Zeit für Wiedergutmachung
Vor der Länderspielpause blamierte sich die TSG Hoffenheim gegen Mainz und will sich in Augsburg rehabilitieren.
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Am letzten Spieltag vor der Länderspielpause erging es Sebastian Hoeneß genau wie Bundestrainer Joachim Löw gegen Nordmazedonien. Die 1:2-Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten FSV Mainz 05 war der Tiefpunkt einer Saison, die für 1899 Hoffenheim sieben Wochen vor ihrem Ende neben einigen Höhepunkten viel zu viele Enttäuschungen gebracht hat. Der Verweis von Hoffenheims Coach am Gründonnerstag darauf, dass der Tabellen-15. aktuell die viertbeste Rückrundenmannschaft sei, macht die Sache nicht besser.
Den unterirdischen Auftritt seiner Profis am 21. März wollte Hoeneß bei der virtuellen Pressekonferenz vorm Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) in Augsburg nicht schön reden. "Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam festgestellt haben, dass wir das so nicht sehen wollen." Da war sich der Münchner bei seiner Analyse mit Sportdirektor Alexander Rosen – übrigens einem gebürtigen Augsburger – einig.
Ergo sind die Hausaufgaben für den Wiederstart bei den Fuggerstädtern, die mit einem Sieg an der TSG vorbeiziehen könnten, klar verteilt: "Wir müssen eine andere Haltung an den Tag legen, wenn wir auf dem Platz stehen und ein anderes Aggressivitätslevel an den Tag legen", forderte der 38-Jährige.
So müde jedenfalls wie Jogis Kicker am Mittwochabend sollten sich die Kraichgauer keinesfalls präsentieren. Allerdings könnten bei einigen die Beine schwerer sein als erhofft. Hoeneß wollte nicht "lamentieren" oder "jammern", stellte lediglich sachlich fest, dass den 13 Länderspiel-Abstellungen auf Hoffenheimer Seite nur drei aufseiten der Augsburger gegenüber ständen.
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Aus diesem Grund ist es beispielsweise noch offen, ob er Christoph Baumgartner von Beginn an ran lassen wird. "Baumi" hätte "dreimal 90 Minuten in den Knochen". Möglich also, dass der Österreicher die Jokerrolle zugedacht bekommt. Jedoch ist die Personalsituation bei "Hoffe" weiter so angespannt, dass Hoeneß diese Entscheidung möglicherweise erst kurzfristig treffen wird und wir tippen auf einen Einsatz. Schließlich muss er abwarten, in welchem Zustand seine Schützlinge von den WM-Qualifikationsspielen zurückkehren.
Wie schon während der gesamten Runde, musste er wieder mit höchster Konzentration bei der Sache sein, um alle Sorgenkinder bzw. nicht einsatzfähigen Spieler aufzuzählen. Das Sprunggelenk von Andrej Kramaric ist längst ein Dauerthema. Bei der kroatischen Nationalmannschaft sei die Verletzung "erneut aufgebrochen", so Hoeneß. "Er ist leicht umgeknickt. Wenn er wieder hier ist, müssen wir sehen, wie es genau ausschaut." Kevin Vogt zwickt’s an der Wade, Marco John ärgert sich mit dem Hüftbeuger rum, Ishak Belfodil mit seinem Rücken, Sargis Adamyan quält der Oberschenkel, Munas Dabbur wird spät zurückerwartet, und, und, und. Von Langzeitverletzten wie Benni Hübner, Ermin Bicakcic oder Dennis Geiger einmal ganz abgesehen.
Neben mehr Aggressivität ist für Hoeneß gegen einen aller Voraussicht nach defensiv ausgerichteten Gegner von seinen Schützlingen auch eine größere mentale Stärke gefordert. Ideen gegen den "tief stehende Block" (Hoeneß) gelte es zu entwickeln, um "hinter die Abwehrkette zu kommen".
Auf Tabellenrang elf stehend, geht für den Dorfklub in den verbleibenden acht Partien nach oben kaum noch etwas, internationale Begegnungen wird es in Sinsheim erst einmal nicht mehr geben. Glücklicherweise dürfte nach unten hin auch nichts mehr anbrennen. Hoeneß warnte dennoch und sagte: "Wir wollen die Saison sorglos und so gut wie möglich beenden." Beim "fortlaufenden Prozess" sei jetzt nicht der Zeitpunkt, um die Lehren aus der Spielzeit zu ziehen.
Der aber kommt bald und das wird spannend zu beobachten sein.