Weinheim

Verkauf der Burg Windeck liegt vorerst auf Eis

Erster Bürgermeister Torsten Fetzner distanziert sich von Vorstoß des scheidenden OBs Bernhard - Stadträte zweifeln an Wertgutachten

01.08.2018 UPDATE: 02.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden

Die Burgruine Windeck ist das prägnanteste Wahrzeichen Weinheims. Seit 1978 ist das Gelände im Besitz der Stadt, seit 1996 hat es die Verwaltung an einem professionellen Gastronom verpachtet. Foto: Priebe

Von Philipp Weber

Weinheim. Es war das Gesprächsthema Nummer eins in Weinheim: Oberbürgermeister Heiner Bernhard (61, SPD) hatte ohne das Wissen des Gemeinderats mit dem Weinheimer Investor Thomas Noor über einen Verkauf der Burgruine Windeck verhandelt. Erst Ende der letzten Woche stellte er die Stadträte vor (beinahe) vollendete Tatsachen. So lag bereits das Ergebnis eines externen Gutachtens vor, in dem der Wert der Burg und ihres Umlands auf 140.000 Euro taxiert wurden. Zudem gab es Angaben zur Situation des Burgpächters und inwieweit der Investor diesem entgegenkommen könnte.

Das schlug hohe Wellen. Die Burg ist seit 1978 im Besitz der Stadt - und das Wahrzeichen Weinheims. SPD und GAL kritisierten Bernhard öffentlich. Doch der befindet sich auf Dienstreise. So landete die Angelegenheit beim Ersten Bürgermeister, Torsten Fetzner. Dieser führt in Bernhards Abwesenheit die Amtsgeschäfte des OBs. Dies wird er als kommissarischer Oberbürgermeister auch vom 13. August an tun müssen: Bernhard geht in den Ruhestand, OB-Wahlsieger Manuel Just (39, parteilos) sieht sich von einer Wahlanfechtung blockiert.

Fetzner hat sich nun von einem Verkauf der Burg distanziert: "Über den Verkauf öffentlicher Liegenschaften entscheidet nicht der OB, sondern je nach Kaufsumme der Hauptausschuss oder der Gemeinderat", stellt er auf RNZ-Anfrage klar. Da Bernhard in Kürze in den Ruhestand geht, habe er entscheiden müssen, ob das Thema in einer der nächsten Sitzungen des Hauptausschusses behandelt wird: "Ich habe mich entschieden, das Thema nur dann im Gemeinderat behandeln zu lassen, wenn eine Fraktion dies beantragt." Bislang sei dies nicht der Fall.

Er selbst, so Fetzner, habe keine Gespräche mit Investor oder Pächter geführt: "Das möchte ich auch nur in Abstimmung mit dem Gemeinderat tun." Elisabeth Kramer, Vorsitzende der GAL-Fraktion, kann es offen aussprechen: "Die Verkaufsgespräche waren ein absoluter Alleingang von OB Bernhard." Allerdings müssen Fetzner und Wahlsieger Just ab einem bestimmten Zeitpunkt davon gewusst haben.

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"Bernhard wiederum hätte wissen müssen, dass so etwas nicht auf fruchtbaren Boden fällt", ärgert sich Kramer. Auch SPD-Stadtrat Constantin Görtz beteuert, nichts von Bernhards Verhandlungen gewusst zu haben. Auch er sei perplex: "Man kann ja über alles reden, aber reden muss man halt schon", sagt er zum Verhalten Bernhards gegenüber dem Gemeinderat. Ihm sei völlig schleierhaft, wie die "externe Gutachterin" aus Bernhards Schrieb auf den Gebäudewert von 140.000 Euro gekommen sei. Zumal auch der Weinheimer Gemeinderat einen sehr fähigen Gutachterausschuss habe.

Laut Bürgermeister Fetzner hat die Gutachterin die Gebäudesubstanz bewertet und Pacht-Einnahmen abgeschätzt. "Gebäude wie die Windeck werden regelmäßig vom Preis her recht niedrig angesetzt." Das habe aber nichts mit dem ideellen Wert zu tun. Oder mit dem Preis, den ein Liebhaber zahlen würde.

Tatsächlich haben sich seit Beginn der "Windeck-Debatte" Geschäftsleute gemeldet. In einer Mail, die der RNZ vorliegt, bekundet ein Mann aus Uelzen großes Kaufinteresse, "zu den genannten Konditionen". Nicht nur deshalb will SPD-Stadtrat Görtz das Wertgutachten einsehen. Und zwar bevor Bernhard in den Ruhestand geht.

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