"In den Flüchtlingsunterkünften ist noch Platz"
Grünen-Fraktion: Heidelberg soll Bootsflüchtlinge aufnehmen – Appell an Oberbürgermeister geplant

Beate Deckwart-Boller. Foto: pr
Heidelberg. (rie) Die Fraktion der Grünen im Gemeinderat will, dass Heidelberg sich einer Initiative dreier Großstädte in Nordrhein-Westfalen anschließt, die sich bereit erklärt haben, Bootsflüchtlinge aufzunehmen. Die Oberbürgermeister von Bonn, Düsseldorf und Köln schrieben Ende Juli einen Brief an Bundeskanzlerin Merkel, in dem sie fordern, die Seenotrettung im Mittelmeer wieder zu ermöglichen und die Aufnahme der geretteten Menschen zu sichern. Im RNZ-Gespräch erklärt Grünen-Fraktionsvorsitzende Beate Deckwart-Boller ihren Vorstoß.
Frau Deckwart-Boller, wieso soll Heidelberg sich der Initiative der drei Großstädte aus Nordrhein-Westfalen anschließen?
Wir sind bereis von Bürgern angesprochen worden, warum wir uns als Kommune nicht beteiligen. Das fand ich einleuchtend. Wir haben in Heidelberg die Kapazitäten zur Integration, wir haben Flüchtlingsunterkünfte, in denen noch Platz ist. Ich finde den Gedanken unerträglich, dass im Mittelmeer Menschen ertrinken - und zugleich jene, die es an Land schaffen, keiner haben will. Da müssen auch wir als Kommune etwas tun.
Wie viele in Not geratene Flüchtlinge sollte Heidelberg aufnehmen?
Natürlich sollten wir das behutsam machen, und ob es dann am Ende 50 oder 150 Menschen sind, die wir aufnehmen, weiß ich nicht. Es hängt auch damit zusammen, ob etwa auch andere Städte in Baden-Württemberg bereit sind, sich da anzuschließen.
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Wie wollen Sie diese Initiative nun in die Tat umsetzen?
Wenn wir einen Antrag in den Gemeinderat einbringen, wird der frühestens Ende des Jahres behandelt. Wir müssen schneller sein. Deshalb wollen wir direkt nach den Ferien mit den anderen Fraktionen sprechen. Und dann hoffe ich, dass wir einen gemeinsamen Appell an den Oberbürgermeister hinbekommen, der sich den NRW-Oberbürgermeistern dann anschließen kann.
Glauben Sie, dass die anderen Fraktionen mitziehen?
Einerseits ja, warum denn nicht? Wir hatten uns auch mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, Flüchtlinge aus den Relocation- und Resettlement-Programmen freiwillig aufzunehmen. Andererseits kann man sich in diesen Zeiten nie sicher sein, ob es Mehrheiten für humanitäre Notwendigkeiten gibt.