Initiative stellt Pläne für "Bürgerwindpark Lammerskopf" vor
Direkte Nachbarn könnten als erstes Anteile der Fläche zwischen Schönau und Ziegelhausen erwerben. Noch gibt es keinen Zuschlag von der Forst BW.

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Bürgerwerke Heidelberg stehen schon in den Startlöchern und bewerben sich um eine Ausschreibung des Landes für Windkraftanlagen bei Ziegelhausen. Der genossenschaftliche Zusammenschluss würde gerne im Gebiet Lammerskopf zwischen Heidelberg, Schönau und Neckargemünd einen Windpark errichten.
Finanziert werden soll die Anlage auf weite Sicht von den Bürgern selbst. Als erstes sollen die Einwohner der Nachbargemeinden Anteile an dem Windpark erwerben können. Reicht dieses Finanzvolumen nicht aus, werden auch Bürger aus dem Umland und der ganzen Region beteiligt.
Am Freitag stellte die Initiative "Bürgerwindpark Lammerskopf" ihre Projektskizze vor, nachdem der Staatsforstbetrieb Forst BW angekündigt hatte, eine 600 Hektar große Fläche zwischen Ziegelhausen und Schönau an Windpark-Betreiber zu verpachten. Das Projekt werde ausgeschrieben.
Das Teilstück Lammerskopf liegt im Süden dieses Areals, teilweise auch auf Neckargemünder Gemarkung. Die Energiegenossenschaft Starkenburg, die Heidelberger Energiegenossenschaft und die Bürgerenergiegenossenschaften Kraichgau mit insgesamt knapp 2800 Mitgliedern wollen das Projekt gemeinsam schultern.
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Die EG Starkenburg hat schon Expertise in direkter Nachbarschaft, sie betreibt den Windpark am "Greiner Eck". Der Lammerskopf wäre aber der Erste im Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg. "Das Betreibermodell einer Bürgerenergiegenossenschaft erhöht die Akzeptanz solch eines Windparks in der Bevölkerung", ist Ulrich Pfeiffer, einer der Initiatoren, überzeugt. "Denn dann gibt es unter den Nachbarn immer jemand, der in der Genossenschaft ist und davon auch profitiert."
Mit den Umweltverbänden BUND und Naturschutzbund (Nabu) sei man schon in Kontakt, so Pfeiffer. Selbst die Forstwege seien breit genug, um die großen Flügel der Windräder zu transportieren. Die Windräder seien zwar mit fast 200 Metern sehr hoch, aber sehr filigran. Von der Orthopädie in Schlierbach aus gesehen fielen sie gar nicht so stark auf. Pfeiffer meint: "Sie stören kaum."
In der Projektskizze ist zunächst von vier Windrädern die Rede. Der Park hätte demnach eine Leistung von 16 Megawatt und könnte etwa 28 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Dadurch könnten jährlich 14.000 Tonnen CO₂ eingespart werden.
Alle Initiatoren arbeiteten rein ehrenamtlich an dem Projekt. "Wir haben kein finanzielles Interesse", betont Pfeiffer: "Wir pushen das Thema nur, weil uns das Klima wichtig ist." Die Initiative hofft, dass sie den Zuschlag erhält und nicht ein großer Investor. Denn dann profitiere auch die direkte Umgebung von dem Projekt. 50.000 bis 100.000 Euro seien für die Planung und die vorbereitenden Arbeiten notwendig. "Der Bund übernimmt aber bis zu 70.000 Euro. Die muss man erst zurückzahlen, wenn das Projekt Erfolg hat."
"Es ist wichtig, die Bürger zu beteiligen, um die Akzeptanz zu steigern", meint auch Stefan Geißler (Grüne), Kreisrat aus Neckargemünd. Besonders der Rhein-Neckar-Kreis habe in Sachen Windkraft einen riesigen Nachholbedarf. Der Lammerskopf sei mit sehr viel Wind gesegnet. Die Werte dort seien deutlich höher als die des geplanten Windparks Hebert in Eberbach. Geißler ist überzeugt: "Das kann ein ganz wichtiges Projekt werden."
Unterstützung bekommt die Initiative von der Heidelberger Stadtspitze. Im RNZ-Interview zum Jahreswechsel sprach sich Oberbürgermeister Eckart Würzner genau für solche Bürgerwerke aus, wie sie nun für den Lammerskopf möglich wären.
Alle erforderlichen Grundstücke für den Bürgerwindpark Lammerskopf sind in Besitz von Forst BW. Man will die Bürger erreichen über Informationsveranstaltungen, Besichtigungen, Baustellentermine und Presseberichte. Dabei werde auch das Referenzprojekt "Greiner Eck" eine Rolle spielen. Pfeiffer meint, schon jetzt könne man sich bei der Energiegenossenschaft Starkenburg als Interessent vormerken lassen.