Buga 2023 in Mannheim

Wohnraum für 4000 Menschen

Stadt Mannheim und Architekt stellten Konzept für neues Quartier am Rande des Buga-Geländes vor - Sorge in Käfertal-Süd

06.10.2017 UPDATE: 08.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Das grafische Modell zeigt den künftigen Grünzug Nord-Ost, zu dem das Spinelli-Gelände entwickelt werden soll. An den Übergängen zu den Wohnstraßen in Käfertal-Süd (in der Grafik unten rechts und unten links) soll das neue, 22,5 Hektar große Quartier mit 1600 Wohnungen entstehen. In der Mitte wird es vom Sportplatz des TV Käfertal geteilt. Plan: RMP Landschaftsarchitekten

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Exakt 180 Tage - so lange dauert die Bundesgartenschau (Buga) 2023 in Mannheim. Doch die Veranstaltung ist nur Mittel zum Zweck für ein weit größeres, nachhaltiges Projekt: Der 200 Hektar lange Grünzug Nordost soll die Innenstadt mit Kalt- und Frischluft versorgen. Eine Schlüsselrolle für diesen Korridor nehmen die Spinelli Barracks bei Käfertal ein, das ist der Hauptspielort der Buga. Die Planungen laufen auf Hochtouren, gleichzeitig nimmt der Entwurf für ein neues Quartier am Rande des Areals konkrete Formen an. Wie die Stadtspitze und der Berliner Architekt Jörg Wessendorf bei einem Pressegespräch am Donnerstagabend erläuterten, sollen auf 22,5 Hektar Fläche insgesamt 1600 Wohnungen für rund 4000 Menschen entstehen. Doch bis dahin gilt es einige Knackpunkte aus dem Weg zu schaffen.

Noch gehört Spinelli der Stadt gar nicht. Immerhin darf sie nun aber mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) über den Kauf des gesamten Geländes verhandeln. Oberbürgermeister Peter Kurz hofft, den Kaufvertrag im nächsten Jahr unterschreiben zu können. Dann soll auch der Rahmenplan im Gemeinderat beschlossen und die Konversionsfläche anschließend Stück für Stück freigeräumt werden. Flüchtlinge sollen nach dem Wunsch der Verwaltung spätestens 2019 an anderen Standorten untergebracht werden.

Wessendorfs Konzept sieht klassische wie hochwertig-innovative Ein- und Mehrfamilienhäuser direkt am neuen Park vor. Auch "kommunenartiges" und begrüntes Wohnen soll dort möglich sein. Baubürgermeister Lothar Quast will entsprechend der wohnungspolitischen Strategie der Stadt darauf achten, dass 30 Prozent der Wohnungen "bezahlbar" sind. Als Richtgröße nannte er einen Mietpreis von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Im Quartierzentrum sollen Lebensmittelhändler und eine neue Grundschule Platz finden.

Nicht nur Freude rufen die Pläne bei den Anrainern in Käfertal-Süd hervor. Sie rechnen mit mehr Lärm und Verkehr, zudem treibt sie die Sorge um, dass ihre Grundstücke an Wert verlieren könnten und ihr Viertel wegen der Bebauung überhaupt nicht vom Grünzug profitiert. Kurz und Wessendorf wollen bei einer Art Tag der offenen Tür am heutigen Samstag und bei einer weiteren Infoveranstaltung ausschließlich mit Käfertalern zu den bislang 40 vorgetragenen "Anregungen" und Einwendungen Stellung nehmen. Beide machten aber schon jetzt einige Positionen deutlich.

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Wessendorf versprach, das Quartier "behutsam" zu entwickeln, die Architektur soll sich "harmonisch" zu den Siedlungshäusern in Käfertal-Süd verhalten. Der Planer räumte allerdings ein, dass es tatsächlich zu einer höheren Verkehrsbelastung kommen werde. Weil darüber hinaus eine Anbindung von Käfertal-Süd an die Straßenbahn als derzeit unwahrscheinlich gilt, setzen Wessendorf und die Stadt große Hoffnungen auf den neuen Radschnellweg von Spinelli zum Hauptbahnhof. Dadurch sollen unzumutbare Belastungen verhindert werden. Kurz sagte, eine von den Käfertalern geforderte maximal dreistöckige und insgesamt weniger dichte Bebauung sei nicht umsetzbar. Spinelli habe deutliche Standortvorteile gegenüber anderen Randlagen.

Trotz der neuen Häuser und Straßen werde sich die "Belüftungssituation" in Käfertal-Süd verbessern. Und: Die dortigen Immobilien und Grundstücke würden nicht an Wert verlieren, sondern durch die Nähe zu Parklandschaften und modernem Wohnungsbau an Attraktivität gewinnen. Hoffnung machte der auch für den Sport zuständige Quast dem TV Käfertal. Er befürwortet, dass der Verein und die Bezirkssportanlage am jetzigen Standort und damit mitten im geplanten Neubaugebiet bleiben. "Der Sport hat eine wichtige soziale Funktion im Quartier", betonte Quast.

Info: "Start auf Spinelli" heißt die Veranstaltung am Samstag, 7. Oktober, auf dem Gelände der Spinelli Barracks. Ab 14 Uhr ist ein Spaziergang auf dem Gelände geplant. Nach einem "Infotalk" mit OB Peter Kurz um 15 Uhr können die Besucher ab 16 Uhr bei "Themen-Stationen" Wünsche und Ideen äußern. Anschließend werden die Ergebnisse der Stationen vorgestellt.

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