Plötzlicher Todesfall

SNP trauert um Unternehmenschef Andreas Schneider-Neureither

Der 56-jährige Gründer der Heidelberger IT-Firma starb plötzlich und unerwartet in der Nacht zum Montag.

02.11.2020 UPDATE: 02.11.2020 14:46 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
SNP-Gründer und Chef Andreas Schneider-Neureither war in der vergangenen Woche völlig unerwartet verstorben. Foto: Alex

Von Matthias Kros

Heidelberg. Der Chef und Gründer des Heidelberger Softwareanbieters und IT-Beraters SNP Schneider-Neureither und Partner ist tot. Andreas Schneider-Neureither sei in der Nacht zum Montag im Alter von 56 Jahren "plötzlich und unerwartet verstorben”, teilte das Unternehmen mit. Als Todesursache nannte die SNP einen "anaphylaktischen Schock", also ein Kreislaufversagen in Folge einer Allergie. Der Manager hinterlässt seine Ehefrau und vier Kinder.

Schneider-Neureither galt als das Gesicht und das Herz der Firma, die er 1994 selbst gegründet hatte. SNP ist ein Anbieter sogenannter Transformationssoftware, die zum Beispiel dann zum Einsatz kommt, wenn in einem Unternehmen verschiedene Systeme zusammengeführt werden müssen oder der Umstieg auf eine andere Software ansteht. Unter der Führung des charismatischen Managers war das Unternehmen stark gewachsen, ohne dabei seine Erdung zu verlieren. "Er bezeichnete die Firma gerne als seine Familie und war trotz seiner Funktion als Unternehmenschef stets nahbar. Entsprechend trauern die Mitarbeiter", teilte das Unternehmen mit.

Der überraschende Todesfall schockierte am Montag aber nicht nur die Kollegen, sondern auch die Aktionäre: Nach der Mitteilung rutschte die SNP-Aktie zeitweise um mehr als elf Prozent in die Tiefe. Zuletzt hielt der Firmengründer noch knapp 20 Prozent am Unternehmen, das seit März im Kleinwerteindex S-Dax der deutschen Börse notiert ist. Er sei eine "sehr zentrale Figur" im Unternehmen gewesen, sagte Analyst Felix Ellmann von Warburg Research. Die Frage sei nun, wie neuere Deals, die die Treiber der Investmentstory gewesen seien, gewonnen werden sollten. Für Nachfolgedebatten sei es aber zu früh, hieß es von Seiten der SNP: "Das Unternehmen ist trotz aktueller Herausforderungen sehr gut aufgestellt und das Management wird gemeinsam mit der Belegschaft die Geschäfte im Sinne des Gründers weiterführen."

Schneider-Neureither lebte in Heidelberg und war in der Region fest verwurzelt: geboren in Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen im Odenwald und später in Heidelberg zur Schule gegangen. Hier studierte er Physik und promovierte in theoretischer Teilchenphysik. Er liebäugelte sogar mit einer Professur, entschied sich aber doch für das Unternehmertum, weil er meinte, damit mehr bewirken zu können.

Auch interessant
Heidelberg: SNP, Rhein-Neckar-Fernsehen und SNP Dome - das ist der Kopf dahinter
Aufstieg: SNP freut sich über Platz im S-Dax
Großsporthalle Heidelberg: Warum SNP die Namensrechte für 10 Jahre gekauft hat (Update)

"Ich bin sehr detailliert unterwegs", hatte sich Schneider-Neureither in einem Gespräch mit der "RNZ" Anfang des Jahres selbst beschrieben. "Extrem operativ, kreativ und mit viel Wissen über unsere Themen." Trotz der rund 1500 Menschen, die mittlerweile weltweit bei SNP arbeiten, mache er noch vieles selbst, sogar die eigenen Produktnamen wie "CrystalBridge" oder "Bluefield" habe er sich selbst einfallen lassen. Am liebsten sei er vor Ort in alle Entscheidungen mit eingebunden: "Ich fliege doppelt so viel wie ein Lufthansa-Pilot", scherzte er gerne.

In Heidelberg machte Schneider-Neureither zuletzt auch als Namensgeber der neuen Großsporthalle SNP Dome von sich reden. Das Logo des IT-Unternehmens prangt außerdem auf den Trikots der Basketballmannschaft MLP Academics sowie den Ärmeln der TSG Hoffenheim und von Waldhof Mannheim. Gleichzeitig engagiert sich SNP seit seiner Gründung aber auch regelmäßig für verschiedene gesellschaftliche und soziale Belange.

Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner lobte Schneider-Neureither am Montag als "Pionier, der die enormen Chancen der IT und Digitalisierung schon erkannt hat, als in den Büros noch Schreibmaschinen standen". Er habe sich vielfach für seine Heimat engagiert – als Sponsor im Sport oder für die Kultur.

Und schließlich rettete Schneider-Neureither sogar den regionalen TV-Sender Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) vor der endgültigen Pleite, was – so betonte er immer wieder – aber seine Privatsache sei und keiner Strategie folge. "Zuallererst gelten unsere Gedanken seiner Familie, der wir unser tief empfundenes Beileid aussprechen", sagte RNF-Geschäftsführer Ralph Kühnl am Montag. "Andreas hat uns in einer Zeit der tiefen Krise Vertrauen entgegengebracht und uns Zuversicht gegeben. Ich habe ihn als entscheidungsfreudigen, verlässlichen Partner erlebt. Wir werden ihn im Team nicht nur als Impuls- und Ideengeber, sondern vor allem als Freund vermissen."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.