Daumen hoch

Hoffenheim gewinnt glücklich mit 2:0 gegen starke Schalker

Kramaric-Effekt und Joker Bebou - Die Bundesliga ist spannend wie selten und bleibt eine Wundertüte

20.10.2019 UPDATE: 21.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Was für ein Comeback: Andrej Kramaric staubt aus kurzer Distanz ab und bringt „Hoffe“ in Führung. Schalkes Torwart Alexander Nübel ist machtlos. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Hoffenheims Trainer Alfred Schreuder hatte nach dem Flutlichtspiel am Sonntagabend allen Grund zur Freude. Eine Stunde lang dominierte der FC Schalke 04 das Geschehen im Sinsheimer Stadion, doch statt einer Führung und einer möglichen Tabellenführung stand der Revierklub vor dem ewigen Derby gegen Borussia Dortmund zum Abschluss des achten Spieltages mit leeren Händen da, während "Hoffe" nach dem überraschenden 2:1 beim "großen" FC Bayern gleich der nächste Coup gelang. Der Kraichgauklub bezwang dank einer gnadenlosen Effizienz in Sachen Chancenverwertung sowie einer kompakten Verteidigungsleistung mit 2:0 (0:0) die Schalker "Knappen" und veredelte somit den Dreier aus der Allianz Arena.

"Das kann man nicht erklären", sagte Schreuder nach einem aufregenden Spielfilm mit kurioser Dramaturgie, "aber so ist manchmal Fußball." Der Schalker Kollege David Wagner, zwischen 2007 und 2009 in der Hoffenheimer Akademie als Jugendcoach tätig, konnte die Ausführungen des Niederländers nur bestätigen - auch wenn es ihm alles andere als leicht fiel. "In meinen Augen war es ein verdienter Sieg für Hoffenheim", brachte Wagner das 23. Liga-Duell beider Vereine auf den Punkt, "weil sie zwei Tore geschossen haben und wir eben nicht."

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Riskante einhändige Faustabwehr. "Slapstick-Einlage" mit beiden Fäusten. Glück hat der Tüchtige.

Posch: Diesmal Rechtsverteidiger. Harter Check gegen Harit.

Akpoguma: Defensiv ordentlich. Im Spielaufbau so

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Einzelkritik

Baumann: Riskante einhändige Faustabwehr. "Slapstick-Einlage" mit beiden Fäusten. Glück hat der Tüchtige.

Posch: Diesmal Rechtsverteidiger. Harter Check gegen Harit.

Akpoguma: Defensiv ordentlich. Im Spielaufbau so lala.

Hübner: Präsent. Ordnende Hand im Defensivverbund. Mister Zuverlässig.

Skov: Dynamisch auf der linken Außenbahn. Nach der Pause mehrere Fehlpässe.

Rudy: Sehr einsatzfreudig und bissig. Ein Statement Richtung königsblau.

Vogt: Wichtige Rettungstat als Sechser. Nach Geigers Herausnahme wieder in seiner angestammten Innenverteidigerposition. Gut.

Geiger: Zu viele Fouls im Mittelfeld. Wurde von Schreuder geschützt.

Kaderabek: Großartiges Laufpensum. Einfach überall.

Kramaric: Mit Anlaufschwierigkeiten. Teilte seine Kräfte ein. Aber beim 1:0 da, als es darauf ankam.

Adamyan: Nicht eingebunden. Undankbar für ihn.

Bebou: Glänzendes Solo vor dem 1:0. Bei Kontern gefährlich. Belohnte sich selbst mit dem 2:0.

Rupp: Kam für Adamyan. Unauffällig, zögerlich.

Bicakcic: Für Posch und die finale Abwehrschlacht reingebracht. (jog)

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Vor 29.477 Zuschauern machten die beiden TSG-Stürmer Andrej Kramaric und Ihlas Bebou schließlich den markantesten Unterschied aus. Kramaric, natürlich noch längst nicht bei 100 Prozent angekommen, feierte eine traumhafte Rückkehr und brachte die Hausherren mit 1:0 (71.) in Front, der Togoer Bebou erfüllte diesmal die Joker-Rolle perfekt und krönte eine starke Vorstellung mit dem 2:0 (85.). Kramarics erstes und Bebous zweites Saisontor rundeten eine von beiden Seiten intensiv geführte Partie ab, deren Ausgang "Hoffe" ausgiebig feierte. Das Trainerteam ballte nach dem Abpfiff kollektiv die Fäuste, die Mannschaft ließ sich vor der Südkurve bejubeln.

Direktor Profifußball Alexander Rosen fühlte sich hernach in den Katakomben bestätigt, dass der eingeschlagene Weg vor Saisonbeginn doch der richtige war und die akribische Arbeit von Schreuder und Co. nun ihre Früchte trägt. "Es war auch ein Sieg des Trainers", konstatierte Rosen vergnüglich, "die Umstellung mit Bebou hat Alfred toll gemacht."

Bis zum Seitenwechsel lief nicht allzu viel zusammen bei Hoffenheim. Fußballerisch bekamen die Schreuder-Schützlinge keinen richtigen Zugriff aufs Spiel, kamen kaum aus der eigenen Hälfte und taten sich generell mit der physischen Gangart der überzeugenden Königsblauen äußerst schwer. "Unsere defensive Umstellung war mit einem offensiven Gedanken verbunden", verriet Schreuder. Kevin Vogt rückte vom Sechser zurück in die Abwehrformation, Schalke vermochte somit im zweiten Abschnitt keine echten Chancen mehr zu kreieren, und für "Hoffe" ergaben sich dadurch entscheidende Räume fürs eigene Umschalt- und Konterspiel, die effizient genutzt wurden. "Es war bestimmt kein perfektes Spiel von uns", gab Bebou stellvertretend die Meinung der TSG-Protagonisten wieder, "aber wir haben heute das Beste daraus gemacht."

In der Tat: Mit Leidenschaft, einer Portion Glück und reichlich Geschick schafften es die Hoffenheimer, den zweiten Heimdreier nach dem 3:2 gegen Werder Bremen am zweiten Spieltag - und den enttäuschenden Resultaten gegen den SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach (jeweils 0:3) - einzufahren. Psychologisch betrachtet ging die Rechnung mit Kramarics Startelf-Einsatz auf. Der TSG-Cheftrainer sprach mit dem Kroaten vor dem Anpfiff, ob er sich ein Comeback von der ersten Minute an vorstellen könne. "Dass Andrej anfängt, war nicht nur gegen Schalke wichtig", hob Schreuder die Signalwirkung für die Mannschaft hervor. Der Daumen ging beim TSG-Rekordtorschützen hoch - eine für den Abend hilfreiche Entscheidung.

Über den Kramaric-Effekt redete auch Sebastian Rudy. "Wir freuen uns und auch der ganze Verein freut sich, dass Andrej wieder da ist. Phantastisch, er war vier Monate raus, sein Laufpensum, er war immer anspielbar, hat sich reingebissen und sich am Ende noch belohnt", schwärmte Rudy übers Comeback des Kollegen.

So kann’s für Hoffenheim weitergehen. Am Samstag (15.30 Uhr) bei Hertha BSC Berlin, dann im DFB-Pokal beim MSV Duisburg (29. Oktober) und zum Abschluss der Englischen Woche am 1. November zu Hause gegen Aufsteiger SC Paderborn. Ein Selbstläufer wird es für den Bayern- und Schalke-Bezwinger unnicht, zumal in dieser Bundesliga-Saison alles möglich zu sein scheint.

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