Studie zum Clubsterben

"In Heidelberg ist es eine Katastrophe"

Halle 02-Geschäftsführer Felix Grädler zur Situation der Clubs - Die Stadt müsste jetzt den ersten Schritt machen

15.10.2018 UPDATE: 17.10.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Partystimmung bei einer Veranstaltung in der Halle 02. Foto: RNZ

Heidelberg. (ani) Felix Grädler ist nicht nur Geschäftsführer der Halle 02 in der Bahnstadt, sondern auch Vorsitzender des Vereins "Eventkultur Rhein-Neckar". Im Interview erklärt er, weshalb es in Heidelberg für den Wiederaufbau der Clubkultur eigentlich schon zu spät ist - und was die Stadt dennoch tun könnte, um zu retten, was zu retten ist. (Hier lesen Sie die Ergebnisse der Studie)

Felix Grädler. Foto: privat

Herr Grädler, Hand aufs Herz: Wie schlimm ist die Lage wirklich?

Auf Verbandsebene und mit Blick auf die Metropolregion ist es nicht so schlimm. In Mannheim etwa sieht es in der Clublandschaft noch ganz gut aus. Bis auf ein bis zwei Schließungen gibt es dort keine nennenswerten Verluste. In Heidelberg dagegen ist es eine Katastrophe. Denn wenn das Clubsterben erst einmal so weit fortgeschritten ist wie hier, brauchen die Akteure enorm viel Kraft, um die Szene wieder richtig aufzubauen.

Ist es hier also zu spät, um zu handeln?

Es ist zu spät, um mit einem vertretbaren Aufwand wieder eine gute Clubkultur zu erzeugen. Hier muss man jetzt richtig arbeiten.

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Heidelberg ist Deutschlands jüngste Stadt. Das passt nicht zur aussterbenden Clubkultur.

Mit Blick auf die Studienergebnisse zur jüngsten Stadt kann man nicht wirklich verstehen, wie es hier so weit kommen konnte. Auf langfristige Sicht kann die fehlende Clubkultur durchaus auch zum Standortnachteil für die Stadt werden. Für große Firmen wie SAP etwa ist es wichtig, potenziellen Mitarbeitern - auch solchen, um die auch andere Firmen buhlen - attraktive Angebote in der nächsten Stadt machen zu können.

Die Stadt hat gerade in Kooperation mit dem Geographischen Institut der Uni die Ergebnisse einer ähnlichen Studie wie die des Clubverbands veröffentlicht. Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede?

Von den Ergebnissen her ist tatsächlich viel vergleichbar. Sogar die Handlungsempfehlungen, die daraus abgeleitet wurden, sind ähnlich. In jedem Fall bestätigen beide Studien: Die Bevölkerung wünscht sich mehr Musikclubs.

Der Verband hat längst ein Konzept auch zur finanziellen Förderung von Clubs vorgelegt. Wie sind die Aussichten, dass das jetzt auch in die Umsetzung geht?

In Heidelberg haben wir das Konzept gerade in den letzten Tagen beim Kulturamt vorgestellt, wo es mit Interesse aufgenommen wurde. Eine der Städte in der Metropolregion - also Heidelberg, Mannheim oder Ludwigshafen - müsste jetzt den ersten Schritt machen, damit die anderen nachziehen. Schließlich ist es ja ein Förderkonzept, das von allen getragen werden muss. In Heidelberg starten jetzt die Verhandlungen für den städtischen Doppelhaushalt. Die Möglichkeit wäre also da, diesen ersten Schritt zu machen.

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