Plus Eberbach

Das Hallenbad bleibt geschlossen

Schock für Vereine und Schulen: Schwimm- und Gesundheitsangebote müssen abgesagt werden. Das Freibad schließt am 25. September.

23.09.2022 UPDATE: 23.09.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Mit „technischen Problemen“ begründen die Stadtwerke die Schließung des Hallenbads. Wann und ob es wieder geöffnet wird, muss der Gemeinderat in seiner kommenden Sitzung am 29. September entscheiden. Foto: Stefan Weindl

Von Carmen Oesterreich

Eberbach. Was bisher in der Gerüchteküche brodelte, ist nun gewiss: Das Freibad wird am 25. September geschlossen, das Hallenbad in der Au jedoch nicht geöffnet. Es bleibt zu! Dies hat Günter Haag, Geschäftsführer der Stadtwerke Eberbach und somit auch Chef der Städtischen Bäderbetriebe, der Redaktion bestätigt. Er führt technische Gründe dafür an und betont: "Die Sicherheit aller Badegäste muss gewährleistet sein." Wie lange das Hallenbad geschlossen bleibt, mag niemand sagen.

Das Entsetzen in den Sportvereinen ist groß, denn die Schließung bedeutet: Alle Schwimmkurse, das Training für Rettungs- und Wettschwimmer, Triathleten und Taucher müssen ebenso abgesagt werden wie die Freizeit- und Gesundheitsangebote vom Aquajogging bis zum geplanten Rehasport.

Auch die Schulen werden keinen Schwimmunterricht anbieten können. "Oh nein!", reagiert Sportlehrerin Kirsten Helm von der Neckartalschule in Hirschhorn geschockt: "Unsere Kinder haben sich schon so auf den Schwimmsport Anfang Oktober gefreut. Wir hatten das ganz fest eingeplant. Eltern haben ihre Hilfe beim Umkleiden und Föhnen angeboten und wir alle waren so froh, dass wir nach den Corona-Jahren endlich wieder ohne Einschränkungen Schwimmunterricht geben können!" Sie kann es nicht fassen. "Das ist wirklich schlimm, weil es bei den Grundschülern einen großen Nachholbedarf gibt: Wir haben zwei dritte Klassen und teilen die 29 Schülerinnen und Schüler in Nichtschwimmer- und Schwimmergruppen ein. Neun Kinder können nicht schwimmen. Früher waren das im Schuljahr höchstens drei oder vier Kinder. Wenn das Hallenbad jetzt zu ist, können wir nicht woanders hin ausweichen. Der Weg zum nächsten Hallenbad ist zu weit."

Ursula Teichtmann von der Steige-Grundschule sieht ebenfalls keine Alternative zum Hallenbad in der Au. Sie hebt hervor, dass der Schwimmunterricht "Teil des Bildungsplans von Baden-Württemberg ist. Für viele Schülerinnen und Schüler ist es die einzige Möglichkeit, Schwimmen zu lernen." Sie warnt, weil viele Kinder durch die Pandemie die Möglichkeit verpasst haben, Schwimmen zu lernen. "Je älter sie werden, umso schwieriger wird es", beantwortet sie unsere Anfrage: "Wir hatten schon die Situation, dass 50 Prozent der Kinder nicht Schwimmen konnten." Andreas Kohler leitet die Schwimmabteilung im Turnverein Eberbach und mahnt, die Vereine nicht hängen zu lassen. "Wir haben unsere Kurse ab Oktober schon angekündigt. Jetzt müssen wir wieder absagen. Ein Desaster, auch unter sozialen und gesundheitlichen Aspekten!", schimpft er und fragt, warum der Schaden nicht bereits zu Beginn der Freibadsaison festgestellt und behoben worden sei.

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Dass die Vereine bisher nicht informiert worden sind, verrät ein Hinweis von Heinz Thöne vom 5. September auf der Homepage des DLRG Eberbach: "Leider steht die tatsächliche Öffnung des Hallenbades und deren Nutzung aufgrund der "Gaskrise" in den Sternen." Er meldete sich jetzt sogar aus dem Urlaub: "Das Hallenbad ist für uns überlebenswichtig, weil die Ausbildung im Wasser für die Wasserrettung und den Katastrophenschutz unerlässlich ist. Wir können nicht nach Waldbrunn ausweichen, weil wir viel zu viele sind." Und tatsächlich: Der Hallenbelegungsplan zeigt, wie sehr die Schwimmhalle durch Vereine genutzt wird.

Bauamtsleiter Detlef Kermbach erklärt auf Anfrage, dass die Decke vom Schwimmbad, an der auch das Becken hängt, beschädigt sei und von den Stahlstützen, sogenannten Sprießen, abgestützt werde. Dies sei schon seit Jahren so und werde regelmäßig geprüft. Nun habe sich herausgestellt, dass die Sprieße verrostet sind und ausgetauscht werden müssen. Die Begehung sei im Juli gewesen, doch erst jetzt im September sei der Prüfbericht bei den Stadtwerken eingegangen. Mit dem Ergebnis, dass der Statiker das Schwimmbad nicht zur Öffnung freigibt. Eine Fachfirma sei schon im Hallenbad gewesen und habe versichert, dass sie sowohl Material als auch Personal habe, um den Schaden zu reparieren. Es gebe also die Aussicht, dass das Schwimmbad bald nach der Reparatur wieder geöffnet werden könne.

Da die Kosten für die Reparatur aus mehreren Quellen auf eine "kleine sechsstellige Summe" geschätzt werden, muss der Gemeinderat in seiner Sitzung am 29. September darüber entscheiden. Heinz Thöne vom DLRG-Ortsverein: "Wir hoffen, dass die Verantwortlichen der Stadt und der Gemeinderat im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen positiv einer Wiedereröffnung gegenüber stehen." Eine schnelle Entscheidung zum bestmöglich beschleunigten Neubau des Hallenbads hält er ebenfalls für dringend: "Da muss endlich der Knopf dran!"

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