1899 Hoffenheim

Für Sergis Adamyan der "größte Tag meiner Karriere"

Armenier ist erst der sechste Spieler, der in der Allianz Arena gegen die Bayern doppelt trift

06.10.2019 UPDATE: 07.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Von Nikolas Beck

München. Nein, mit diesem Husarenstück war wirklich nicht zu rechnen. Dass ausgerechnet Sargis Adamyan, der vor zwei Jahren noch beim TSV Steinbach in der Regionalliga gekickt hat, mit zwei Treffern beim Startelf-Debüt die TSG Hoffenheim beim in den Münchner Freudenhimmel schießen würde, konnte niemand ahnen. Oder doch?

Benjamin Hübner berichtete nach dem 2:1-Auswärtssieg nur allzu gerne von einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Armenier, das unter der Woche im Training stattgefunden hatte. "Ich hab ihm noch gesagt, es wäre gut, wenn Du gegen die (Bayern) mal nen Doppelpack machst - da machst Du schön auf Dich aufmerksam." Aus der Blödelei wurde Realität. Und "Hübi" räumte ein: "Ich wusste nicht, dass er das so umsetzt, vielleicht versuche ich das in Zukunft häufiger."

Zunächst einmal gab es am Samstagabend aber andere Dinge zu klären. Zum Beispiel, was Adamyan für seine Kollegen nach dem Bilderbuchdebüt nun eigentlich springen lassen muss. Hübner, in der Rolle des TSG-Partybeauftragten: "Da geh ich jetzt gleich mal hin, da werde ich ganz schnell kreativ, da fällt mir was ein."

Der Held des Abend - Adamyan ist nach Jan Koller, Markus Rosenberg, Raffael, Daniel Ginczek und Dodi Lukebakio überhaupt er der sechste Bundesliga-Spieler, der in der Allianz Arena gegen die Bayern doppelt traf - schlug leisere Töne an. Vor allem, bei den Bayern drei Punkte mitnehmen zu könne, sei überragend. Aber natürlich freue sich 26-Jährige riesig über sein doppeltes Kunststück.

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Nachdem der armenische Nationalspieler am Vortag von Trainer Schreuder erfahren habe, dass er von Beginn an auflaufen dürfe, habe er sich "einfach nur darauf gefreut, hier spielen zu dürfen, probiert alles rauszuhauen - und ich denke, das ist mir ganz gut gelungen."

Zweifelsohne. Beinahe wäre dem Rechtsfuß sogar ein Hattrick gelungen. Schließlich hatte Adamyan schon nach vier Minuten das 1:0 auf dem Fuß, als er alleine auf Bayern-Keeper Manuel Neuer zulief, aber scheiterte. "Danach habe ich einfach versucht, positiv zu bleiben." Viel positiver hätten sich die anschließenden 76 Spielminuten für den Offensivmann, der in Armeniens Hauptstadt Jerewan als Sohn eines Schuhfabrikanten geboren wurde, kaum gestalten können. Bei seiner Auswechslung gab’s aus dem "Hoffe"-Block stehende Ovationen.

Adamyans Einstellung beeindruckt auch TSG-Manager Alexander Rosen: "Er hat von Tag eins bei uns alles reingehauen, egal ob im Training, wenn er bei der U23 Spielpraxis gesammelt hat oder bei seinen Kurzeinsätzen in der Bundesliga." Als "Herausforderer" für einen Kaderplatz holte die TSG Adamyan im Sommer für 1,5 Millionen Euro von Zweitligist Regensburg.

Ein ähnliches Modell hatte Hoffenheim schon drei Jahre zuvor mit Kerem Demirbay erfolgreich praktiziert. "Strategische Kaderplanung" nennt das Rosen, für den der "traumhafte Einstand" seiner Nummer 23 nicht ganz überraschend kommt. Man könne Adamyans Entwicklung tagtäglich im Training mitanschauen, so Rosen.

Adamyan sprach in in München mit heiserer Stimme "vom lautstarken Torjubel". Auf einen Trikottausch mit den großen Bayern-Stars verzichtete er. Viel lieber will er sich das Jersey vom "größten Tag meiner Karriere" eingerahmt zu Hause in Heidelberg an die Wand hängen.

Ort des Geschehens

Bleibt eigentlich nur noch zu klären, was der Bayern-Schreck nun ausgeben muss? Adamyan lächelte: "Ich bin ab morgen erst mal bei der Nationalmannschaft." Für ihn geht es von der ganz großen zurück auf eine der ganz kleinen Fußball-Bühnen: am Samstag mit Armenien nach Lichtenstein. Adamyans Rückkehr ins Rampenlicht gilt nach dem "Wiesn-Wahnsinn" aber als gesichert.

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