Windpark Schönau Ziegelhausen

Neckargemünd macht mit - der Windpark könnte größer werden

Die Stadt stellt die Fläche für Windräder nur für die Stadtwerke und Genossenschaften bereit.

09.03.2023 UPDATE: 09.03.2023 05:59 Uhr 3 Minuten, 33 Sekunden
Ganz in der Nähe, nämlich am Greiner Eck, drehen sich bereits fünf Windräder. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Es war kurz nach 19 Uhr, als am Dienstag im Rathaus alle Hände nach oben gingen: Der Gemeinderat hat in einer Sondersitzung beschlossen, ein städtisches Grundstück auf dem Lammerskopf oberhalb von Kleingemünd für Windkraft zur Verfügung zu stellen – und zwar einstimmig. Damit könnte der vom Land auf eigenen Staatswaldflächen geplante Windpark zwischen Schönau und Heidelberg noch größer werden.

"Wir haben Zeitdruck", erklärte Bürgermeister Frank Volk. Ende Januar sei er vom Rhein-Neckar-Kreis über die Pläne des Landes informiert worden, dass auf den Gemarkungen von Schönau und Heidelberg Windräder entstehen sollen. "Wir wurden nicht direkt informiert", ärgerte sich Volk. "Forst BW" wolle die Kommunen nicht beteiligen, müsse dies aber auch nicht. Geplant seien zehn bis 20 Windräder, so Volk. "Wenn auf den Gemarkungen von Schönau und Heidelberg Windräder entstehen, stellt sich die Frage: Soll die Stadt Neckargemünd ein eigenes Grundstück zur Verfügung stellen?"

Volk meinte, dass Windräder ohnehin von Neckargemünd aus sichtbar wären. Auf ein weiteres komme es da nicht an. Wichtig sei, dass die Stadt im Verfahren beteiligt werde. Schönau und Heidelberg könnten nicht mitreden, da ihnen die Flächen nicht gehören – Neckargemünd schon. Außerdem würden nicht unerhebliche Pachteinnahmen von 200.000 Euro und mehr pro Windrad und Jahr winken.

Volk sprach sich dafür aus, dass das Land die gesamte Fläche nicht im sogenannten Angebotsverfahren auf den Markt bringt. Dann hätten nur zahlungskräftige Bieter Chancen. Der Bürgermeister warb für ein Sonderverfahren, bei dem "regionale Kriterien" eine Rolle spielen. "Die Wertschöpfung muss in der Region bleiben", meinte Volk. Mehrere regionale Energiegenossenschaften stünden für den Bau von vier bis fünf Windrädern ebenso bereit wie ein Konsortium aus Stadtwerken, denen auch Heidelberg angehöre. Ziel müsse sein, zumindest ein Teilgebiet in dieses Sonderverfahren zu bekommen. "Kein Großunternehmen soll sich mit unserem Wind die Taschen voll machen", so Volk. Walter Gilbert vom städtischen Klimaschutzbeirat begrüßte dieses Vorgehen.

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Konkret beschloss der Gemeinderat nach eingehender Diskussion (siehe unten), eine Teilfläche eines Flurstücks im Distrikt Felsenberg "in die Planung von Windrädern durch ,Forst BW’ in Form einer Ausschreibung im Sonderverfahren mit etwa vier bis fünf Windrädern einzubringen". Basis der Planung solle das Leuchtturmprojekt des Konsortiums mit den Stadtwerken Heidelberg und Bürgerenergiegenossenschaften sein. Außerdem wurden "Forst BW" und die zuständigen Landesministerien aufgefordert, Flächen im Süden des Gebiets in einem Sonderverfahren zu vergeben. Sofern "Forst BW" entgegen dieses Appells weiterhin an einer Angebotsvergabe festhalte, werde sich der Gemeinderat erneut mit der Vergabe des stadteigenen Grundstücks beschäftigen.



Bürger und Stadt sollen profitieren

So diskutierten die Stadträte über die Beteiligung der Stadt an einem Windpark auf dem Lammerskopf:

> Hermino Katzenstein (Grüne) freute sich, dass "Wind in den Ausbau der Erneuerbaren Energien kommt". Bisher drehe sich im Rhein-Neckar-Kreis kein einziges Windrad. Das Land mache nun gehörig Druck. "Dies ist einerseits erfreulich, andererseits bringt es uns in die Bredouille", meinte er. "Alles soll sehr zügig gehen." Katzenstein befürwortete die Aufnahme der Neckargemünder Fläche. Die Berücksichtigung des Artenschutzes sei im Verfahren durch Gutachten gewährleistet. Er forderte, dass ein alter Buchenbestand bei der Planung berücksichtigt wird. Katzenstein hofft, dass die Akzeptanz der Windräder durch regionale Betreiber steigt. Und auch die Stadt profitiere von den Pachteinnahmen. Er führe hierzu gerade viele Gespräche in Stuttgart, so Katzenstein, der auch Landtagsabgeordneter ist.

> Jürgen Rehberger (Freie Wähler) meinte, dass die Stadt an dem ohnehin geplanten Windpark partizipieren und ein eigenes Gebiet einbringen solle. Wichtig sei, dass die Wertschöpfung in der Region bleibe. "Wenn Großkonzerne den Windpark bauen, geht das Geld irgendwo hin", so Rehberger.

> Anne von Reumont (CDU) begrüßte die Initiative. "Wir hätten uns aber ein längeres Vorspiel gewünscht", kritisierte sie. "Dieses Vorhaben hätte mit den Bürgern diskutiert werden müssen." Auch sie forderte, dass die Bürger durch eine finanzielle Beteiligung an dem Windpark und die Kommune durch Pachteinnahmen profitieren. Möglicherweise sei es sinnvoller, die Fläche ohne das Land selbst auszuschreiben. Für diesen Fall regte von Reumont einen Antrag an den Projektierer an, die kommunale Fläche nicht durch Standorte auf Flächen des Landes so zu "verbauen", dass dort kein Windrad mehr möglich sei. Bürgermeister Frank Volk meinte, dass eine Eigenvermarktung nicht sinnvoll sei.

> Winfried Schimpf (SPD) begrüßte den "Schwung in der Sache". Auch für ihn war wichtig, dass Bürger durch genossenschaftliche Modelle profitieren: "Ich hoffe, dass das Land hier einlenkt und nicht nur an große Summen von Großkonzernen denkt, die aber für viel Verärgerung vor Ort sorgen."

> Marco La Licata (Linke) meinte: "Wenn wir uns einbringen, dann sind die finanziellen Vorteile für die Stadt auch ein Argument." Zum Naturschutz sagte er, dass der Abbau von Braunkohle schlimmer sei als das Roden von Bäumen für Windräder. Und zur Ansicht befand er: "Wem es hier gefällt, dem gefällt es auch mit Windrädern."

> Giuseppe Fritsch (fraktionslos) war für die Beteiligung, gab aber zu bedenken, dass es sich um ein schützenswertes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet handele. Rathauschef Volk meinte in Anspielung auf das stockende Großprojekt im Stadtteil Dilsberg, dass Naturschutz-Vorgaben für Windräder geringer seien als für den Bau eines Feuerwehrhauses durch eine Kommune.

> Jens Hertel (SPD) wunderte sich über die Dringlichkeit. Noch vor wenigen Jahren habe das Gebiet als unrentabel gegolten. Er betonte, dass Lösungen wichtig seien, um den regional produzierten Strom auch hier speichern zu können.

> Felix Konrad (Grüne) fand: "Wir können finanziell profitieren, Schönau und Heidelberg haben nur die Ansicht."

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