Das neue Hallenbad ist beschlossene Sache für die ganze Familie
Der Ersatzneubau mit einem reduziertem Beckenangebot ist beschlossen. Sonne und Neckarwasser sollen die Energie liefern.

Von Peter Bayer
Eberbach. Eberbach bekommt sein neues Hallenbad mit reduziertem Beckenangebot. Der Gemeinderat hat dies am Donnerstagabend bei drei Gegenstimmen beschlossen. Die Kosten sollen sich auf 13,68 Millionen Euro belaufen, wobei es einen Zuschuss in Höhe von drei Millionen Euro gibt. Der Plan sieht ein Schwimmerbecken mit fünf Bahnen à 25 Meter sowie ein Kleinkinderbecken vor. Verzichtet wird auf das Multifunktionsbecken. Das Energiekonzept sieht zur Beheizung des Hallenbades Wasser-Wasser-Wärmepumpen und PV-Anlagen sowie Solarabsorber für die Erwärmung des Freibadbeckens vor. Zuvor hatte der Rat noch den Austausch beschädigter Sprieße im alten Hallenbad für 135.000 Euro beschlossen.
Eineinhalb Stunden beschäftigte sich der Gemeinderat vor zahlreichen interessierten Zuhörern im Saal und auf der Empore mit dem Ersatzneubau des Hallenbads. Dipl.-Ing. Architektin Christina Seiters vom Büro pbr Planungsbüro Rohling AG und Dipl.-Ing. Jessica Simon vom Büro Planungsgruppe VA GmbH stellten die Kostenrechnung bzw. das Energiekonzept vor.
Durch die gemeinsamen Umkleiden für Hallen- und Freibad werden Synergieeffekte genutzt, so Seiters. Da bei der reduzierten Variante das Multifunktionsbecken entfällt, wird der Hubboden ins Schwimmerbecken integriert. Dadurch kann dieses sowohl von Schwimmern wie auch spielenden Kindern und Jugendlichen genutzt werden. Dazu kommt noch ein kleines Becken für Kinder bis vier Jahre, so dass das ganze Besucherspektrum abgedeckt wird. Durch die 500 Quadratmeter kleinere Fläche gegenüber der großen Variante werden 2,5 Millionen Euro eingespart. Allerdings fehlt diese Fläche dann auch für die Photovoltaikanlagen, die auf alle Dachflächen und auch die Parkplätze sollen.

Früher sei die Art der Heizung eine politische Entscheidung gewesen, heute sei es eine wirtschaftliche, führte Jessica Simon an, ehe sie die beiden Optionen des Energiekonzepts mit deren Vor- und Nachteilen vorstellte. Holzhackschnitzel seien derzeit zwar der günstigste Brennstoff und ein nachwachsender Rohstoff, doch auch nicht ganz CO2-frei. Auch sei hier ein größerer Platzbedarf durch ein zusätzliches Gebäude erforderlich, zudem sei die Anlage wartungsintensiv und störanfällig. Man sei auch an einen Lieferanten und an deren Preise gebunden. Bei den Wasser-Wasser-Wärmepumpen könne man die Umweltwärme des Neckarwassers nutzen, wofür ein Pumpenbauwerk am Neckar erforderlich sei. Nachteile seien höhere Betriebskosten und die Abhängigkeit von den Klimabedingungen.
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Beide Varianten gemeinsam haben einen Solarabsorber zur Beheizung des Freibadbeckens, zu dem sie dringend riet. Simon verglich ihn mit einer Tartanbahn, in der mit Wasser gefüllte Schläuche durch die Sonne zum Nulltarif erwärmt werden. Die Dächer auf den Gebäuden und den überdachten Parkplätzen sollen mit PV-Anlagen versehen werden, insgesamt 2700 Quadratmeter.
Wie Bürgermeister Peter Reichert sagte, werde die kleine Variante ohne Multifunktionsbecken bevorzugt. Die Kosten würden sich dadurch von 16,2 auf 13,7 Millionen Euro reduzieren. "Das ist ein Thema für einen Bürgerentscheid", beantragte Professor Dietmar Polzin (Freie Wähler) vor der Diskussion im Rat eine Änderung des Beschlussantrags, nach der der Gemeinderat oder ein Bürgerentscheid die Bereitstellung der Haushaltsmittel final beschließen solle. Polzin wies auf Pflichtprojekte der Stadt hin wie die Realschule oder die Steige-Sporthalle. Bei einer erwarteten Preissteigerung von 25 Prozent sei man letztlich wieder bei 16,2 Millionen Euro. Ein Bürgerentscheid würde keine Verzögerung bedeuten.
Dies sah die überwiegende Mehrheit der Gemeinderäte nicht so. Heiko Stumpf (CDU): "Das Hallenbad ist marode und wird nicht besser, wir können uns keine weitere Verzögerung leisten, es gibt einen rechtsgültigen Beschluss. Warum immer wieder Diskussionen anfangen? Wir müssen eine Entscheidung treffen. Es wird keiner verstehen, was wir hier machen." Dem schloss sich Peter Stumpf an. "Der Antrag auf einen Bürgerentscheid hätte vor drei oder vier Jahren gestellt werden müssen. Der Zuschuss für das Hallenbad könnte verloren gehen." Mit 19 gegen 3 Stimmen wurde der Antrag schließlich abgelehnt und die Diskussion eröffnet.
