Wolfgang Marguerre übernimmt zunehmend Kontrolle über SNP
Der Investor verdoppelt seinen Anteil an dem Softwarespezialisten. Die Hauptversammlung wird mit Spannung erwartet.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Der Heidelberger Unternehmer und Mäzen Wolfgang Marguerre hat seinen Anteil an dem Softwarespezialisten SNP auf rund 29 Prozent fast verdoppelt. Das geht aus einer Pflichtmitteilung an die Deutsche Börse von Donnerstag hervor. Marguerre ist damit der mit Abstand größte Einzelaktionär bei dem Heidelberger Unternehmen vor der Erbengemeinschaft des Ende 2020 verstorbenen Gründers Andreas Schneider-Neureither.
Ein Firmensprecher gab sich zurückhaltend: "Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn ein Großaktionär von uns überzeugt ist", sagte er. Mit seinem erhöhten Anteilsbesitz liegt Marguerre nur noch knapp unter der wichtigen Marke von 30 Prozent. Bei einem Überschreiten müsste er den übrigen Aktionäre ein Übernahmeangebot machen.
Marguerre gründete im Jahr 1983 das Pharmaunternehmen Octapharma mit Hauptsitz in Lachen, Schweiz. Es zählt zu den größten Herstellern von Humanprotein-Produkten der Welt und beschäftigt über 9000 Mitarbeiter. Der Heidelberger Mäzen sitzt bei Octapharma trotz seines vergleichsweise hohen Alters noch immer mit Vorstand.
SNP ist ein Anbieter von Lösungen für digitale Transformationsprozesse und softwarebasierte Datenmigrationen im SAP-Umfeld. Das börsennotierte Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1350 Mitarbeiter, davon etwa 400 in Heidelberg. Hier ist der Softwarespezialist auch durch das Namenssponsoring der Großsporthalle "SNP dome" bekannt.
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Das Unternehmen durchlebt gerade unruhige Zeiten. Seit dem Tod des Gründers traten mehrere Top-Manager zurück. Unter anderem hatte im September 2022 der frühere SAP-Vorstand Claus Heinrich seinen Chefposten im Verwaltungsrat von SNP nach nur etwa einem Jahr niedergelegt. Auch der CEO Michael Eberhardt wird das Unternehmen im März verlassen, seit Anfang des Jahres ist sein Nachfolger Jens Amail bereits im Amt.
Die Unruhe geht teilweise auch auf Marguerre zurück. Im September 2022 hatte SNP in einer Pflichtmitteilung darüber informiert, dass Marguerre gemeinsam mit der Erbengemeinschaft Schneider-Neureithers eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen wolle, um mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates ersetzen zu lassen.
Zudem wollten die Antragsteller den Verwaltungsrat in einen Aufsichtsrat überführen, dem dann per Gesetz weniger Kompetenzen zugestanden hätten. Nach rechtlicher Prüfung hatte SNP diese Forderung wenige Wochen später jedoch als "unzulässig" abgelehnt. Es gab offenbar auch formale Mängel bei der Antragstellung.
Seither wurde über den Streit öffentlich nichts Neues bekannt. Fraglich ist, ob Marguerre mit seinem deutlich gestiegenen Aktienanteil im Rücken, nun einen weiteren Versuch unternehmen wird, um auf die Geschicke der SNP noch stärker Einfluss zu nehmen. Eine Gelegenheit dazu wäre die kommende Hauptversammlung des Softwareunternehmens, die am 23. Mai in Wiesloch stattfinden soll. Mit einem Anteil von 30 Prozent wird bei Hauptversammlungen oft bereits die Mehrheit der vertretenen Stimmrechte erreicht.
