Hoffenheim gegen Schalke

Schalke vor der Brust, München im Kopf

"Hoffe" will gegen Königsblau zurück in die Erfolgsspur - Die "Stunde Null", das Skandalspiel gegen die Bayern, wirkt aber noch nach

05.03.2020 UPDATE: 06.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Ende Oktober besiegte Hoffenheim S04 mit 2:0. Am Samstag reist die TSG „mit einem gewissem Unwohlsein“ nach Gelsenkirchen. F.: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Woran es in diesen hitzigen Fußball-Zeiten vielleicht am meisten mangelt, ist Empathie. Dietmar Hopp und dessen Konterfei mögen ein Symbol geworden sein im am Wochenende eskalierten Streit zwischen der Ultras-Szene und dem DFB. Vor allem bleibt der bald 80-jährige Mehrheitsgesellschafter der TSG Hoffenheim aber ein Mensch. Nach den jüngsten Ereignissen in Deutschlands Stadien verwundert es daher nicht, dass am gestrigen Donnerstagvormittag Peter Görlich als Erstes nach Hopps Befinden gefragt wurde. "Dietmar Hopp geht es den Umständen entsprechend", sagte der TSG-Geschäftsführer, der mit seinem Kollegen Frank Briel im Rahmen der turnusmäßigen Pressekonferenz vor der nächsten Partie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) auf Schalke auf dem Podium Platz genommen hatte. Görlich: "Wir haben die Situation aufgearbeitet und eingeordnet. Dass er nicht begeistert ist, ist klar, aber er hat sich gut im Griff." Dass Hopp die Reise nach Gelsenkirchen im Gegensatz zu 850 "Hoffe"-Fans nicht antreten wird, hat mit den aktuellen Geschehnissen allerdings nichts zu tun. "Er wird nicht im Stadion sein, weil er schon seit Jahren nicht mehr zu Auswärtsspielen mitfährt", erklärte Görlich.

Die TSG – aktuell auf Rang acht – hat mit dem Duell gegen die zwei Zähler und zwei Plätze besser positionierten "Knappen" einen brisanten Kampf um die Europapokalplätze vor der Brust. Aber das "Skandalspiel" vom Samstag noch immer im Kopf. "Wir lassen Kritik gerne zu", betonte Görlich, "wir fördern und fordern sie, aber es geht um die Art und Weise, die Tonalität, Aggressivität und benutzte Symbolik, die wir als nicht akzeptabel betrachten." Im seit Jahren schwelenden Konflikt betrachte man das Wochenende als "Stunde Null". Ungeachtet der verhärteten Fronten werde man nun alles daran setzen, mit den verschiedenen Interessengruppen gemeinsam eine Lösung zu finden: "Wir müssen in eine saubere Diskussion und Streitkultur reinkommen, in der jeder Kompromisse zulassen muss."

Wenngleich man auch in Hoffenheim den Eindruck gewonnen habe, dass schon während der Pokalspiele unter der Woche "die Plakate nicht mit Beleidigungen gespickt und das Thema etwas nuancierter dargestellt wurde" (Görlich), räumte Frank Briel mit Blick auf Schalke ein, dass nach Samstag "natürlich jeder mit einem gewissen Unwohlsein" in solch eine Begegnung gehe. Dennoch, so Briel, sei man "hoffnungsvoll und auch gewillt, das Thema auf eine andere Ebene zu bringen".

Auch sportlich will Trainer Alfred Schreuder mit seiner Elf wieder einen anderen Eindruck hinterlassen als beim 0:6 gegen die Bayern. Für den Niederländer seien sechs Tore zwar zu viel, der Klassenunterschied habe aber weniger mit der eigenen Leistung als mit der des Gegners zu tun gehabt. "München in der derzeitigen Verfassung ist in dieser Liga eine große Ausnahme", erklärte Schreuder, warum das Geschehen bis zur denkwürdigen 77. Spielminute schnell aufgearbeitet gewesen sei.

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Gegen das kriselnde S04 – nach dem 2:0 zum Rückrundenauftakt gegen Gladbach blieb das Team von David Wagner zuletzt sechs Mal ohne Sieg – erwartet Schreuder nun wieder ein Duell auf Augenhöhe. Bestmöglich werde er seine Mannschaft auf mehrere mögliche Grundordnungen der Schalker vorbereiten und besonderen Wert auf die Konterabsicherung legen. "Wenn wir den Mut und die Disziplin zeigen, wie wir es in Gladbach gemacht haben", glaubt Schreuder, "dann haben wir eine gute Chance". Ausgang völlig offen.

Auf dem Rasen und auf den Rängen.

Zumal der königsblaue Anhang nicht unbedingt als zimperlich gilt. Am Sonntag richtete sich der lautstarke Unmut gar gegen einen eigenen Mann: Torwart Alexander Nübel, der im Sommer zu Bayern München wechselt, wurde nach einem Patzer beim 0:3 in Köln vom eigenen Anhang verspottet.

"Er ist ein Top-Sportsmann", hat Hoffenheims Trainer kein Verständnis für die Reaktion bestimmter Fans. Klar sei Schalke ein toller Verein in Deutschland, "aber wenn der Junge die Chance hat, nach München zu wechseln, dann kann man ihm doch keinen Vorwurf machen", sagte Schreuder. Und brachte mit nur einem Satz alle Diskussion der vergangenen Tage auf den Punkt: "Es ist einfach schade, dass solche Dinge im Fußball passieren."

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