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Planungen für 16. Stadtteil PHV verschoben

Die Bürgerbeteiligung zum Namen und den Stadtteilgrenzen kommt erst 2024. Der Grund dafür ist der Verbleib des Ankunftszentrums.

11.03.2023 UPDATE: 11.03.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Seit Jahren kündigt die Stadt an, dass bald „Pioniere“ in den neuen Stadtteil ziehen könnten. Jetzt tritt die Verwaltung jedoch auf die Bremse. Man wolle dort „nicht nur eine Handvoll versprengter Leute auf einer Großbaustelle“ ansiedeln, so Bürgermeister Odszuck. Foto: Philipp Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Ein neuer Name, endlich Klarheit über die Grenzen: Eigentlich sollte die Entwicklung von Heidelbergs 16. Stadtteil auf dem Areal der US-Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV) – mit Wohnraum für mindestens 10.000 Menschen – in diesem Jahr langsam konkreter werden. Der Gemeinderat hat vor Weihnachten bereits ein Konzept beschlossen, wie die Bürgerinnen und Bürger bei den Fragen mitreden können.

Doch kurz vor der Umsetzung tritt die Stadt nun auf die Bremse. "In den vergangenen Monaten hat sich an vielen Stellen gezeigt, dass die Zeitplanung bei den einzelnen Entwicklungsstufen angepasst werden muss", formuliert die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung von Freitag.

Klarere Aussagen trifft Baubürgermeister Jürgen Odszuck im Gespräch mit der RNZ. Er spricht von einer "Atempause" bei den Planungen. Grund sei vor allem ein Zeitplan für Neubau und Umzug des Ankunftszentrums für Geflüchtete, den das Land kürzlich vorgelegt habe. Aktuell belegt die Einrichtung rund ein Drittel der 100 Hektar PHV-Fläche. Gemeinsam mit den Grundstücken, auf denen der Neubau geplant ist, blockiert das Zentrum rund die Hälfte der ehemaligen US-Siedlung für die Entwicklung.

Und nach den aktuellen Plänen des Landes sei der endgültige Umzug erst für Mitte der 2030er Jahre vorgesehen – zum Ärger der Stadtverwaltung. "Darüber sind wir wirklich nicht glücklich", betont Odszuck und spricht gar von einer "Verhackstückelung über viele, viele Jahre". Die wolle man unbedingt verhindern: "Der vorliegende Zeitplan ist für uns ein Anlass, um mit dem Land nachzuverhandeln."

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Dabei sollen natürlich Wege gefunden werden, Neubau und Verlagerung zu beschleunigen. Aber es soll auch darum gehen, wie das Nebeneinander von Landeseinrichtung und ersten Nachbarn funktionieren kann. Ein zentrales Anliegen der Stadt ist dabei, dass der Grasweg, der von der Speyerer Straße über die Autobahn in die Mitte des Areals führt, für die Allgemeinheit geöffnet wird. Aktuell befindet sich direkt dahinter der Check Point des Ankunftszentrums.

"Das wäre ein enormer Vorteil", so Odszuck. Denn der neue Stadtteil wird vom Süden aus entwickelt, der Bund entwickelt dort bereits erste Wohnhäuser. "Theoretisch könnten 2025 die ersten Bewohner einziehen."

Die Frage sei jedoch, ob das sinnvoll sei. Denn solange der Grasweg dicht ist, führe die einzige Radverbindung in die Innenstadt über einen Umweg in Richtung Sandhausen und Leimen. "Das geht so nicht", findet der Baubürgermeister. Auch in der ersten Siedlungsphase sollten im neuen Stadtteil "nicht nur eine Handvoll versprengter Leute auf einer Großbaustelle ohne Anbindung an die Stadt leben".

Dafür brauche es zwei Dinge: Mehr Fläche, um mehr Grundstücke gleichzeitig entwickeln zu können. Nur so könnten schnell genug Bewohner zusammen kommen, die auch Einrichtungen wie Kitas, Kneipen oder Supermärkte rentabel machen – und damit erst für eine gewissen Lebensqualität sorgen.

Und eben die schnellere Anbindung über den Grasweg. Dafür müsse das Ankunftszentrum ja auch nicht gleich umziehen: "Später soll die Einrichtung ja auch geteilt werden – mit öffentlichem Raum zwischen den Wohn- und den Verwaltungsgebäuden. Warum soll das nicht schon früher möglich sein?", fragt Odszuck.

All diese Fragen seien bislang noch offen. "Bis das alles geklärt ist, machen wir jetzt diese Atempause", erklärt der Baudezernent. Die Bürgerbeteiligung für Namen und Gemarkungsgrenzen würden voraussichtlich um ein Jahr geschoben.

"Wir wollen jetzt nicht das Signal setzen, dass es bald konkret losgeht." Stattdessen müsse in den nächsten Monaten der Zeitplan für die Entwicklung des Stadtteils neu aufgesetzt werden.

Odszuck betont aber auch, dass der Verbleib des Ankunftszentrums im Stadtteil an sich nicht das Problem sei. Die Einrichtung könne man städtebaulich gut integrieren – sie macht bloß die Entwicklung deutlich schwieriger: "Wenn alles fertig ist, wird das auch mit Ankunftszentrum ein grandioser Stadtteil. Aber der Weg dorthin ist das Problem."

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