1899 Hoffenheim

Personallage ist vor dem Bundesliga-Start angespannt (Update)

In Köln startet Hoeneß seinen Bundesliga-Job - und dann kommt gleich der FC Bayern.  Sportchef Alexander Rosen hat großes Vertrauen in den Kader.

16.09.2020 UPDATE: 17.09.2020 15:42 Uhr 4 Minuten, 31 Sekunden
Sebastian Hoeneß. Foto: dpa

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Nicht alle Journalisten, die Holger Kliem aufrief, waren auch in der Leitung. Hoffenheims Pressesprecher zog bei der obligatorischen Telefonschalte vor dem Bundesliga-Auftakt kurzzeitig sogar einen Neustart in Erwägung, ehe im Medienraum in Zuzenhausen doch noch ein Lebenszeichen zu hören war. Und Kliem sich nicht beirren ließ: Wenn einer ausfiel, wählte er einfach den nächsten auf der Liste aus. Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß muss es vor dem Gastspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Köln genauso machen.

"Wir haben das eine oder andere Fragezeichen", sagt Hoeneß, der sich extra einen Zettel mit aufs Podium genommen hatte, um keinen angeschlagenen Profi zu vergessen. Die Personallage ist angespannt. Definitiv ausfallen werden Kapitän Benjamin Hübner, bei dem der 38-Jährige zuletzt noch auf einen Einsatz am Samstag gehofft hatte. Vergeblich.

Hoeneß über seinen Abwehrchef: "Das wird nicht reichen." Länger verzichten muss die TSG bekanntlich auch auf Havard Nordtveit und Konstantinos Stafylidis. Auch Robert Skov und Stefan Posch konnten in dieser Woche noch nicht mit dem Tram trainieren. Kürzer treten mussten zudem Christoph Baumgartner, Pavel Kaderabek und Andrej Kramaric. "Bei ihm hat es ein bisschen gezwickt im Leistenbereich", berichtet Hoeneß über den für Hoffenheim so wichtigen Vizeweltmeister. Beim Kroaten, der in der vergangenen Saison immer wieder verletzt passen musste, wolle man besonders vorsichtig sein. So oder so: "Wir werden eine schlagkräftige Mannschaft auf dem Platz haben", ist Hoeneß überzeugt.

Selbst im Worst Case – also ohne Acht – werde man "mit aller Macht" in die Domstadt fahren und versuchen, die ersten Punkte der Saison mitzunehmen. Da in der nächsten Woche gleich mal Triple-Sieger Bayern München in Sinsheim vorbeischaut (Dann vor 6030 Zuschauer in der PreZero Arena; in Köln sind es 9200) und anschließend mit Frankfurt und Dortmund zwei weitere schwere Aufgaben warten, wäre ein Erfolgserlebnis am Samstag umso wichtiger. Oder, Herr Hoeneß? "Erfolgserlebnisse sind immer wichtig, weil sie helfen den Prozess zu beschleunigen, Dinge zu entwickeln. Unabhängig vom Auftaktprogramm."

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Geholfen hat also auch der Sieg am vergangenen Sonntag. Nach einem harten Kampf beim Viertligisten Chemnitzer FC zog "Hoffe" nach Elfmeterschießen in die zweite Pokalrunde ein. Er habe durchaus etwas länger gebraucht, um nach seinem turbulenten Pflichtspieldebüt einzuschlafen, verriet der TSG-Trainer, der dann dafür aber umso besser geschlafen habe. "Da war schon sehr viel drin", erinnert er an Verletzungen, nicht gegebene Elfmeter, Führung und Rückstand sowie das Auf und Ab im entscheidenden Elfmeterschießen. "Wichtig war es in erster Linie weiterzukommen, aber natürlich bietet solch ein Spiel auch die Möglichkeit, Dinge aufzuarbeiten und besser zu machen." Dies sei in dieser Woche bereits geschehen.

Eine der Haupterkenntnisse: "Wir müssen vom Fleck weg mehr Tempo ins Spiel bringen, das wird gegen Köln ganz maßgeblich sein", glaubt Hoeneß. Im übertragenen Sinne gilt das auch für die anstehende Saison: Der Kaltstart soll unbedingt vermieden werden. "Für uns wie für alle anderen Mannschaften, die noch in der Findungsphase sind, geht es darum, gut reinzukommen." Dafür brauche man Spiele – und im besten Fall siegreiche Spiele. Denn Erfolgserlebnisse helfen – auch beim Schlafen.

Update: Donnerstag, 17. September 2020, 20.05 Uhr


Zuzenhausen. (dpa) Ins 13. Bundesliga-Jahr startet die TSG 1899 Hoffenheim mit Vorschusslorbeeren für den neuen Trainer Sebastian Hoeneß - und einigen Personalsorgen. Der 38-Jährige brauchte bei der Pressekonferenz am Donnerstag einen Zettel, um keinen verletzten oder angeschlagenen Spieler vor der Auftaktpartie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Köln zu vergessen. Und dennoch: Die Kraichgauer gehen als Europa-League-Teilnehmer und damit erneuter Anwärter auf das internationale Geschäft in die Runde.

