, 11. Oktober, 16. November und vom 18. auf den 19. Dezember 2017 auf dem Neckar. "Die Strahlenbelastung für die Bevölkerung war minimal", sagte Pohl. Es seien weniger als 0,1 Mikrosievert pro Transport im Bereich der Schleusen gemessen worden, wogegen die "effektive Dosis aus natürlicher und zivilisatorischer Belastung" im Mittel bei 4000 Mikrosievert jährlich liege.

"Die 15 Castor-Behälter konnten sicher im GKN-Zwischenlager eingelagert werden", fasste Pohl zusammen, "das ist ein sehr guter Platz". Für die eigenen Castoren der beiden GKN-Reaktoren wird der Platz in den beiden Tunnelröhren nicht benötigt, deshalb tat sich diese Lücke für den Obrigheimer Abfall auf.

Dank dieser Lösung könne der vollständige Rückbau des Atomkraftwerks KWO in Obrigheim "verzögerungsfrei voranschreiten", betonte Jörg Michels, Geschäftsführer der EnBW-Tochter EnKK. Das vorher genutzte Nasslager sei komplett geleert. Deshalb könne dieses Gebäude in den Abriss eingezogen werden: "Die Arbeiten dort laufen."

Ohne den Abstellraum in Neckarwestheim hätte in Obrigheim ein eigenes Zwischenlager errichtet werden müssen. Die Transporte unter der Aufsicht des Umweltministeriums seien "jederzeit sicher" gewesen, fasste Michels zusammen. "Der Schutz von Mensch und Umwelt war jederzeit gewährleistet, die sichere Machbarkeit solcher Transporte hat sich damit wie erwartet bestätigt."

Wie lange die Castoren in Neckarwestheim stehen müssen, lässt sich nicht absehen. Ursprünglich wurde von einer Nutzungsdauer von maximal 40 Jahren ausgegangen, damit müsste die Räumung des unterirdischen Depots spätestens 2046 erfolgt sein. Aber ein Endlager zur Ablösung gibt es bisher noch nirgendwo.

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