1899 Hoffenheim gegen Dortmund

Beste Laune und "wilde Erinnerungen" an den BVB

Hoffenheims "Nagelsmänner" suchen am heutigen Samstagabend den perfekten Jahresabschluss im Revier von Borussia Dortmund

15.12.2017 UPDATE: 16.12.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Szene aus dem letzten Duell: Andrej Kramaric verwandelte am 6. Mai 2017 den Elfer gegen Roman Bürki zum 1:2-Anschlusstreffer. Es war das "Endspiel" um Rang drei. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Julian Nagelsmann war am Freitag in Plauderlaune. Bis auf seine mittelfristige berufliche Zukunft ließ der Hoffenheimer Cheftrainer am Freitag bei der offiziellen Pressekonferenz keinen Themenstrang weg. Der BVB unter Peter Stöger, die eigene Mannschaft, deren Entwicklungsstand anno 2017, die jüngsten Komplimente von Dietmar Hopp, die Erinnerung an den aus TSG-Sicht legendären 18. Mai 2013, der bevorstehende Weihnachtsurlaub, die Friseurin und eigene Kleiderordnung standen beim Potpourri aus Rück- und Vorausblick auf der Agenda.

Vor dem Bundesliga-Topspiel am heutigen Samstag zwischen Borussia Dortmund und der TSG 1899 Hoffenheim (18.30 Uhr/Sky) erbrachte der begehrte Fußballlehrer einmal mehr den Beweis, dass er ein wahrer Entert(r)ainer ist. Langweilig ist jedenfalls anders.

Hintergrund

Der BVB liegt vorne

Insgesamt 20 Mal trafen der BVB und die TSG in der Bundesliga und im DFB-Pokal aufeinander. Die bisherige Bilanz spricht für Schwarz-Gelb: Neun Siege, sieben Unentschieden und vier Niederlagen (Torverhältnis: 33:26) gab’s aus Sicht des

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Der BVB liegt vorne

Insgesamt 20 Mal trafen der BVB und die TSG in der Bundesliga und im DFB-Pokal aufeinander. Die bisherige Bilanz spricht für Schwarz-Gelb: Neun Siege, sieben Unentschieden und vier Niederlagen (Torverhältnis: 33:26) gab’s aus Sicht des Traditionsvereins. Unvergessen bleibt "Hoffes" 2:1 vom 18. Mai 2013. Dadurch wurde der Relegationsplatz im letzten Moment erreicht und wenig später der Ligaerhalt gegen den 1. FC Kaiserslautern gefeiert.

So könnten sie beginnen

Dortmund: Bürki - Toljan, Sokratis, Toprak, Schmelzer - Kagawa, Weigl, Guerreiro - Jarmolenko, Aubameyang, Pulisic.

Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Hübner - Kaderabek, Zuber - Grillitsch - Demirbay, Amiri - Uth, Gnabry.

Schiedsrichter: Osmers (Hannover). jog

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Auf die Frage, wie er denn die von Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp bei der TSG-Jahreshauptversammlung getätigten Äußerungen ("Wir müssen ihn irgendwann klonen") einzuordnen versuche, war der 30-Jährige um eine Antwort nicht verlegen. Klonen werde in der Öffentlichkeit ja sehr kontrovers diskutiert, unabhängig davon, ob es sich um Ernte, Schaf oder Mensch handeln würde. "Es ist natürlich ein schönes Kompliment", sagte Nagelsmann in typisch sprachgewaltiger Manier, "Gedanken würde ich mir machen, wenn er sagen würde: Hoffentlich ist der Penner bald vom Hof." Was - ginge es allein nach Arbeitgeber Hoffenheim - allerfrühestens am 30. Juni 2019 passieren soll.

Nagelsmann lobte den Ballspielverein Borussia 09 und dessen "Zeitarbeiter" Peter Stöger in den höchsten Tönen. "Es ist kein gänzlich neuer BVB", analysierte er die Dortmunder aufgrund seiner Beobachtungen beim jüngsten 2:0 bei Mainz 05, "sie stehen in einer tieferen Grundordnung als dies zuletzt unter Peter Bosz der Fall war. Das Umschalten nach eigenem Ballverlust ist wohl die augenscheinlichste Veränderung." Kollege Stöger habe mit dem 1. FC Köln über vier Jahre lang eine "außergewöhnliche Erfolgsstory" geschrieben, einen "richtig guten Job gemacht". "Hoffe" verspürt vor dem heißen Vorrundenabschluss keinen Riesendruck, könnte aber durchaus ein i-Tüpfelchen in der Liga setzen. "Wir geben noch mal Vollgas", versprach Nagelsmann, "wir würden gerne noch einen Dreier holen." Hoffenheim möchte den unmittelbaren Tabellennachbarn aus Westfalen auf Distanz halten. 29 Punkte zur Hälfte der Spielzeit wären lediglich zwei Zähler weniger als im sagenhaften vergangenen Jahr 2016/17, als die Königsklasse erstmals in der TSG-Historie in Reichweite rückte.

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Die Retrospektive auf den 18. Mai 2013 fiel bei Nagelsmann sehr facettenreich aus, der damals als Assistent von Markus Gisdol das legendäre 2:1 und die Basis zur ersten Rettungsmission miterlebt hatte. "Das sind wilde Erinnerungen, der BVB hätte in der Halbzeit mit 6:0 gegen uns führen können. Wir hatten alle schon eineinhalb Koffer für die Zweite Liga gepackt", so der lockere Erzähler Nagelsmann. Vor dem zurückgenommenen 2:2 der Schwarz-Gelben in der Nachspielzeit habe er wahnsinnig laut geschrien: "Ich glaube, der Schiedsrichterassistent hat noch heute Tinnitus."

Nein, so viel "Wahnsinn" und Emotionen brauche er nicht ständig. "Der Ausgang war schön, für meine Haare und Geheimratsecken war das aber kein gutes Spiel", witzelte der blonde TSG-Trainer. En passant gab’s sogar Anerkennung für die Friseurin aus Sinsheim-Rohrbach. Er habe sich darüber hinaus überlegt, ob er sich fürs Dortmund-Spiel eine neue Jacke kaufen solle, diesen grotesken Gedanken freilich in einem Klamottenladen wieder verworfen.

Nagelsmann differenzierte zwischen subjektiven und objektiven Eindrücken, die die vorläufige Halbzeitbilanz beeinflussen. Unstrittige Höhepunkte seien für ihn das Hinspiel gegen den FC Liverpool sowie das deutliche 4:0 gegen RB Leipzig gewesen. Und die größte Enttäuschung? "Unsere Ergebnisse in der Europa League werfen einen Schatten auf diese Vorrunde", sagte Nagelsmann messerscharf.

Nach dem Abschluss im Revier freut sich der Naturliebhaber aufs Ski- oder Snowboardfahren in Deutschland. Die Pause wird herbeigesehnt: Das letzte halbe Jahr war doch sehr anstrengend und aufregend für die "Nagelsmänner"!

Ach ja: "Fragen zu Dortmund" (TSG-Mediendirektor Christian Frommert) und der beruflichen Zukunft von "Jule" waren am Freitag ausdrücklich nicht erlaubt. Da sie kein Journalist stellte, blieb die Laune auf dem Podium bestens.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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