Riesenzwerg Karl ist pink wie Miss Piggy
Neuer Werbeträger auf dem Kiliansplatz postiert - Wer einen 3D-Drucker hat, bekommt ihn gratis

Werbeträger aus einem innovativen Materialmix oder ein schnell verbrauchter Gag? An dem pinkfarbenen Gartenzwerg für die Bundesgartenschau in Heilbronn scheiden sich die Geister. Ein Hingucker ist er aber in jedem Fall. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Ist das jetzt Kunst oder "Kitsch-as-Kitsch-can"? Ist er ein Hin- oder ein Weggucker, ein Werbeträger oder ein schnell verbrauchter Gag? An dem Gartenzwerg, der sich als solcher nicht gleich zu erkennen gibt und so pinkfarben ist wie Miss Piggy, scheiden sich schon wenige Minuten, nachdem er seinen Standort am Kiliansplatz eingenommen hat, die Geister, wenn man die Kommentare der Passanten dazu
hört. Für die Macher der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 soll "Karl", der Buga-Zwerg - als Original immerhin 2,30 Meter hoch - generationenübergreifend alle Besucher ansprechen, und das heißt: zum Besuch der Buga animieren. Zwei seiner "Brüder" werben auf den Landesgartenschauen in Würzburg und Lahr ebenfalls für Heilbronn.
Gestalt und Charakter haben Absolventen der Filmakademie Baden-Württemberg, Ludwigsburg, entwickelt. Die an das Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart angegliederte Innfa GmbH hat aus einen Winzling-Prototyp den jetzigen "Riesen-Zwerg" gemacht und dabei Pionierarbeit geleistet: Er besteht aus einem Gespinst von Carbon- und Glasfaser.
"Die Idee war, neues Material und eine neue Verarbeitungstechnik anzuwenden. Wir mussten allerdings am echten Objekt ausprobieren, wie wir den Zwerg realisieren können", sagen Gerd Falk und Markus Blandl, die Geschäftsführer der Innfa GmbH.
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Die Material-Idee kommt nicht von ungefähr: Auch zwei temporäre und hoch innovative bionische Pavillonbauten auf der Sommerinsel der Buga werden daraus gestaltet. Die Fasern, die künftig in der Architektur sicher eine Rolle spielen werden, sind leicht, formbar und stabil - und sie können eingefärbt werden beispielsweise pink.
Schwieriger war es, sie in Wickeltechnik in die künstlerische polygonale Formgebung umzusetzen, die von Franziska Geisler stammt. Einfacher hingegen wird es, die technische Ausrüstung vorausgesetzt, sich seinen eigenen Buga-Zwerg zu machen: Man braucht nur einen 3D-Drucker dafür, die Daten können von der für alle kostenlos zugängige (open-source) Datei der Buga-Homepage heruntergeladen werden. Dass es klappt, haben Schüler der Wilhelm-Maybach-Schule mit 20 Zentimeter großen Buga-Zwergen bewiesen.
Der Name "Karl" für den Buga-Zwerg ist nicht zufällig gewählt. Er erinnert daran, dass die Buga dort stattfindet, wo sich früher der "Karlshafen" befand und inzwischen der neue "Karlssee" angelegt wurde.
Buga-Geschaftsführer Hanspeter Faas hatte immer abgelehnt, ein Maskottchen für die Heilbronner Bundesgartenschau zu schaffen - auch "Karl" sei kein solches, heißt es dazu.
Qualitäten als digitaler "Wanderpokal" hat Karl zweifelsohne: Oberbürgermeister Harry Mergel hat ein Selfie gemacht und dieses auf Instagram gestellt. Ob der Zwerg als Werbeträger seinen Zweck erfüllt? Zwei Frauen betrachten den Kerl namens "Karl" genau, die eine sagt: "Ich habe schon meine Dauerkarte für die Buga", die andere fragt darauf: "Wo kann ich meine kaufen?". Na dann!
Info: Die open-source-Datei kann hier heruntergeladen werden.



