1899 Hoffenheim

Das sagen die Fans zur Trennung von Trainer Schreuder

"Zu viel Stevens, zu wenig Nagelsmann" - Kritik am Spielstil

11.06.2020 UPDATE: 12.06.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 18 Sekunden
Und tschüss: Nach nicht einmal einem Jahr muss sich Trainer Alfred Schreuder von der TSG 1899 Hoffenheim wieder verabschieden. Foto: dpa

Von Eric Schmidt

Sinsheim-Hoffenheim. Der fliegende Holländer? Es war klar, dass irgendjemand diesen Vergleich bemühen würde. Sportwette.net, das Sportwetten-Ratgeberportal, hat es getan, als es die Entlassung von Trainer Alfred Schreuder bei der TSG 1899 Hoffenheim kommentierte. Was halten die "Hoffe"-Fans von der Trennung vier Spieltage vor Saisonende? Und wie soll es weitergehen beim Fußball-Bundesligisten aus dem Kraichgau? Die RNZ hat sich umgehört.

Raimund Lietzau. Foto: privat

> Raimund Lietzau, Ex-"Hoffe"-Coach und "Hoffe"-Fan aus Angelbachtal: "Ich war selbst lange genug Trainer, um zu wissen: Zu Hause musst du der Herr im Hause sein. Das war in dieser Saison einfach nicht der Fall. Wenn du so viele Punkte liegen lässt und so oft daheim verlierst, dann laufen dir die Leute weg, dann kommen irgendwann keine Zuschauer, keine Sponsoren und Vips mehr. Auch an der Spielweise gab es viel Kritik. Ich hätte Alfred Schreuder ein Jahr für den Umbruch zugestanden. Er hat ein schweres Erbe angetreten, nicht nur wegen seines Vorgängers Julian Nagelsmann, sondern auch wegen der vielen Abgänge, die es vor der Saison gab. Aber du musst als Trainer auch ein Diplomat sein. Der Zeitpunkt der Entlassung ist überraschend, aber die Trennung ist nachvollziehbar. Wer Nachfolger werden könnte? Schwer zu sagen. Ich glaube, dass der ein oder andere Kandidat in der Pipeline ist. Vielleicht wäre Hannes Wolf ein geeigneter Mann. Er ist jung, er hat sich bereits die Hörner abgestoßen. Mein persönlicher Favorit sitzt bei Hertha BSC fest im Sattel: Bruno Labbadia. Er ist ein erfahrener Trainer und kann sehr gut mit jungen Spielern umgehen."

Geert Houtakkers. Foto: privat

> Geert Houtakkers, "Hoffe"-Fan aus Hilsbach: "Ich war völlig überrascht, dass mein Landsmann Alfred Schreuder gehen musste. Hoffenheim ist Tabellensiebter und ganz nah an der Europa League dran. Da Bayern und Leverkusen im DFB-Pokalfinale stehen, reicht am Ende auch Platz sieben. Man muss bedenken, dass im vergangenen Jahr vier der besten Spieler weggegangen sind, adäquater Ersatz ist nicht gekommen – da ist eine Platzierung zwischen sechs und zehn eine sehr gute Leistung. Über die Spielweise kann man sicherlich streiten. In Holland sagt man: Man muss die Riemen rudern, die man hat. In Hoffenheim war das Personal im Vergleich zu den Vorjahren einfach nicht mehr so stark. Klar, die Zuschauer wollen Tore sehen und Angriffsfußball. Aber man muss die Kirche im Dorf lassen – mehr ist mit diesem Kader nicht drin. Peter Bosz wäre für mich ein guter Trainer für Hoffenheim. Er macht gute Arbeit und mag Angriffsfußball."

Norbert Schell. Foto: privat

> Norbert Schell, "Hoffe"-Fan aus Östringen-Tiefenbach: "Für Alfred Schreuder persönlich tut es mir weh. Er ist nett und sehr menschlich rübergekommen. Die Trennung ist aber absolut nachvollziehbar. Alexander Rosen hat von unterschiedlichen Ansichten in der ,Ausrichtung’ gesprochen. Die Ausrichtung beim 2:2 in Düsseldorf war eine Mannschaft, die mit einem Altersdurchschnitt von 27,4 Jahren eine der ältesten in der Bundesliga-Geschichte der TSG war. Das ist völlig atypisch für Hoffenheim. Bis auf Christoph Baumgartner, den er bringen musste, saßen alle Jungen auf der Bank. Alfred Schreuder hat sie nicht eingesetzt. Dem Dennis Geiger wurde Sebastian Rudy vorgesetzt – er wäre das nächste Opfer geworden und gegangen. Letztlich ist der Trainer an der Personalie Rudy gescheitert. Was die Spielweise betrifft, so war sie unansehnlich und hatte nicht im Entferntesten mit dem zu tun, für was ,Hoffe’ steht. Es war zu viel Huub Stevens, zu wenig Nagelsmann und leider viel zu wenig Ajax. Alexander Rosen hat gesagt: ,Leinen los’. Für mich bedeutet das, dass wieder offensiv gespielt werden soll. Und wenn es in den letzten vier Spielen gut geht, kriegt ein junger Trainer wie Kaltenbach vielleicht eine Chance. Er hat mit Nagelsmann zusammengearbeitet, er spielt offensiv – warum soll er es nicht machen, wenn es läuft?"

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Harry Hack. Foto: privat

> Harry Hack, "Hoffe"-Fan aus Waibstadt: "Attraktiver Fußball war es nicht, den Hoffenheim dieses Jahr gespielt hat. Ich hab’ zu Hause vor dem Fernseher oft zur Konferenz umgeschaltet, weil ich es mir nicht anschauen konnte. Alfred Schreuder ist sicherlich kein Julian Nagelsmann, ihn aber vier Spieltage vor Saisonende zu entlassen, ist schon ein bisschen überraschend. Letztlich sollten wir froh sein, einen Bundesligisten vor Ort zu haben, das ist doch schön. Man muss nicht immer in Europa spielen, für die Europa- oder Champions League ist der Kader nicht stark genug. Vielleicht wäre ja Tedesco jemand. Er war schon hier und kennt den Verein."

Frank Puritscher. Foto: cla

> Frank Puritscher, Beisitzer beim "Hoffe"-Fanclub Kellerfreunde: "Für mich kam die Trennung absolut überraschend. Sie erinnert mich an den Fall Stanislawski, der vor ein paar Jahren auch völlig ohne Not entlassen wurde. Hoffenheim ist Siebter und kann sich für die Europa League qualifizieren. Aber es ist schwierig, hinter die Kulissen zu schauen, wir wissen nicht, was vorgefallen ist. Man kennt so etwas ja auch von anderen Vereinen. Ich hätte es Alfred Schreuder gegönnt, weiterzumachen. Er hat ein schweres Erbe angetreten. Wenn er gewusst hätte, welche Spieler alle gehen, hätte er es sich vorher vielleicht nochmals überlegt, nach Hoffenheim zu kommen. Attraktiver Fußball wurde nicht gespielt, das muss ich schon sagen – ich hab’ mich manchmal auch gefragt: Warum bin ich jetzt nicht zu Hause? Wenn ich als Trainer aber nicht den entsprechenden Kader habe, kann ich auch nicht den Fußball spielen lassen, den ich selber vielleicht will. Der neue Trainer sollte auf jeden Fall wieder offensiver spielen."

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