Das Hallenbad wird neu gebaut
Wegen der massiv gestiegenen Kosten gab es drei Gegenstimmen im Gemeinderat. Bürgermeister Peter Reichert sprach von der schwersten Entscheidung seiner Amtszeit.

Eberbach. (momo) Gute Nachrichten für die Eberbacher Bürger gab es bei der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend. Dort wurde, entgegen der terminlich gesehen falschen Meldung, dass die Sitzung erst am Donnerstag stattfinden würde, das mit Spannung erwartete Großprojekt des Hallenbades bejaht.
Bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dafür, trotz gestiegener Kosten am geplanten Neubau des Hallenbades festzuhalten. 16,2 Millionen Euro investiert Eberbach, nun kann bei den beauftragten Planungsbüros die Leistungsphase 4, also die Einreichung einer Baugenehmigung, abgerufen werden.
"Die Investition ist groß, aber es ist auch eine große Investition in die Attraktivität unserer Stadt", schrieb die SPD-Fraktion, die geschlossen für den Neubau gestimmt hatte. Dass die Stadt sich damit langfristig Gestaltungsmöglichkeiten für andere Projekte nehme, sei klar, aber man müssen das in Relation sehen. Auch ohne Neubau kämen Sanierungskosten von rund neun Millionen Euro auf die Gemeinde zu.
Die zugesagten drei Millionen Euro Förderung aus Bundesmitteln für Hallenbäder-Neubauten seien dann aber fort. Markus Scheurich gab auch zu bedenken, dass bereits eine Million in die bisherige Planung geflossen sei. Jetzt sei es besser, die zusätzlichen rund vier noch zu investieren und dafür ein neues Hallenbad zu haben.
Neben Bettina Greif (CDU) und Prof. Dietmar Polzin (FW) war Peter Wessely (FW) einer der Gemeinderäte, die gegen die Pläne stimmten. Das tat er nicht, weil er sie nicht gut fände, im Gegenteil: "Gefallen tut mir das sogar sehr gut. Ich stelle mir aber drei Fragen, wie ich auch als Privatmann entscheiden würde: Will ich es? Brauche ich es? Kann ich es mir leisten? Davon sind hier leider nur die ersten beiden mit ja zu beantworten, das Problem sind die Kosten."
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Wessely monierte die fast reine Kreditfinanzierung des Projektes. Das Bad sei eine freiwillige Aufgabe, es gebe genug aufgeschobene Pflichtaufgaben der Gemeinde, die eine Menge Geld kosteten.
Bürgermeister Peter Reichert hatte lange mit sich gehadert und sprach von "der schwersten Entscheidung meiner Amtszeit". Den Ausschlag gab am Ende das Ziel, Eberbach als lebenswerte Stadt attraktiv zu halten. Ein Abbau an Infrastruktur wäre dafür kontraproduktiv.
Nach der Moderation der langen Diskussionen im Gremium verlas Reichert daher auch den gesamten Text, den er tags zuvor an die Mitglieder des Gemeinderates versandt hatte. Dieser schloss argumentativ mit der Meinung, dass die Differenz von 4 bis 5 Millionen Euro zu schaffen sei.
Michael Schulz (CDU) sprach ebenfalls von einer Abwägungsentscheidung. "Man kann nicht 16 Millionen gegen null Euro rechnen, sondern muss die andere Variante dagegen halten. Das wären auch um die neun Millionen – aber ohne Fördermittel und ohne neues Hallenbad."
Die Gesamthöhe der Zahlungsunterschiede bezifferte auch die CDU-Fraktion auf vier Millionen, dafür sei das Bad dann ganzjährig nutzbar. "Uns hat offen gesprochen auch einfach ein akzeptabler Plan B gefehlt", gab Schulz als weiteres Argument an. Da sei eine proaktive Herangehensweise besser gewesen.
Schulz hatte dabei auch die Schulen im Kopf, deren Schwimmunterricht sonst nicht mehr gewährleistet gewesen wäre. "Am Ende war es eine politische Frage". Die wurde im Sinne der Bürger beantwortet. Wie gut – wird die Finanzierung in Zukunft zeigen müssen.




