Es geht nicht immer nur ums Geld
Betreiber diskutierten in der Halle 02 über das "Clubsterben" - Sie wünschen sich mehr Anerkennung vonseiten der Politik

Archiv-Foto: Kresin
Von Steffen Blatt
Heidelberg. Schwimmbad-Club, Häll, Nachtschicht - allein Heidelberg hat in den vergangenen Jahren drei Veranstaltungshäuser verloren, die zum Teil Institutionen waren. Neue sind nicht in Sicht. Auch wenn die Gründe für die Schließungen ganz verschieden waren, wird seit einiger Zeit vom "Clubsterben" in der Region gesprochen. Was man dagegen tun kann, darum ging es am Montag bei einer Diskussionsrunde in der Halle 02. An diesem Tag trafen sich dort rund 85 Clubbetreiber aus ganz Deutschland zur Frühjahrstagung des "Bundesverbandes für Musikspielstätten".
Die interessanteste Erkenntnis nach rund 90 Minuten Diskussion: Offenbar ist es nicht immer nur das (fehlende) Geld, das die Club-Macher umtreibt. "Oft gibt es keinen klaren Ansprechpartner in der Lokalpolitik", benannte Halle 02-Geschäftsführer Felix Grädler ein Problem. Auch die Verständigung mit den Behörden sei oft schwierig, weil die Beteiligten unterschiedliche Sprachen sprächen. Grädler weiß, wovon er redet, denn er ist nicht nur Clubbetreiber und Vorsitzender des Vereins "Event-Kultur Rhein-Neckar" und damit Gastgeber der Tagung, er kennt als Stadtrat der Grünen auch die Verwaltungsseite. Grädler forderte sogar "Übersetzer", die für Verständigung sorgen zwischen den Club-Leuten und den Behörden.
Generell wünschen sich die Macher mehr Wertschätzung: "Warum wird bei der Stadtentwicklung Platz für Clubs nicht genauso selbstverständlich eingeplant wie für Kitas oder Schulen?", fragte Grädler. "Clubkultur ist Stadtkultur", ergänzte Udo Dahmen, der Leiter der Mannheimer Popakademie. Denn gerade junge, hoch qualifizierte Arbeitskräfte würden ihre Entscheidung, in eine Stadt zu kommen, auch vom Ausgehangebot abhängig machen. Was für Dahmen in der Region fehlt, sind kleine Veranstaltungsstätten für bis zu 300 Besucher, "in denen man noch mehr experimentieren kann".
Davon gibt es in vielen Großstädten zwar genug, dort haben die Clubs eher mit steigenden Mieten zu kämpfen. "Wenn einer rausgeht und dann der nächste aufmacht, zahlt der natürlich mehr und muss sein Programm stärker kommerziell aufziehen", berichtete Thore Debor vom Vorstand des "Clubkombinats", der Vereinigung der Betreiber in Hamburg. Und weiter: "Häufig sind wir Kultur zweiter Klasse im Vergleich zu Theatern, Museen oder Programmkinos."
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Darum forderte Matthias Rauch, der Leiter der Abteilung "Kulturelle Stadtentwicklung" in Mannheim auch mehr Anerkennung für die Clubkultur. Und damit war man doch wieder beim Geld und den hohen Zuschüssen, die die "Hochkultur" bekommt, auch wenn keiner der Diskutanten die einen gegen die anderen Einrichtungen ausspielen wollte. Die Schlüssel für die Landeszuschüsse der staatlichen und kommunalen Theater etwa seinen "irgendwann mal festgelegt worden", erklärte Manfred Kern, der kulturpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion - und bekannte freimütig: "Da traut sich heute keiner dran, denn dann müsste man ja jemandem etwas wegnehmen. Aber man will ja wiedergewählt werden."
Müssen sich dann die jungen Leute die Räume einfach nehmen? Illegale Partys etwa sind in Berlin an der Tagesordnung, wie Moderator Marc Wohlrabe von der "Clubkommission" der Hauptstadt berichtete. Dort veranstaltet man zusammen mit der IHK sogar Workshops für Veranstalter von spontanen Freiluft-Events. "Wenn ich die Bilder von den leer stehenden Militärflächen bei Euch sehe, dann frage ich mich: Warum steigt da keiner ein und veranstaltet einen illegalen Rave?", fragte Wohlrabe. Eine spontane Antwort hatte keiner der Heidelberger und Mannheimer parat, dafür ein Clubbetreiber aus Leipzig: "Ihr seid zu brav!"