Große Zustimmung zum Konzept, aber auch einige Bedenken
Nicht alle haben sich die Entscheidung leicht gemacht, haben vor ungewohnt vielen Augen und Ohren im Publikum ihre Argumente dafür oder dagegen noch einmal zum Ausdruck gebracht und betont, worauf es ihnen ankommt.
So war für Kerstin Thomson (AGL) das Energiekonzept ein wichtiges Kriterium, Holzhackschnitzel wären für sie nicht in Frage gekommen. "Strom aus PV selbst erzeugt, Wärme aus dem Neckar, im Winter vom Hebert – ein perfektes Energiekonzept", lobte sie. Gut, dass die Forderung der AGL nach einer Flusswasserwärmepumpe aufgegriffen und ausgearbeitet worden sei.
"Können wir uns das Hallenbad leisten? Ich glaube nicht", vertrat Wolfgang Kleeberger (CDU) die gegenteilige Position. Die Schulden würden sich massiv erhöhen, die Kreditaufnahme die Finanzkraft übersteigen. Er erinnerte an Pflichtaufgaben der Stadt wie etwa die Kanalisation.
Die allgemeine politische und wirtschaftliche Lage habe sich geändert, so Bettina Greif (CDU). Auch ihre Meinung. Angesichts der Baupreise, Energiekosten, dem Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung in der Grundschule und dem Gesetz des Landes zum Klimaschutz sei sie zur Überzeugung gekommen, dass die Stadt sich den Bau zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten könne.
"Die SPD ist der Meinung, dass ganzjähriges Schwimmen möglich sei", erwiderte Markus Scheurich. Die Variante vereine alle modernen Anforderungen, das Konzept sei schlüssig. "Wenn wir jetzt nicht bauen, werden wir es die nächsten 15 Jahre nicht", ist er überzeugt. Allerdings sollte man Alternativstandorte für die Parkplätze suchen, die zum Teil auf dem Kuckucksmarktgelände lägen, sowie eine Nachtabdeckung fürs Freibad vorsehen.
"Es ist ein ganz toller Entwurf", lobte Michael Reinig. "Würden wir nicht bauen, bräuchten wir sieben bis acht Millionen Euro für die Freibadrenovierung, so dass es sich letztlich nur um zwei bis drei Millionen mehr handelt."
"Die AGL ist geschlossen dafür", sagte Peter Stumpf. Er machte folgende Rechnung auf: Neubaukosten 13,7 Mio Euro, 8 Mio Euro fürs Freibad, 3 Mio Euro Zuschuss – ans Hallenbad gebunden. "Für zwei bis drei Millionen Euro hätten wir ein Hallenbad für acht Monate. Ein Verzicht würde das Aus für Vereine, Fitness- und Gesundheitskurse bedeuten, auch müssen die Kinder Schwimmen lernen. Sein Fazit: Wir brauchen das Hallenbad. Er schlug vor, nicht alles über Kredite zu finanzieren, sondern die Hälfte über Rücklagen, die Ende 2021 zwölf Millionen Euro betragen hätten. Mit der Mindestpacht der Windräder auf dem Hebert von jährlich 1,5 Millionen Euro könnte man die jährlichen Kosten allein durch Windräder abdecken.
"Es kann nur ein Neubau in Frage kommen", so Georg Hellmuth (CDU). Es sei eine städtebaulich gelungene Sache, welche die Qualität in Eberbach steigere. Um die Au an die Kernstadt anzubinden, sei ein Steg jetzt städtebaulich eine interessante Sache. Mit dem Entwurf werde auch das Freibad integriert, was dieses noch attraktiver mache. Da Private die Bautätigkeiten zurückfahren sehe er eine antizyklische Investition nicht so kritisch.
"Es geht um junge Menschen, um das Wohlfühlen der Bürger", merkte Bürgermeister Peter Reichert an und verwies auf die alternde Gesellschaft. "Wir werden alle alt, es ist eine Investition für uns alle – ist es uns das nicht wert?", pflichtete Patrick Schottmüller (Freie Wähler) dem Bürgermeister und Lothar Jost (AGL) bei. Dieser hatte lange mit sich gerungen. Letztlich hätten aber die Gesundheitsaspekte und die Daseinsfürsorge der Stadt für das "Ja" von ihm und Christian Kaiser den Ausschlag gegeben.
Bei Professor Dietmar Polzin (Freie Wähler) stand der Blick auf die Risiken im Vordergrund, dem angesichts der politischen Lage "nicht warm ums Herz werde". "Bei Betriebskosten über 40 Jahre reden wir von 55 Millionen Euro. Mit 13,7 Millionen Euro werden wir nicht hinkommen, es werden 16,5 Millionen", fürchtet er. Ihm war es wichtig, auf die Risiken und Gefahren zum jetzigen Zeitpunkt hinzuweisen. In einem Alternativkonzept schlug er eine schrittweise Sanierung mit Investitionen "Stück für Stück" vor. Letzteres konnte sich Peter Stumpf nicht vorstellen, der die Ausführungen nicht unwidersprochen lassen wollte.