Im neuen Ankunftszentrum soll es keine hohen Zäune geben
Neubau im Sinne der "Willkommenskultur": Der Planungswettbewerb läuft. Das Land will ein "angenehmes Erscheinungsbild".

Von Denis Schnur
Heidelberg. Bis das neue Ankunftszentrum für Geflüchtete in Patrick-Henry-Village komplett fertig ist, wird es noch Jahre dauern. Doch die Pläne werden immer konkreter – und auch vorher wird sich an der Landeseinrichtung schon einiges tun. Im Sommer hat das Land den Architekturwettbewerb ausgelobt. Ein Überblick über Vorgaben und Ablauf:
> Atmosphäre: An mehreren Stellen in der Auslobung betont das Land, dass das neue Zentrum "im Sinne einer Willkommenskultur den Asylsuchenden und den Anwohnenden des PHV ein angenehmes Erscheinungsbild bieten" soll. Schließlich ist es nicht nur der Ort, an dem viele Neuankömmlinge ihre ersten Tage im Land verbringen – es ist auch eingebettet in einen neu entstehenden Stadtteil.
> Einbindung: Bislang liegen große Einrichtungen für Asylsuchende meist am Stadtrand. Ein Zentrum dieser Größe im Quartier ist neu. Deshalb stehe auch "die vernetzende und integrative Einbindung des Ankunftszentrums in den Dynamischen Masterplan PHV im Fokus der Bearbeitung", heißt es in der Auslobung. Dazu kann es am Rand Begegnungsflächen für Be- und Anwohner geben. Auch gemeinsam genutzte Einrichtungen wie ein Kleiderladen oder ein Café seien denkbar.
> Abgrenzung: Zum eigentlichen Ankunftszentrum werden aber weiter nur Bewohner, Mitarbeiter und Ehrenamtliche Zutritt haben. Es muss also abgegrenzt sein. Wichtig ist Stadt und Land jedoch, dass dies möglichst nicht durch hohe Zäune geschieht: "Zaunanlagen sind nicht gänzlich ausgeschlossen, sollen aber nach Möglichkeit vermieden werden." Insgesamt gilt: "Die Übergänge zwischen dem Gebiet des Ankunftszentrums und dem übrigen PHV müssen so unauffällig wie möglich gestaltet werden."
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> Größe: Etwa vier Hektar Fläche sind für beide Teile des Zentrums vorgesehen. Zum Vergleich: Derzeit belegt es etwa 35 Hektar. Bislang greift das Land jedoch auf ehemalige Kasernengebäude zurück mit viel Freiraum dazwischen. Das neue Zentrum soll dagegen sehr dicht bebaut werden. Außerdem wird es nur 2800 Bettplätze beinhalten – nicht wie aktuell 3500. Die benötige man, um maximal 2000 Menschen adäquat unterzubringen.
> Funktionalität: Das Zentrum wird in zwei Teile getrennt: den Wohnbereich im nördlichen Zentrum von PHV und den Verfahrensbereich im Osten an der Autobahn. Dazwischen verläuft eine der wichtigsten Verbindungsstraßen im Stadtteil. Von einem Neubau, der komplett auf die Bedürfnisse der Einrichtung ausgerichtet ist, erhofft man sich Vorteile bei den Funktionen.
So sollen Verfahren noch schneller ablaufen, sodass die Menschen in der Regel nur noch zehn Tage im Ankunftszentrum bleiben werden. Aktuell sind es zwei bis drei Wochen, in denen sie registriert und untersucht werden, ihren Asylantrag stellen und angehört werden.
> Kosten: Für den Neubau der wichtigsten Erstaufnahmeeinrichtung greift das Land tief in die Tasche. Laut der Auslobung sind für die Realisierung bis zu 185 Millionen Euro vorgesehen. 150 Millionen Euro für den eigentlichen Bau. Hinzu kommen 20 Millionen Euro für die Außenanlagen. Der Rest ist für Sonderkosten wie Sicherheit und Erschließung vorgesehen.
> Zeitplan: Bis 24. Januar haben nun 25 Architektenteams Zeit, Vorschläge abzugeben. In zwei Stufen wählt dann eine Jury den besten Entwurf. Voraussichtlich im Spätsommer 2024 sollen Vergabegespräche mit dem Sieger geführt werden. Bis Detailplanung und Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind, dürften weitere Jahre vergehen. Beim Land hält man einen Baubeginn 2028 für realistisch.
> Grasweg wohl ab 2025 geöffnet: Wenn in den nächsten Jahren die ersten Bewohner in den neu entstehenden Stadtteil Patrick-Henry-Village ziehen, soll es eine direkte Fahrradverbindung in die Innenstadt geben. Darauf haben sich Stadt und Land kürzlich geeignet.
Das Problem ist bisher, dass das Ankunftszentrum bis zum Umzug in den Neubau große Teile des Zentrums des künftigen Stadtteils belegt. Deshalb beginnt die Besiedelung im Süden. Weil die Durchfahrt durch die Landeseinrichtung aus Sicherheitsgründen bislang nicht möglich ist, erreicht man die geplanten Wohnquartiere derzeit jedoch nur über große Umwege – mit dem Fahrrad muss man etwa fast bis Bruchhausen fahren.
Deshalb soll das Ankunftszentrum bereits vorher geteilt und die Pforte versetzt werden – sodass Radfahrer von der Speyerer Straße über den Grasweg ins PHV fahren können. Dort soll dann eine Radverbindung zwischen dem Wohn- und dem Verfahrensbereich des Zentrums hindurch in den Süden führen. Das ist "nicht ganz ohne Herausforderungen", wie Katja Hepp, Leiterin des Ankunftszentrums, erklärt. Stand jetzt geht sie dennoch von einer Umsetzung bis 2025 aus – "voraussichtlich vor dem Einzug der ersten Bewohner."