Hoffenheimer Party neben der Reeperbahn
Die TSG feiert beim FC St. Pauli den dritten Auswärtssieg der Saison. Tourè, Kramaric und Prömel treffen beim verdienten 3:0.

Von Achim Wittich
St. Pauli. Gerade ein paar Minuten Fußmarsch sind es von der Hamburger Reeperbahn zur Heimspielstätte des FC St. Pauli. Die Kiez-Kicker sind am Millerntor zu Hause, und dort hat ihnen die TSG Hoffenheim am frühen Sonntagabend keinen Grund zum Feiern gelassen. Der Kraichgau-Klub entführte beim 3:0 (0:0)-Sieg drei Punkte aus dem Stimmungstempel, in dem am Ende nur die 750 weit mitgereisten Hoffenheimer Anfänger in Feierlaune waren.
"Das ist eine Mannschaft, die nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird", hatte "Hoffe"-Trainer Christian Ilzer den Gegner vorher gelobt. Das allerdings dürften die Paulianer nach der vierten Niederlage in Serie mittlerweile anders sehen. Den Hoffenheimern war das verständlicherweise ziemlich egal; sie rückten auf den achten Tabellenplatz vor.

Eine steife Brise wehte trotz Sonnenscheins durchs Kultstadion. Die erste Duftmarke setzte der Dorfklub. Fisnik Asllani jagte den Ball ins Netz der Gastgeber, doch der Arm von Schiedsrichter Sven Jablonski schnellte in die Höhe – Abseits (8. Minute). In der Anfangsphase zeigte sich, warum die Norddeutschen zuletzt erfolglos geblieben waren. Viel fiel ihnen in der Vorwärtsbewegung zunächst nicht ein.
Andrej Kramaric hatte die TSG-Führung auf dem – schwächeren – linken Fuß. Sein Abschluss war unbefriedigend, das kann der Kroate so viel besser (18.). Tim Lemperle ließ es kurz darauf krachen, der Neuzugang traf nur den rechten Pfosten (19.). Dieser FC St. Pauli, der sich langsam steigerte, musste für Ilzers Profis zu knacken sein. Bisher hatten sie sich in dieser Saison in der Fremde stark präsentiert, zwei Siege und ein Remis standen zu Buche.
Asllani nahm nach einer halben Stunde erneut Maß, zielte aber etwas zu weit rechts (30.). Das, was Nationaltorwart Oliver Baumann zu fangen hatte, pflückte er locker herunter. Ein Fußball-Schmankerl bekamen die knapp 30.000 Zuschauer nicht zu sehen, aber das störte nicht wirklich. Auf St. Pauli ertönen nicht so schnell Pfiffe.
Asllani zum Dritten, aber sein Abschluss stellte für Nikolas Vasilj kein Problem dar (34.). Torlos ging’s in die Pause, und das war dann sogar doch noch glücklich für 1899. Baumann gewann erst das Eins-gegen-Eins-Duell mit Danel Sinani, dann rettete Robin Hranac in höchster Not (41.).
Ein Hamburger Eigentor hätte die TSG zu Beginn der zweiten Hälfte fast jubeln lassen; der Ball klatschte aber erneut an den Pfosten (48.). Sekunden später köpfte Lemperle vorbei (48.). "Hoffe" musste zwingend führen. Würde sich das, wie so oft im Fußball, rächen? Nein, denn endlich traf zum ersten Mal Bazoumana Touré (52.) für seinen Arbeitgeber. Ganz knapp war’s kein Abseits, aber längst überfällig.
Sieben Minuten später sorgte Kramaric mit seinem Treffer für die Vorentscheidung (59.). Der eingewechselte Grischa Prömel machte endgültig den Deckel drauf (79.). "Es ist nicht einfach hier auf St. Pauli, aber wir sind endlich einmal in Führung gegangen. Am Ende musst du die Spiele gewinnen, und das haben wir heute gemacht", wollte Prömel in der Mixed Zone von keinem leichten Sieg sprechen.
Der Ehrentreffer der Hausherren durch Danel Sinani (88.) wurde nach dem Videobeweis einkassiert. "Die werden jetzt durchgereicht", resignierte der St.-Pauli-Kollege auf der Pressetribüne. Das kann man dagegen von den Hoffenheimern nicht erwarten, die aktuell mit zehn Zählern das beste Auswärtsteam sind. Sie spielten die Partie souverän zu Ende, und Ilzer freute sich über eine "fast fehlerlose zweite Halbzeit".
Ozan Kabak durfte nach seiner langen Verletzungspause auch noch ein Comeback feiern. Am Samstag (15.30 Uhr) soll in Sinsheim gegen die Heidenheimer der Heimfluch gebrochen werden. "Es ist wirklich an der Zeit", sagte Kramaric zur RNZ. Damit könnte man sich in der ersten Tabellenhälfte etablieren. Und danach soll auf dem Kiez im Pokal die nächste Party steigen.




