Heidelberg

Wolfgang Marguerre ist neuer Hauptaktionär der SNP

Der Unternehmer und Mäzen erhöht seinen Anteil auf über 15 Prozent, strebt aber keinen Posten im Verwaltungsrat an.

08.04.2021 UPDATE: 09.04.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Wolfgang Marguerre kurz vor seinem 80. Geburtstag. Foto: Octapharma

Von Matthias Kros

Heidelberg. Der Heidelberger Unternehmer und Mäzen Wolfgang Marguerre (80) ist neuer Hauptaktionär des Softwareunternehmens SNP. Marguerre sei bereits seit mehreren Jahren in der SNP SE investiert und habe seine Beteiligung jüngst noch einmal signifikant durch börsliche und außerbörsliche Hinzukäufe bis zur heutigen Beteiligungsquote von 15,07 Prozent aufgestockt, bestätigte Verwaltungsratsmitglied Karl Benedikt Biesinger. Marguerre ist damit der zweitgrößte Aktionär bei der börsennotierten SNP hinter der Erbengemeinschaft des im November 2020 verstorbenen Gründers Andreas Schneider-Neureither. Rein rechnerisch hat das Aktienpaket Marguerres einen Wert von rund 62 Millionen Euro.

SNP ist ein Anbieter sogenannter Transformationssoftware. Diese kommt zum Beispiel dann zum Einsatz, wenn in einem Unternehmen der Umstieg auf eine andere Software ansteht oder verschiedene Systeme zusammengeführt werden müssen. Das Unternehmen beschäftigt etwa 1400 Mitarbeiter und war zeitweise im Kleinwerte-Index S-Dax der Deutschen Börse gelistet. In der Region ist SNP auch wegen seines umfangreichen Sportsponsorings bekannt, etwa als Namensgeber der neuen Großsporthalle "SNP Dome" in Heidelberg.

Marguerre gründete im Jahr 1983 das Pharmaunternehmen Octapharma mit Hauptsitz in Lachen, Schweiz. Es zählt zu den größten Herstellern von Humanprotein-Produkten der Welt und beschäftigt über 9000 Mitarbeiter. Trotz seines vergleichsweise hohen Alters von 80 Jahren ist Marguerre immer noch führend im operativen Geschäft tätig, auch wenn er bereits einen Teil der Verantwortung auf seine Söhne übertragen hat. In Heidelberg und der Region ist Marguerre vor allem als Mäzen bekannt, er unterstützte beispielsweise die Sanierung des Theaters und der Stadthalle.

Der Geschäftsführung wohlgesonnene Großaktionäre sind für ein Unternehmen prinzipiell eine gute Nachricht, da sie Stabilität versprechen und vor einer möglichen feindlichen Übernahme schützen. Unmittelbaren Einfluss auf die Geschicke hat ein Großaktionär allerdings erst ab einem Besitz von 25 Prozent der Aktien, durch die er eine Sperrminorität erlangt. Diese gibt ihm die Möglichkeit, bestimmte Entscheidungen zu blockieren. Manche Investoren haben in der Vergangenheit aber bewiesen, dass auch mit geringeren Aktienanteilen Einfluss auf die Geschäftsführung ausgeübt werden kann. So geschehen beispielsweise bei Unternehmen wie Bilfinger oder ABB.

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Ob und wie sich Marguerre künftig bei SNP einschalten wird, bleibt abzuwarten. Einen Posten im Verwaltungsrat strebe er jedenfalls nicht an, teilte Biesinger mit. Stattdessen nehme Marguerre mit der aktuellen Beteiligung "die Stellung eines Hauptaktionärs ein, der die ihm hierdurch vermittelten Mitgliedschaftsrechte in den jeweiligen Hauptversammlungen im bestverstandenen Interesse des Unternehmens ausüben wird", so Biesinger in Absprache mit dem Mäzen. Unbesehen dessen pflege er den regelmäßigen Austausch mit anderen Aktionären sowie Mitgliedern des Verwaltungsrats und des Direktoriums.

Grundsätzlich sei Marguerre durch den verstorbenen Andreas Schneider-Neureither auf die SNP SE und deren Geschäftsmodell der "digitalen Transformation" aufmerksam geworden, hieß es weiter. Der SNP messe er nicht zuletzt wegen ihres im Vergleich zu Wettbewerbsunternehmen hohen Automatisierungsgrades ihrer Software-Plattform "Crystal Bridge" und der forcierten Wandlung vom Beratungs- zum Softwareunternehmen beste Wettbewerbs- und Zukunftschancen bei.Die "überaus erfreuliche Entwicklung des Börsenkurses in den vergangenen Jahren, die Implementierung des Partnermodells, die stete Weiterentwicklung der Software und die zunehmende Durchdringung internationaler Märkte" hätten Marguerre in dieser Einschätzung bestätigt, weshalb er sich entschlossen habe, seine Beteiligung auszubauen.

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