Das sieht auch Lothar Matthäus so. Der Weltmeister von 1990 sagte bei "Bild" über den Neffen von Uli Hoeneß und Sohn von Dieter Hoeneß: "Ich kenne Sebastian, er ist sehr ehrgeizig. Das zeichnet die Familie Hoeneß ja unter anderem aus." Allerdings müsse Hoeneß den großen Sprung vom Chefcoach des Drittliga-Meisters FC Bayern München II ins Oberhaus erst mal meistern. "Das wird nicht einfach, zumal der Name Hoeneß Druck erzeugt", sagte der deutsche Rekordnationalspieler.

"Ich freue mich einfach", sagte Hoeneß vor seiner Premiere im Oberhaus. "Es bleibt aber wirklich keine Zeit, das in einen großen Zusammenhang mit meiner Person zu stellen." Nach dem Auftakt beim Team des früheren Hoffenheimer Trainers Markus Gisdol geht es im ersten Heimspiel am 27. September gleich gegen den FC Bayern München. 6030 Zuschauer sind dann in der Arena in Sinsheim zugelassen, wie die TSG am Donnerstag mitteilte. In Köln spielt die TSG vor 9200 Fans - allerdings ohne Anhänger aus Hoffenheim, da Auswärtsfans weiter nicht zugelassen sind.

Die Generalprobe für den Bundesliga-Start lief allerdings mehr als holprig für die Hoffenheimer. Im DFB-Pokal setzte sich die TSG erst im Elfmeterschießen beim Regionalligisten Chemnitzer FC durch. "Es ist ganz maßgeblich, dass wir dieses Mal einen besseren Start hinlegen", forderte Hoeneß, der das Tempo in den Aktionen seines Teams vermisste - "und nach dem 1:1 haben wir die Struktur verloren".

Weiter verzichten muss der TSG-Coach auf Kapitän und Abwehrchef Benjamin Hübner (Sprunggelenkverletzung). Zudem fallen der Langzeitverletzte Havard Nordtveit und Kostas Stafylidis aus, der an der Schulter operiert werden muss. Noch nicht im Training diese Woche waren die angeschlagenen Robert Skov und Stefan Posch. Bisher nur reduziert trainieren konnten Pavel Kaderabek, Christoph Baumgartner und Andrej Kramaric. "Ihn hat es ein bisschen im Leistenbereich gezwickt", sagte Hoeneß über den für Hoffenheim so wichtigen kroatischen Vize-Weltmeister.

Nachdem die TSG in Sebastian Rudy nur einen Stammspieler verloren und Langzeitverletzte wie Ishak Belfodil oder Leihspieler wie Kevin Vogt zurückbekommen hat, spricht Sportchef Alexander Rosen von einer "sehr gesunden Stabilität im Kader". Hoeneß muss also keinen Neuaufbau leisten wie im Jahr davor sein Vorgänger Alfred Schreuder. "Ich habe einfach großes Vertrauen in die sportlichen Qualitäten und in den Charakter unserer Jungs", betonte Rosen zuletzt.

TSG 1899 Hoffenheim mit 6030 Zuschauern gegen den FC Bayern

Die TSG 1899 Hoffenheim plant ihr erstes Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Bayern München am 27. September mit 6030 Zuschauern. Dies gab der nordbadische Bundesligist am Donnerstag bekannt. In Abstimmung und auf Basis des erarbeiteten Hygienekonzepts mit dem Gesundheitsamt Heidelberg und dem Ordnungsamt Sinsheim erhielten die Kraichgauer die Genehmigung für die Fan-Rückkehr in die Sinsheimer Arena, die 30 150 Besucher fasst. Die Tickets werden unter Dauerkarteninhaber der vergangenen Saison verlost.

Die Bundesländer hatten sich am Dienstag auf eine einheitliche Regelung zur Fan-Rückkehr verständigt, die den deutschen Proficlubs in den kommenden sechs Wochen eine Auslastung von 20 Prozent der jeweiligen Stadion- oder Hallenkapazität erlauben soll. Die baden-württembergische Landesregierung verkündete daraufhin, ihre Corona-Verordnung noch in dieser Woche entsprechend überarbeiten zu wollen.

Update: Donnerstag, 17. September 2020, 17.55 Uhr


Zuzenhausen. (dpa) Hoffenheims neuer Cheftrainer Sebastian Hoeneß will beim Fußball-Bundesligisten eine neue Spielidee entwickeln. "Grundsätzlich ist es so, dass wir mitten in dem Prozess sind, eine Idee zu implementieren. Wir sind erst in der Anfangsphase", sagte er im Interview mit dem Clubmagazin "Spielfeld", das am Freitag erscheint.

Er habe bereits eine Entwicklung erkannt, betonte aber: "Innerhalb dieser Idee gibt es gewisse Grundsätze und Prinzipien, die dann auch klar definiert sind. Aber es gibt immer eine gewisse Flexibilität, es muss auf dem Rasen ja Raum geben für Kreativität."

In der vergangenen Saison hatte Hoeneß mit der U23 des FC Bayern München als Aufsteiger überraschend die Meisterschaft in der 3. Liga gewonnen. Nun hat er seine erste Trainerstelle im Profibereich angetreten. "Es ist ein unglaubliches Jahr. Wahrscheinlich das turbulenteste, das ich bisher erlebt habe", sagte Hoeneß.

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